Erschütternder Film über Prozess von 1961: „Der Fall Eichmann“

Zweibrücken · 1961 hielt der Prozess gegen den SS-Verbrecher Adolf Eichmann in Israel die Welt in Atem. Ein Spielfilm stellt die Ereignisse von damals mit prominenter Besetzung nach. Sehenswert machen ihn aber vor allem die erschütternden Originalaufnahmen.

Der Staat Israel gegen den Naziverbrecher Adolf Eichmann - dieser Prozess vor 55 Jahren hat in letzter Zeit im Kino und Fernsehen gleich mehrfach eine Rolle gespielt. "Der Staat gegen Fritz Bauer" beleuchtete, wie der von Burghart Klaußner herausragend verkörperte Bauer den israelischen Geheimdienst erst auf die Spur des getürmten Ex-SS-Obersturmbannführers nach Argentinien führte. Auch im ARD-Fernsehfilm "Die Akte General" spielt er eine Rolle.

Ausschließlich den Prozess, der mit einem Schuldspruch und der Todesstrafe endete, rückt nun der von der BBC produzierte Film "Der Fall Eichmann - Der Prozess des Jahrhunderts" (Koch Media) in den Mittelpunkt. Protagonisten sind Produzent Milton Fruchtman (Martin Freeman) und sein Regisseur Leo Hurwitz (Anthony LaPaglia), die den Prozess von April bis Dezember tagtäglich filmen und weltweit in 38 Ländern die Vorgänge präsentieren. Es geht um ihre Probleme bei den Dreharbeiten, so müssen die Kameras in den Wänden versteckt werden, aber auch Bedrohungen durch Nazis, denen sie sich ausgesetzt sehen. Es geht um die Fernsehkonkurrenz durch den ersten bemannten Raumflug mit Juri Gagarin und die Schweinebuchtinvasion in Kuba. Und um verschiedene Auffassungen, wie das Geschehen zu auf Zelluloid einzufangen ist. Denn während Fruchtman etwa den Kollaps eines Zeugen auf Band sehen will, klebt der von Eichmann besessene Hurwitz meist mit der Kamera am Angeklagten und hofft vergeblich auf eine Gefühlregung, ob der unfassbaren Taten, denen er beschuldigt wird. Dramaturgisch ist das alles nett aber auch recht aufgesetzt. Seine eigentliche Wucht erhält der Film durch die Originalaufnahmen von 1961, die er einbettet, Szenen aus Konzentrationslagern und von Massengräbern etwa und vor allem das, was die Zeugen hautnah über die ihnen widerfahrenen Nazigräuel berichten. Alleine das macht den Film mehr als sehenswert.

Der Fall Eichmann, Koch Media, 90 Minuten, Blu-Ray; Regie: Paul Andrew Williams

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