Musik auf dem Reiterhof Ergreifendes aus Orient und Okzident

Zweibrücken · Bei „Klassik in Birkhausen“ waren dieses Mal das Damascus String Quintet sowie Laureen und Marlo Thinnes zu hören.

 Marlo und Laureen Thinnes begeisterten mit ihrer Persönlichkeit und ihrer hohen Musikalität.

Marlo und Laureen Thinnes begeisterten mit ihrer Persönlichkeit und ihrer hohen Musikalität.

Foto: cvw

„Außergewöhnlich“, „einmalig“, „Etwas ganz Besonderes!“ – so reagierten die mehr als 400 Zuhörer bei dem ausverkauften Konzert „Klassik in Birkhausen“, zu dem der gleichnamige Verein für Sonntag in die Reithalle des ehemaligen Trakehnergestüts eingeladen hatte. Drei Stunden lang erlebten die Gäste aus der weiten Region in einzigartigen Ambiente Musik vom Feinsten.

Für die zweite Runde von „Klassik in Birkhausen“ hatten Uwe Schlote, Inhaber des Gestüts Birkhausen, und der Saarbrücker Pianist Marlo Thinnes als musikalisch Verantwortlicher das Damascus String Quintett (DSQ) des Syric Expat Philharmonic Orchestra (Sepo) eingeladen. „Das ist eine Premiere, sie spielen zum ersten Mal in der Großregion“, kündigte Marlo Thinnes die fünf Musiker an, unter ihnen Raed Jazbeh. Der Bassist hatte syrische Musiker in ihrem Exil versammelt und 2015 das SEPO gegründet, in dem bis zu 80 Profis gemeinsam auftreten.

Für die meisten Besucher war es die erste Begegnung mit der fremdländischen Musik, die von dem Streichquintett meisterlich interpretiert wurde. Geschrieben wurden die acht vorgestellten Werke von jungen syrischen Komponisten, darunter auch der Konzertmeister des Orchesters und erste Geiger des Quintetts, Jehad Jazbeh, Jahrgang 1985.

In der Moderation von Sepo-Geschäftsführer Falko Hönisch erfuhren die Zuhörer viel über die syrische Musik sowie die einzelnen Kompositionen. Sie staunten, wie bunt und vielfältig die Musik ist. Auf eine Filmmusik einer jetzt in New York lebenden Komponistin Suad Budhnaq und die eher klassisch gehaltene Elegie von Nuri El Ruheinbany, der in Leipzig studiert hat, folgte mit Jorjina ein Stück in einem eigenen, orientalischen Rhythmus, den es im Westen gar nicht gibt. Rhythmisch-synkopisch, nervös und aufgeregt, klang es sehr fremd in deutschen Ohren. „Das liebliche Mädchen“ hingegen erinnerte die Zuhörer an ungarische oder jüdische Klezmer-Musik. Mit „Meereswellen“, einem Stück Programm-Musik am Ägyptischen Meer, endete der erste Konzertteil.

Nach der Pause faszinierten Marlo Thinnes und seine Ehefrau, die Sopranistin Laureen Stoulig-Thinnes, mit bekannten Werken vorwiegend aus Romantik und Klassik. Ganz in sich versunken, meist mit geschlossenen Augen ganz auf die Musik konzentriert, begeisterte die 32-jährige Sängerin, am Klavier begleitet von ihrem Mann, mit ihrer höchst wandlungsfähigen Stimme und ihrem großen schauspielerischen Talent. Bereits im Ave Maria von Bach-Gunot baute sie die Klänge von ganz zart bis zu einem kraftvollen, die gesamte Reithalle flutenden Crescendo auf. In der Arie „Glitter and be gay“ aus „Candide“ von Leonard Berstein spielte sie eine Prostituierte nach ihrer Vergewaltigung.

Gänsehaut-Momente zwischen den Liedern bescherte auch der vielfach international ausgezeichnete Pianist, etwa mit dem sehr selten aufgeführten „Jeux d‘eau“ (Wasserspiel) des französischen Komponisten Maurice Ravel. Mit zwei von Marlo Thinnes selbst komponierten, höchst anspruchsvollen Bearbeitung von Mozarts Türkischem Marsch, einer Jazz-Fantasy und einer „Konzertparaphrase“ endete die zweite „Klassik auf Birkhausen“. Das Publikum feierte die Musiker mit Begeisterungspfiffen und stehenden Ovationen und wurde mit dem französischen Lied „Grille“, einem Lied voller Hoffnung, als Zugabe belohnt. Das Ehepaar interpretierte es gemeinsam mit den beiden Töchtern Anuscha (7) und Mahault (5), die das musikalische Talent ihrer Eltern geerbt haben.

„Hingerissen und tief berührt“, würdigte Rolf Freidsam aus Siersburg die „tolle Auswahl der Stücke“, die niveauvolle Musikalität und Ausdrucksstärke aller Musiker. Wolfgang Toellner, Vorsitzender des Vereins „Homburger wollen helfen“, fand das Konzert „hervorragend“.

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