Blauzungenkrankheit „Die Krankheit breitet sich schnell aus“

Zweibrücken · Verdacht auf Blauzungenkrankheit in Zweibrücken: Bauern-Chef Bißbort beruhigt. Für Menschen bestehe keine Gefahr.

 Die Blauzungenkrankheit greift um sich. Es gibt nachgewiesene Fälle in der Region Trier und Verdachtsfälle nahe Zweibrücken und im Saarpfalz-Kreis, diese müssen aber noch offiziell bestätigt werden.

Die Blauzungenkrankheit greift um sich. Es gibt nachgewiesene Fälle in der Region Trier und Verdachtsfälle nahe Zweibrücken und im Saarpfalz-Kreis, diese müssen aber noch offiziell bestätigt werden.

Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

„Blauzungenkrankheit“: Dieses Wort verursacht ein mulmiges Gefühl. Ist das ansteckend? Droht dem Konsumenten, der Fleisch verzehrt, Gefahr? Erstmals seit zehn Jahren ist diese Krankheit in Rheinland-Pfalz bei Rindern nachgewiesen worden – in der Region Trier. Ferner gibt es Verdachtsfälle in Zweibrücken und im Saarpfalz-Kreis (wir berichteten). Müssen sich die Menschen in unserer Region also Sorgen machen?

Uwe Bißborts Antwort ist klar und deutlich: „Nein!“ Der Vorsitzende des Bauern- und Winzer-Kreisverbandes Südwestpfalz erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: „Es besteht keine Ansteckungsgefahr für den Menschen. Fleisch und Milch erkrankter Tiere können bedenkenlos konsumiert werden.“ Bißbort sagt, es gebe unterschiedliche Typen der Blauzungenkrankheit. Derzeit grassiere der „Virustyp 8“ unter den Tieren. Dieser habe kein hohes Aggressionspotenzial. Anders sei es vor zehn Jahren gewesen, als die Krankheit letztmals in Rheinland-Pfalz nachgewiesen wurde. „Der damalige Typ war wesentlich aggressiver.“ Der derzeitige Typ 8 könne nicht mutieren und sich in der Intensität auch nicht verschärfen. Doch gilt auch für aggressivere Formen: Der Mensch kann sich damit nicht anstecken.

Bezüglich des Verdachtsfalls in Zweibrücken sagt Bißbort, er kenne den Hof. Er sei nicht direkt in Zweibrücken, sondern „in der Nähe der Stadt“, es handele sich um einen Milchviehbetrieb. Zu dem Verdachtsfall im Saarpfalz-Kreis könne er nichts sagen, der liege außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs.

Im Zweibrücker Fall sei das Virus durch eine Routineüberprüfung entdeckt worden. Die Blauzungenkrankheit sei „im Rheingraben, nahe Rastatt, erstmals aufgetaucht. Das war Mitte Dezember“, blickt der Bauernsprecher zurück. Die EU schreibe vor, dass um den Fundort ein Radius von 150 Kilometern gezogen wird. Diese Fläche wird dann zum Beobachtungsgebiet erklärt. Da die Südwestpfalz in dem 150-Kilometer-Radius rund um Rastatt liege, sei der Betrieb nahe Zweibrücken routinemäßig überprüft worden. „Dabei wurde der Virus entdeckt. Der betroffene Landwirt fiel aus allen Wolken“, berichtet Bißbort. Sein Kollege habe nichts geahnt, er habe dies auch gar nicht können. Man sehe es den betroffenen Tieren nicht an, sie zeigten zuerst keine Symptome.

„Man kann die Tiere dagegen impfen. Weil die Krankheit zehn Jahre lang nicht bei uns ausgebrochen, haben viele Landwirte darauf verzichtet“, sagt der Bauernverbands-Chef. Es gebe auch nur geringe Chargen des Impfstoffes. Die seien jetzt, wo die Krankheit ausgebrochen sei, natürlich im Handumdrehen vergriffen, es gebe wohl erst ab März oder April Nachschub. Vorgeschrieben sei die Impfung nicht. Jeder Betrieb müsse das eigenverantwortlich entscheiden.

Bißbort ist davon überzeugt: „Die Krankheit breitet sich schnell aus.“ Sie werde durch Gnitzen, auch „Bartmücken“ genannt, übertragen. „Man muss damit rechnen, dass die Krankheit weiter wandert. Irgendwann wird ganz Deutschland betroffen sein, danach greift sie sicher auf Nordeuropa über.“

Aber das sei eben deswegen kein Grund zur Panik, weil Menschen sich nicht anstecken könnten. Und die betroffenen Tiere können sich bei einer weniger aggressiven Variante des Virus auch gut davon erholen. Allerdings kann es etwa bei tragenden Tieren, die an einer schwereren Form dieser Krankheit leiden, zu Aborten oder Missbildungen kommen. Bißbort, der auch Vorsitzender der Tierseuchenkasse ist, vertritt die Meinung, dass das Virus „nicht als Seuche deklariert werden sollte, sondern als Krankheit“. Eben, weil eine Impfung dagegen möglich ist. Und weil zumeist die Auswirkungen nicht zu ernst sind.

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