Ex-Chefarzt hadert mit LVIM-Spitze

Zweibrücken · Damalige Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses haben laut Ex-Gynäkologie-Chef Dr. Peter Mayer frühzeitig Kritik an Klinikträger-Vorstand Rainer Wettreck geübt. Zweifel gebe es an der Kompetenz von Wettrecks bis heute aktivem Berater.

Mit deutlichen Worten kritisiert der vormalige Gynäkologie-Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken , Dr. Peter Mayer, die Führung des Klinikträgers LVIM (Landesverein für Innere Mission in der Pfalz). Mayer hatte Ende 2014 dem Krankenhaus gekündigt. Bereits da hatte er in einem Merkur-Bericht moniert, dass der LVIM monatelang nicht bereit gewesen sei, ernsthafte Gespräche über strukturelle Veränderungen in der Gynäkologie zu führen, um im Interesse der Patienten und Mitarbeiter die Arbeitsüberlastung einzudämmen.

Jetzt nennt Mayer weitere Details zu den Konflikten. Er habe gemeinsam mit Muyyad Al-Alime (damals Facharzt am Medizinischen Versorgungszentrum des Evangelischen Krankenhauses, heute sein Nachfolger als Chefarzt) LVIM-Vorstand Rainer Wettreck ein "Zwei-Chefärzte-Modell" vorgeschlagen, in dem beide "gleiche Rechte und Pflichten" gehabt hätten. "Wettreck hat sich damals geweigert, weil Al-Alime Moslem ist, das wurde ganz klar kommuniziert", sagt Mayer. Dann aber habe der LVIM "parallel mit Al-Alime verhandelt und ihm ein besseres Gehalt als mir angeboten". Dies habe er als "nicht fair" empfunden - zum einen, weil er sieben Jahre erfolgreich als Chefarzt gearbeitet habe. Zum anderen, weil er sogar angeboten habe, auf Geld zu verzichten, um die Strukturen für den LVIM kostenneutral verbessern zu können: "Ich wäre bereit gewesen, das Chefarzt- und das Oberarzt-Gehalt durch zwei zu teilen, sodass jeder die Hälfte der Gesamtsumme bekommt." Da zudem kein Ende der "riesigen Arbeitsbelastung" absehbar gewesen sei und nach einer ersten eingereichten Kündigung nichts passiert sei, habe er endgültig gekündigt, weil er die Verantwortung als Chefarzt unter diesen Umständen nicht mehr habe tragen können.

Der LVIM wollte am Freitag, auf Mayers Kritik angesprochen, keine Auskünfte zu "aktuellen und ehemaligen Beschäftigungsverhältnissen sowie zu internen Dienstgesprächen geben". Man wisse die fachlichen und persönlichen Kompetenzen des Jetzt-Chefarztes Muayyad Al-Alime zu schätzen. Weil er sich seit Januar hervorragend eingearbeitet und neue Impulse gesetzt habe, die die Abteilungen wesentlich profiliert hätten, habe man ihn vom Ärztlichen Leiter zum Chefarzt befördert.

Auch für den kompletten Austausch der Chefärzte-Riege am Evangelischen Krankenhaus innerhalb gut eines Jahres einschließlich Wechsel beider internistischer Chefärzte ans Zweibrücker Nardini-Klinikum macht Dr. Peter Mayer hauptsächlich die LVIM-Führung verantwortlich. Er halte dies für einen riskanten Kurs: "Es ist logisch, dass die Patienten sich dann ins Nardini-Klinikum orientieren!" Über die Motive des LVIM rätsele auch er. "Wir (Chefärzte ) haben uns nicht alles gefallen lassen", nennt Mayer eine mögliche Erklärung. Möglicherweise habe Wettreck aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit in Berlin ("da ist die Anonymität groß") auch unterschätzt, welch große Rolle der gute Ruf von Medizinern in einer kleinen Stadt wie Zweibrücken mit zwei stark konkurrierenden Krankenhäusern für die Patienten habe.

Der LVIM-Verwaltungsratsvorsitzende Manfred Sutter sei von Chefärzten "frühzeitig informiert worden, dass es mit Wettreck so nicht geht", sagt Mayer, "es ist aber nichts passiert". "Beide sind dem Ganzen nicht dienlich", findet Mayer. "Eigentlich kann mir das heute ja egal sein. Es tut mir aber weh für meine Mitarbeiter."

Auch Wettrecks schon seit 2013 tätigen externen Berater sieht Mayer kritisch: "Er hat sich nicht einmal wirklich für unsere Strukturen in Zweibrücken interessiert und mit den Chefärzten, sondern nur mit Wettreck gesprochen und hat mit Zahlen jongliert." Es habe lediglich eine Vorstellungsrunde mit den Chefärzten gegeben, "in denen der Berater deutlich angegangen worden ist, weil der Eindruck entstand, dass er keine profunden Kenntnisse von den Strukturen hatte". Kritik am Vorstandsberater weist LVIM-Sprecherin Susanne Liebold zurück: "An der fachlichen Qualifikation unseres Unternehmensberaters besteht für uns kein Zweifel. In die Begleitung der beschlossenen Konsolidierung und Neuausrichtung des LVIM bringt er seine Beratungserfahrung aus der Konsolidierung von Top-Unternehmen im Gesundheitsbereich, im industriellen Sektor wie auch in Kirche und Diakonie ein."

Derweil wundert Mayer noch etwas: "Letztes Jahr wurde uns im Haus immer gesagt, wie mies die Zahlen sind" - um dann Anfang Mai im Merkur zu lesen, dass Wettreck ein LVIM-Jahresergebnis von 2,8 Millionen Euro verkündete, "das beste der letzten zehn Jahre", zu dem auch das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken ein "deutlich positives Jahresergebnis" beigetragen habe, so Wettreck.

Abschließend liegt Mayer eins am Herzen, wie er betont: "Ich wünsche den Mitarbeitern alles Gute. Und ich werfe auch nicht mit Dreck auf meinen Nachfolger!", distanziert er sich von anonym lancierten Behauptungen in einem Presseorgan, niedergelassene Ärzte überwiesen weniger Patienten zu Al-Alime, weil dieser weniger Vertrauen genieße als er.

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