Interview Fallschirmjäger Patrick Thimm „Zweifel habe ich keine“

Patrick Thimm verbringt mit seinen Kameraden Weihnachten dieses Jahr im Einsatz im Irak.

 Patrick Thimm ist derzeit im Irak stationiert.

Patrick Thimm ist derzeit im Irak stationiert.

Foto: Mario Leinen

Könnten Sie sich kurz vorstellen?

Thimm Ich bin Oberstabsgefreiter Patrick Thimm, 29 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter. Soldat bin ich seit Oktober 2012 und schon immer am Standort Zweibrücken.

Ist es Ihr erster Auslandseinsatz?

Patrick Thimm Nein, ich war 2011 schon für vier Monate im Auslandseinsatz in Afghanistan.

Mit welchen Gefühlen, vielleicht auch Ängsten, blicken Sie dem Einsatz entgegen? Waren Sie schon einmal so weit von der Heimat weg.

Thimm Durch meinen Auslandseinsatz 2011 kenne ich das Gefühl lange von zu Hause weg zu sein. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, ich weiß, dass meine Kameraden und ich sehr gut auf diesen Einsatz vorbereitet wurden und was ganz wichtig ist, ich weiß, dass ich mich auf meine Kameraden verlassen kann.

Wie schwer fällt die Trennung von der Familie? Wird es Tage geben an denen die Trennung besonders schwer fällt?

Thimm Bei diesem Einsatz wird es schon etwas anders sein als beim vorherigen. Ich habe mittlerweile eine sechsjährige Tochter, da fällt die Trennung natürlich schwer. Besonders zur Weihnachtszeit wird es sicherlich schwierig, vor allem, da es das erste Weihnachten ist an dem ich von meiner Tochter und meiner Frau getrennt sein werde.

Nehmen Sie einen persönlichen Gegenstand aus der Heimat mit? Wenn ja, welcher ist es und was verbinden Sie mit ihm?

Thimm Ich werde eine Sofadecke mitnehmen. Um diese „kämpfen“ meine Tochter und ich jeden Abend. Ich nehme damit einfach ein Stück Heimat und Erinnerungen mit. Die Decke werde ich natürlich meiner Tochter überlassen und mir genau dieselbe kaufen.

Haben Sie ihr Testament gemacht? Haben Sie andere Vorkehrungen getroffen für den Fall, dass Sie nicht zurückkehren?

Thimm Natürlich habe ich ein Testament gemacht. Ich möchte, dass alles geregelt ist. Außerdem habe ich meine Familie für den schlimmsten Fall zusätzlich finanziell abgesichert. Es wäre schon schwer genug für meine Familie, daher muss alles andere geregelt sein.

 Kamen Ihnen je Zweifel an (vergangenen oder jetzigen) der Mission, beziehungsweise können Sie sich vorstellen, dass solche Zweifel aufkommen? Wenn ja: wie begegnet man diesen Zweifeln?

Thimm Zweifel habe ich keine. Natürlich lässt man seine Familie nicht gerne ohne den Vater in der Heimat, aber ich bin Soldat und meine Familie und ich wissen genau, dass Auslandseinsätze für uns dazu gehören. Wichtig ist hierbei, auch wenn es einmal schlechte Tage geben sollte, dass man sich mit seinen Kameraden austauscht um Dinge einfach mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Wie wichtig ist Ihnen der truppeninterne Zusammenhalt für solch eine Mission und das Zusammenleben auf engem Raum?

Thimm Der Zusammenhalt ist extrem wichtig. Bei uns Fallschirmjägern ist dieser Zusammenhalt und die Kameradschaft besonders ausgeprägt. Es ist einfach wichtig, dass man sich auf seinen Nebenmann zu einhundert Prozent verlassen kann. Und das kann ich.

Wird es Urlaub geben, werden Sie also zwischenzeitlich in die Heimat zurückkehren können?

Thimm Derzeit ist kein Urlaub geplant. Selbst wenn es welchen geben sollte, würde ich ihn nicht in Anspruch nehmen, denn man kann sich vorstellen, dass die Belastung für die Familie dadurch noch höher wird. Es reicht, wenn man einmal auf Wiedersehen sagt.

Wie schätzen Sie die physische Belastung des Einsatzes ein? Wie groß die mentale Belastung?

Thimm Körperlich, sollte das für mich kein Problem sein. Als Fallschirmjäger haben wir auch wenn kein Einsatz ansteht eine sehr gute Fitness. Natürlich spielt die Trennung von der Familie hier mental eine Rolle. Da ist es wichtig, dass man Kameraden hat auf die man sich verlassen kann und auch die Verbindung nach Hause aufrecht erhält. Eine mentale Entlastung ist auch, dass meine Frau mit vielen anderen Frauen meiner Kameraden befreundet ist. Nicht zuletzt gibt es auch noch das Familienbetreuungszentrum, das sich um die Angehörigen der Soldaten im Einsatz kümmert.

Wie wurden Sie inhaltlich und körperlich auf den Einsatz vorbereitet?

Thimm Je nach Kenntnisstand und Fähigkeiten der Soldaten dauerte die Ausbildung zwei bis drei Monate. Zur Ausbildung gehörten unter anderem eine einsatzlandspezifische Ausbildung bei der Landeskunde und kulturelle Gegebenheiten erläutert wurden. Außerdem eine erweiterte Schieß- und Sanitätsausbildung, sowie der Erwerb von Führerscheinen für verschiedene Fahrzeugklassen. Körperlich, wie schon erwähnt, sind wir fit.

Die Mission steht auch unter dem Oberbegriff „Fähigkeitsaufbau“. Was ist ihr persönlicher Aufgabenbereich?

Thimm Meine Aufgabe wird es sein, für die Sicherheit meiner Kameraden zu sorgen. Diese sind als Ausbilder für die Führungskräfte der zentralirakischen Armee tätig.

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