Erinnern, Gedenken, Lehren ziehen

Zweibrücken · Das Herxheimer Chawwerusch-Theater erinnerte in der Zweibrücker Karlskirche an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Der Beigeordnete Henno Pirmann mahnte an, dass man aus dem Geschehenen auch Lehren für heute ziehen sollte.

 Das Chawwerusch-Theater in der Karlskirche. Foto: Jörg Jacobi

Das Chawwerusch-Theater in der Karlskirche. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Reicht es, wenn Stolpersteine verlegt werden oder Theaterstücke aufgeführt werden? Reicht es überhaupt, diese Fragen zu stellen? Die Schlusssätze von Michael Bauer bei der Aufführung des Stückes "Gurs - Erinnern" klangen in der Karlskirche noch lange Sekunden nach, ehe die rund 60 Zuschauer mit dem Applaus begannen. Der Applaus endete erst, nachdem die Schauspieler und die Musiker das zweite Mal von der Bühne gegangen waren.

Und auch danach blieben die Zuschauer noch einige Zeit still sitzen, bevor sie sich leise von den Plätzen erhoben. Erst allmählich fanden sie wieder Worte. "Beeindruckend" und "eindrucksvoll", kommentierten sie das zuvor Gesehene. "Das hat man schon alles gehört. Aber es berührt einen doch, wenn man es so noch einmal vorgeführt bekommt", sagte Elisabeth Metzger, die nur bedauerte, dass nicht mehr Leute den Weg in die Karlskirche gefunden hatten.

Schließlich sollte mit der Aufführung des Chawwerusch-Theaters daran erinnert werden, was passiert ist, und der Menschen gedacht werden, denen Leid zugefügt worden ist, wie der Zweibrücker Beigeordnete Henno Pirmann bei der Begrüßung sagte. "Das Verschweigen tilgt die offensichtliche Schuld nicht", betonte Pirmann. Dem geschichtlichen Erbe könnten wir uns nicht entziehen. Die Erinnerung sollte Orientierung sein beim Umgang mit Flüchtlingen, mit hungernden oder beeinträchtigten Menschen. Deshalb müsse die Gesellschaft Verunglimpfungen und Hass "deutlich widersprechen".

Von Briefen inspiriert

Dieser Aspekt war auch in einer Szene aufgetaucht, als eine Person forderte, dass wieder Zucht und Ordnung herrschen sollte. Verbunden mit dem Satz, dass man andere Ansichten einem Bekannten in der Partei ja melden könne. "Dieses Grundmuster gibt es auch heute noch", meinte Zuschauer Paul Schmidt. Anlässlich der Deportation der pfälzischen, saarländischen und badischen Juden am 22. Oktober 1940 hat das Chawwerusch-Theater aus Herxheim die Szenenfolge "Gurs - Erinnern" für eine Gedenkveranstaltung des Bezirksverbandes Pfalz entwickelt. Dabei war die Schauspielerin und Autorin Felix S. Felix von historischen Biografien und Briefen inspiriert worden.

Die Szenen spielen zwischen dem Vorabend der Reichspogromnacht im November 1938, dem Tag der Deportation, als Gauleiter Josef Bürkel die Pfalz "rutzebutz judenfrei" melden wollte, bis zum Lageralltag. Dazu wurde auch der Weitertransport in die Vernichtungslager im Osten erinnert. Neben der Vorstellung der Schauspieler, Felix S. Felix, Miriam Grimm, Monika Kleebauer, Thomas Kölsch und Stephan Wriecz, dem Vortrag der Musiker Peter Damm (Sopransaxofon) und dem Beitrag von Michael Letzel (Akkordeon) sowie dem Autoren Michael Bauer beeindruckten die Fotos und Zeichnungen aus dem Lager in Südfrankreich.

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