Es ist nicht alles schlecht

Mal ehrlich: Hätten Sie geglaubt, dass die arabischen Touristen wirklich nach Zweibrücken kommen? Ich nicht. Und selbst jetzt, wo die ersten Gäste nachweislich hier sind und es nach eigenem Bekunden auch bleiben wollen, kann ich es nicht so recht begreifen.

Wenn doch Familie Mahdi ein Haus in Paris hat, warum muss sie denn dann auch noch in Zweibrücken . . . Aber egal, Fakt ist, sie sind hier.

Da wäre es vielleicht einmal an der Zeit, sich vom Zweibrücker Minderwertigkeits-Komplex zu befreien. Gerade Einheimische schimpfen voller Verve auf ihre Vaterstadt und loben zweifelhafte Kommunen in der Nachbarschaft in den Himmel. Hier ist alles mies, anderswo ist alles viel besser. Offensichtlich sehen Außenstehende das anders. Und, um die Zweifler mal auf ihrer Ebene einzufangen, selbst ein mit vielen unschönen Assoziationen verbundenes Örtchen wie Bitterfeld verfügt laut Internet über diverse Hotels und sogar Ferienwohnungen - die teilweise schon längere Zeit existieren. Und im Vergleich zu dieser Perle von Sachsen-Anhalt hat Zweibrücken ja wohl tausendmal bessere Karten.

Als Zweibrücker kann man sich also im Bewusstsein, das gewisse Wasauchimmer für morgenländische Besucher zu haben (was die sonst so beneideten Orte in der Umgebung offenbar nicht haben), zufrieden die Hände reiben. Was man jedoch keinesfalls tun sollte, ist, sich zufrieden zurückzulehnen. Es gibt doch sicherlich Mittel und Wege, dass der eine oder andere Gewerbetreibende in Zweibrücken von den Besuchern profitiert: Lohnt sich vielleicht eine Sortimentserweiterung bei Edeka Ernst? (Wahrscheinlich nicht) Könnte man die Besucher vielleicht als Sponsor für einen Verein oder ein Event , etwa Pferderennen, gewinnen? (Fragen kostet nichts) Selbst die Krankenhäuser könnten die Besucher umwerben - die sicherlich nicht Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung sind und bereits jetzt von der Qualität unseres Gesundheitssystems überzeugt sind.

Gut, vielleicht funktioniert das alles nicht, und die Gäste bleiben für die Zweibrücker exotische Phantome - die gelegentlich vom nur ein bisschen weniger exotischen Werner Euskirchen durch die Stadt kutschiert werden. Dann taugen sie aber immer noch als Erinnerung daran, dass die Stadt doch nicht so unattraktiv ist, wie mancher meint.

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