„Esel entschleunigen“

Zweibrücken · Im Wanderangebot der Volkshochschule Zweibrücken sind in letzter Zeit verstärkt Angebote aufgetaucht, bei denen Esel eine Rolle spielen. Verantwortlich dafür ist Eselzüchter Herbert Kallenbrunnen aus Ohrental.

 Herbert Kallenbrunnen mit Eseldame Stella und den erfolgreichen Absolventinnen des Eseldiploms Leonora (rechts) und Eliza. Foto: Katja May

Herbert Kallenbrunnen mit Eseldame Stella und den erfolgreichen Absolventinnen des Eseldiploms Leonora (rechts) und Eliza. Foto: Katja May

Foto: Katja May

Wenn man dieser Tage einen großen Mann mit Hut und vier Eseln über Felder und Waldwege rund um Zweibrücken-Land ziehen sieht, ist das wahrscheinlich Herbert Kallenbrunnen mit seinen Eseln Sam, Stella, Sky und Sunny.

Vor einem Jahr ließ sich der 61-Jährige bei der Volkshochschule Zweibrücken zum "Erlebniswanderführer Pfälzer Mühlenland" ausbilden. "Als es an die Prüfungswanderung ging, habe ich überlegt, was ich dafür Besonderes machen könnte", erinnert sich Kallenbrunnen. "Da sind mir meine Esel eingefallen." Seit zehn Jahren hält sich der ehemalige Personalratsvorsitzende der Zweibrücker Stadtverwaltung Esel auf seinem Anwesen im französischen Ohrental, nahe Hornbach. "Erst wollten wir nur einen, aber dann haben wir erfahren, dass man Esel nicht alleine halten kann und ein Pärchen genommen. Das Pärchen hat Nachwuchs bekommen und jetzt sind es vier", schmunzelt Kallenbrunnen.

Schon immer sei er von Eseln fasziniert gewesen, erzählt Kallenbrunnen: "Es sind sehr intelligente und gutmütige Tiere. Gleichzeitig sind sie aber auch unheimlich robust und belastbar." Einst träumte er davon, mit seinen Eseln den Jakobsweg zu bewandern: "Dazu hatte ich aber nie die Zeit." Stattdessen wandern sie jetzt gemeinsam durchs Pfälzer Mühlenland.

"Im Schnitt läuft ein Esel drei Kilometer pro Stunde", erklärt Kallenbrunnen, "sie sind somit die idealen Wanderpartner für alle Altersgruppen". Und Pausen sind beim Eselswanderungen auch garantiert. Denn dem saftigen Gras am Wegesrand oder dem Fallobst auf einer Wiese können die Vierbeiner nur selten widerstehen. "Esel entschleunigen und zwingen einen, die Langsamkeit zu entdecken. Ich selbst bin nicht unbedingt ein gelassener Mensch, aber Esel strahlen eine große Gelassenheit aus, die sich auf den Menschen überträgt", weiß Kallenbrunnen. "Die Esel halten einem sozusagen einen Spiegel vor", fügt seine Frau Sabine hinzu, "Geht man selbstbewusst voran, folgen die Esel, ist man aber unsicher, wird das Bild vom störrischen Esel, der nicht laufen will, schnell zur Wirklichkeit."

Die Geselligkeit kommt beim Wandern mit Eseln auch nicht zu kurz. "Durch die Esel habe ich sehr viele soziale Kontakte zu Menschen gewonnen, was mir sehr gut gefällt", erzählt Herbert Kallenbrunnen. Bei der "Wein-Brot-Käse-Tour" beispielsweise erwartet die Wanderer nach einer entspannten Wanderung im deutsch-französischen Grenzgebiet von Ohrental über Mauschbach und Dietrichingen ein gemütlicher Ausklang bei regionalen Köstlichkeiten. In einem zweistündigen Eseldiplom können Eselfans außerdem Genaueres über Haltung, Führung, Ernährung und Pflege lernen. Eine kurze Eselwanderung ist natürlich inklusive. Die beiden Sechsjährigen Leonora und Eliza sind voller Tatendrang dabei, striegeln und streicheln die Esel und führen sie gekonnt durch einen Hindernisparcours. Als Beweis für ihr Können verleiht Herbert Kallenbrunnen den beiden Eselführerinnen zum Schluss eine Urkunde.

vhs-zweibruecken.de

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