Fair gehandelte Produkte in Victor's Genussladen in Zweibrücken Ein Regal für den fairen Handel

Zweibrücken · Rund zehn Jahre, nachdem der Zweibrücker Eine-Weltladen geschlossen wurde, hat Susanne Wolf jetzt zumindest einen Regalplatz gefunden. In Victor‘s Genussladen ist eine Auswahl an fair gehandelten Weltladen-Produkten erhältlich.

 Gleich am Eingang von Victor‘s Genussladen in der Zweibrücker Fußgängerzone hat Susanne Wolf ein „Eine-Weltladen-Regal“ eingerichtet.

Gleich am Eingang von Victor‘s Genussladen in der Zweibrücker Fußgängerzone hat Susanne Wolf ein „Eine-Weltladen-Regal“ eingerichtet.

Foto: Cordula von Waldow

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. In diesem Bewusstsein engagiert sich Susanne Wolf schon seit vielen Jahren für Waren aus fairem Handel und den Eine-Weltladen. „Ich habe vor 36 Jahren bereits in dem ersten Eine-Welt-Laden ausgeholfen, als dieser in Zweibrücken gegründet wurde“, erinnert sich die heute 63-jährige Zweibrückerin an das Minigeschäft in der Wallstraße mit dem alten Kohlenofen. Freunde von ihr hatten sie um Mithilfe gebeten und die hilfsbereite Pädagogin unterstützte dort in ihrer Elternzeit. Tochter Melanie nahm sie morgens mit in den Weltladen.

Als Susanne Wolf, heute in Altersteilzeit an der Breitwiesenschule, in den Schuldienst zurückkehrte, blieb die finanzielle Unterstützung. Sie zählt auf: „Ich kaufe meinen Kaffee dort. Außerdem Schokolade und verschenke meist ein Fresskörbchen mit den GEPA- oder El-Puente-Produkten aus garantiert fairem Handel.“ Es dürfe nicht sein, dass immer nur die Konzerne absahnten, während die Menschen in den ärmsten Ländern dieser Erde für ihre Arbeit nicht ausreichend entlohnt würden und oft nicht das Nötigste zum Leben hätten. Als das befreundete Ehepaar Spies, das den Eine-Weltladen in Pirmasens betreibt, sie vor gut zehn Jahren um Mithilfe für den Verkauf in Zweibrücken bat, sagte die Lehrerin zu. Von Zuhause aus handelte sie vorwiegend mit Lebens- und Genussmitteln. Ihre Kunden waren Freunde und Bekannte, Mitsänger aus dem katholischen Kirchenchor Heilig Kreuz oder dem Kammerchor, wo sie mitwirkt, sowie der eine oder andere Kollege.

Regelmäßig zum Weltgebetstag Anfang März bot sie passend zu dem jeweiligen Gastgeberland Waren aus fairem Handel an. Susanne Wolf bedauert: „Da läuft nicht viel. 100 Euro in einem Monat ist ein guter Umsatz, der Durchschnitt liegt niedriger.“

Nicht selten habe sie überlegt, ihr Engagement einzustellen und lieber Geld zu spenden, von dem dann nicht noch die handelsüblichen Abgaben und Steuern entrichtet werden müssen, sondern das ohne diesen Abzug unterstützt. „Dann werden die Menschen aber nicht sensibilisiert und aufmerksam auf die große Ungerechtigkeit in unserer Welt“, motivierte sie sich immer wieder aufs Neue.

Was blieb, war der Traum von einem eigenen Regal in einem Geschäft, das sie regelmäßig bestückt, um keine Mietkosten zu haben. „Das richtet sich dann an Menschen, die etwas Gutes tun wollen. Die wissen auch, dass der höhere Preis gerechtfertigt ist, was im selben Regal wie die deutlich günstigeren Konzern-Produkte oft untergeht.“

Mit ihrer Anfrage bei der Bürgerinitiative „ZW vernetzt“ kam auch dieser Stein ins Rollen. „Ich kenne einige Mitwirkende dort und finde toll, was da alles passiert“, zählt sie Aktionen auf wie die große Müllsammelaktion, das Mehrweg-Geschirr, die Nachdenktexte im Zusammenhang mit der Karikaturen-Ausstellung. „Ich will die Welt zumindest ein bisschen gerechter und besser machen“, hat sich die Pädagogin vorgenommen. Sie achte jetzt nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern auch beim Kleiderkauf vermehrt darauf.

Im Gedankenaustausch entstand die Idee, in Victor‘s Genussladen in der Zweibrücker Fußgängerzone nach einem Regalplatz zu fragen. „Herr Krieger ist so offen und hilfsbereit“, schwärmt Susanne Wolf. Denn Standgebühr kann sie nicht bezahlen und für den Genuss-Händler bedeuten die Weltladen-Produkte weniger Präsentationsplatz für seine Waren sowie eine zweite Kasse. Diese Ware kann daher nur bar bezahlt werden. „Er hat eigentlich nichts davon“, sucht die Weltladen-Ehrenamtlerin nach Lösungen wie einem Flyer, der für die fairen Produkte und den Genussladen wirbt. „Es wäre für beide schön, wenn sich das verbreitet“, hofft sie auf eine Win-Win-Situation. Obwohl Victor‘s eigenen Kaffee und Tee verkauft, darf sie sogar ihr Hauptzugpferd, Kaffee und Tee, mit ausstellen, dazu Trinkschokolade, Rohrzucker und Reis. Auf Weltladen-Süßigkeiten allerdings verzichtet sie von sich aus. Die Einnahmen fließen direkt an den Eine-Weltladen Pirmasens, einen gemeinnützigen Verein.

Aus einer Produktliste können Interessenten jedoch nach wie vor auswählen und telefonisch unter (0157) 75 24 31 87 oder per Mail unter susannewolf@t-online.de bei ihr bestellen. Bislang war sie damit rund einen halben Tag pro Monat beschäftigt. Jetzt pflegt sie zusätzlich regelmäßig das Regal in Victor‘s Genussladen.

Nun hofft Susanne Wolf nicht nur das Thema „Fairen Handel“ zu unterstützen, sondern neue Interessenten für ein Wirken für den Eine-Weltladen zu begeistern. Wenn sich Mitmacher finden, könnte womöglich der seit rund zehn Jahren geschlossene Weltladen in Zweibrücken wieder belebt werden.

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