„Es ist mir sehr nahe gegangen“

Zweibrücken · In „Ein Galgen für meinen Vater“ schildert Martin Bettinger die Beziehung zwischen ihm und seinem pflegebedürftigen Vater. Die emotionale Geschichte berührte gestern Abend bei der Lesung Bettingers die Zuhörer.

 Martin Bettinger bei seinem Vortrag gestern Abend im Pressezentrum des Merkur. Foto: Nadine Lang

Martin Bettinger bei seinem Vortrag gestern Abend im Pressezentrum des Merkur. Foto: Nadine Lang

Foto: Nadine Lang

Zehn Jahre liegt der Tod von Martin Bettingers Vater nun zurück, der ihn dazu veranlasste, einige Jahre später ein Buch darüber zu schreiben. Entstanden ist die Erzählung "Ein Galgen für meinen Vater", aus dem der saarländische Autor gestern Abend im Rahmen der Merkur-Lesung im Pressezentrum daraus vortrug. Fast eine Stunde lang erlebten die Zuhörer einen Querschnitt des Buches. In "Ein Galgen für meinen Vater" schilderte Martin Bettinger die Beziehung zwischen Vater und Sohn, teils gespickt mit Erfundenem, wie der Beruf des Vaters, teils mit wahren Begebenheiten, wie dessen Pflege. Im Buch wird ein Abschnitt im Leben zweier Menschen erzählt, in denen der Vater zum Pflegefall wird und der Sohn ihn bis zu dessen Tod begleitet. Ein Vater, der Zeit seines Lebens stark war und auch dem Tod so schnell nicht nachgeben will. "Meine Bücher brauchen immer einen starken erlebten Kern", erklärte Martin Bettinger zu Beginn der Lesung. Vielleicht mit ein Grund, weshalb die Erzählung so authentisch ist und die Zuhörer während der einen Stunde mitleiden und mitfreuen ließ. Trotz des ernsten Themas herrschte auch während der Lesung im Pressezentrum keine Trauerstimmung. Mucksmäuschenstill folgten die Zuhörer den Erzählungen Bettingers, die zwischen der Zeit der Pflege, aber auch der Vergangenheit, der Kindheit und Jugend des Sohnes wechselten. "Es geht um die Liebe zwischen Vater und Sohn und die Notwendigkeit, irgendwann Abschied zu nehmen", erklärte Bettinger. Und so gab es auch Momente zum Schmunzeln, etwa wenn der Vater nie vom "Altsein" sprach, sondern immer nur vom "Alt werden", selbst dann noch, wenn es mit dem aufrechten Gehen oder mit dem Autofahren nicht mehr klappte.

Trotz aller Ernsthaftigkeit überwog der Lebensmut und die positiven Erinnerungen in dieser Erzählung, in der Martin Bettinger ebenso seine Zuhörer daran teilhaben ließ, wie die Erschöpfung seiner selbst, die die Pflege eines Vaters mit sich bringt. Ein Thema, das vielen Menschen selbst wiederfährt und über das es manchmal gut tut, sich auszutauschen. So waren die Gespräche zwischen Autor und Zuhörern im Anschluss an die Lesung und in gemütlicher Runde groß. "Es ist mir sehr nahe gegangen", sagte Barbara Franke aus Zweibrücken über die Lesung. Die Vorsitzende des literarischen Vereins Zweibrücken sieht sich selbst mit einer ähnlichen Situation konfrontiert.

Auch Agnes Jung aus Zweibrücken zeigte sich beeindruckt. "Es war sehr schön, auch was er aus diesen Erlebnissen gezogen hat - Trauer aber auch Erleichterung. Er hat den Auszug sehr gut gewählt."

Das Buch "Ein Galgen für meinen Vater" von Martin Bettinger kann im Pressezentrum des Merkur, Hauptstraße 66, erworben werden. ISBN: 978-3-95602-010-0, Preis: 14,90 Euro.

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