Kommunalpolitischer Frühschoppen beim Turnerjahrmarkt Riesen-Spendensumme, Riesen-Gegenwind

Zweibrücken · Beim kommunalpolitischen Frühschoppen wurde am Dienstag Bilanz gezogen – nicht nur hinsichtlich des Turnerjahrmarktes.

 Beim kommunalpolitischen Frühschoppen auf dem Turnerjahrmarkt diskutierten unter anderem die VTZ-Vorsitzende Gisela Alt (Mitte) und Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (links daneben).

Beim kommunalpolitischen Frühschoppen auf dem Turnerjahrmarkt diskutierten unter anderem die VTZ-Vorsitzende Gisela Alt (Mitte) und Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (links daneben).

Foto: Rainer Ulm

„Das haben wir lange nicht erlebt“, freute sich die Vorsitzende der Vereinigten Turnerschaft Zweibrücken (VTZ), Gisela Alt, als sie am Dienstagvormittag im Biergarten auf dem Festplatz nahe der Rennwiese den traditionellen kommunalpolitischen Frühschoppen eröffnete. Und die VTZ-Chefin meinte mit „lange nicht“ nicht nur die coronabedingte zweijährige Auszeit für das Pfingstvergnügen, das der Verein in diesem Jahr übrigens zum 99. Mal organisiert hatte. Nein, das verlängerte Wochenende sei „rundum gut gelaufen“, befand die Vorsitzende. „Die Leute kamen in hellen Scharen.“

Ihr Verein habe so viele Spenden erhalten wie seit 1971 nicht mehr, rechnete die Chefin vor, ohne allerdings genaue Zahlen zu nennen. Von dem Ereignis habe „auch die Stadt profitiert, ohne dass sie damit viel Arbeit gehabt hätte“, stellte die Vorsitzende mit einem schelmischen Blick auf den neben ihr sitzenden Zweibrücker Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) fest. Und sie fügte nicht ohne Stolz hinzu: Es gebe – wenn überhaupt – nur noch wenige Vereine, die Veranstaltungen einer solchen Größenordnung aus eigener Kraft stemmten.

Einen kleinen Seitenhieb gegen die Stadtverwaltung verpackte die VTZ-Chefin dann in den neckischen Satz: „Ich hoffe, dass der Stadt in Zukunft eher ein Licht aufgeht, bevor sie Lampen setzen lässt.“ Hintergrund: Die Zweibrücker Stadtverwaltung hatte kurz vor Beginn des Jahrmarkts auf dem Festplatz einige neue Bäume pflanzen und mehrere Lichtmasten errichten lassen, ohne die VTZ darüber zu informieren. Weshalb der Veranstalter die Standortverteilung der Schausteller und Anbieter kurzfristig ganz neu planen musste. Das hatte einige Akteure verärgert, weil sie nicht an ihren gewohnten Plätzen aufbauen konnten (wir berichteten). Ansonsten habe aber die Zusammenarbeit – insbesondere mit den Stadtwerken, dem Ordnungsamt und der Polizei – sehr gut geklappt lobte Alt.

Auf den Hinweis aus der Runde, wo denn in diesem Jahr die fliegenden Händler und vor allem der Fischwagen geblieben seien, antwortete Marktleiter Peter Stauch: „Der Fischhändler, der wirklich vermisst wurde, ist inzwischen an der Mosel mit einem eigenen, gut gehenden Geschäft sesshaft geworden, und von den fliegenden Händlern hat sich diesmal nicht ein einziger beworben.“

Auf die Frage von Alt-Bürgermeister Rolf Franzen (CDU), ob die Stadt der VTZ nicht wenigsten im kommenden Jahr, zum dann 100. Jubiläum des Turnerjahrmarktes, finanziell unter die Arme greifen wolle, bekam er von Oberbürgermeister Wosnitza glatt eine Abfuhr. „Wir müssen im nächsten Jahr einen ausgeglichen Haushalt vorweisen und dürfen keine zusätzlichen Kredite mehr aufnehmen.“ Deshalb werde es keinen „Etat geben, um den Turnerjahrmarkt zu betreiben“, erklärte der Zweibrücker Verwaltungschef, um sofort aufs nächste (Reiz-)Thema umzuschwenken. „Zweibrücken hat einen Sanierungsstau von 300 Millionen Euro, die wir in unsere Straßen investieren müssen.“ Deshalb solle „man sich keine Illusionen machen, dass es mit den Straßensperrungen und Umleitungen besser wird“, sagte Wosnitza.

Ihm sei klar, dass die Alte Ixheimer Straße, wo derzeit wegen des Abrisses mehrerer Häuser kein Durchkommen ist, „ein verkehrspolitisches Problem“ sei, räumte Wosnitza ein. Jedoch sei diese Sperrung notwendig, um Menschen vor Verletzungen zu schützen. Man müsse die wichtige „Einfallstraße“ auf einen Stand bringen, dass man sich wegen ihr „nicht mehr schämen muss“, argumentierte der Verwaltungschef. Auch an anderen Ecken der Stadt werde gebaut. „Das ist eine Dynamik, die nicht jeden glücklich macht. Bauen bringt eben Veränderungen mit sich.“

Wie bei der Umgestaltung des Parkbrauerei-Geländes zu einem Wohngebiet. Dort sind die Arbeiten wegen mehrere Einsprüche von Anliegern ins Stocken geraten. „Die meisten Bürger wollen, dass da was passiert, aber der Rechtsweg muss eingehalten werden“, stellte Wosnitza klar. Auch „die Diskussionen“ um die geplante Erweiterung des Fashion Outlets würden „hart“ geführt: „Inzwischen sind alle Kommunen um uns herum auf dem Kriegspfad“, konstatierte der Verwaltungschef. „Wir bekommen Riesen-Gegenwind.“

Einer seiner Amtsvorgänger, Alt-Oberbürgermeister Hans Otto Streuber (SPD), sprang ihm bei. Er hielt es für „skandalös“, dass Pirmasens gegen die Outlet-Erweiterung Stimmung macht. Offenbar wisse die dortige Stadtverwaltung gar nicht, wie sehr sie seit der Auflösung des Landkreises im Jahre 1972 von Zweibrücken profitiert habe, ereiferte sich der Alt-Oberbürgermeister. So seien Finanz-, Arbeits-, Kataster- und Gesundheitsamt nach Pirmasens gewechselt: „Jetzt ist Pirmasens die Beamtenstadt – wenngleich auch nicht mentalitätsmäßig.“ Eigentlich müsste Pirmasens für Zweibrücken ein Fest unter dem Motto „50 Jahre Subventionen nach Pirmasens“ ausrichten, anstatt gegen Zweibrücken zu kämpfen. Zumal „dort ohnehin nichts mehr zu retten ist“. Und auch bezüglich der Einsprüche der Parkbrauerei-Anwohner, die unter anderem die angeblich in ihrer Nachbarschaft geplanten „Wohntürme“ beklagen, machte sich Streuber Luft. „Das sind vierstöckige Häuser, die da entstehen sollen. Wohntürme gibt es in Shanghai, Hongkong und New York.“

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