Elena Beitelstein leistet FSJ an der Herzog-Wolfgang-Realschule plus Auf Umwegen zum Herzberuf

Zweibrücken · Die Bildungs- und Ausbildungskarriere von Elena Beitelstein verlief alles andere als geradlinig. Doch ihr Mut, immer wieder die Richtung zu korrigieren, führt sie schließlich zur Klarheit ihrer Bestimmung.

 Elena Beitelstein mit ihrem „Schatzkisten-Album“. Darin befinden sich Texte, Bilder und Basteleien, die sie von den Kindern geschenkt bekam, sowie zahlreiche Fotos.

Elena Beitelstein mit ihrem „Schatzkisten-Album“. Darin befinden sich Texte, Bilder und Basteleien, die sie von den Kindern geschenkt bekam, sowie zahlreiche Fotos.

Foto: Cordula von Waldow

Das Leben verläuft nicht immer in geraden Bahnen und manchmal bedarf es eines Schritts in eine scheinbar falsche Richtung, um den wahren Lebensweg zu erkennen. Diese Erfahrung hat auch Elena Beitelstein gemacht. Schon als Schülerin machte sie den Mund auf, sagte klar und deutlich ihre Meinung und handelte dementsprechend, wenn ihr etwas missfiel. Eine Eigenschaft, die nicht bei allen Erzieherinnen und Lehrern auf Gegenliebe stieß und entsprechende Konsequenzen nach sich zog.

So lag es nicht unbedingt an den Noten, dass der Traum von Abitur und Studium platzte. „Ich habe immer so mein Ding gemacht. Aber wenn ich wusste, jetzt gilt es, voll durchgezogen“, erklärt die junge Niederauerbacherin. Sie wollte Lehrerin werden und mit Verständnis für die Schüler und ihre Belange da sein. Aus eigener Erfahrung weiß Elena Beitelstein: „Wenn ein Schüler ein Verhalten zeigt, gibt es dafür einen Grund.“ Diesen hinterfragen, den Schüler als Mensch mit allen seinen Eigenschaften wahr- und annehmen, ihm Raum geben in seiner Entfaltung, war und ist ihr Traum.

Statt das Gymnasium zu beenden, wechselte der Teenager jedoch an die Berufsbildende Schule und machte ihr Fachabitur in Wirtschaft statt der angestrebten Soziologie. Gelangweilt quälte sie sich durch ihre Ausbildung als Bürokauffrau in einem Pirmasenser Schuhunternehmen. „Ich habe für mich den Sinn meiner Tätigkeit nicht gesehen,“ beschreibt sie ihre Erkenntnis, die sie trotz des Übernahme-Angebots kündigen ließ.

Noch immer wollte sie lieber mit jungen Menschen arbeiten und unternahm einen erneuten Versuch, die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Weiter gereift an Lebenserfahrung und Authentizität empfand sie den Umgang mit den erwachsenen Schülern teilweise als so wenig respektvoll, dass sie erneut die Segel strich.

Die Berufsberatung brachte sie auf die Idee, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Schule zu absolvieren. Die Zeit an der Herzog-Wolfgang-Realschule plus war dann im Anschluss eine der glücklichsten im Leben der heute 25-Jährigen. „Ich hatte nie das Gefühl zu arbeiten“, erinnert sie sich gerne zurück. Im Unterricht hospitierend, half sie zum Beispiel quer durch alle Klassen Schülern aus ganz unterschiedlichen Nationen dabei, den Lehrstoff zu verstehen und auf ihre Lernweise zu verinnerlichen, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Sie beschreibt ihre Empathie: „Ich habe ihnen zugehört und sie ernstgenommen. Jeder von ihnen hat irgendwelche ganz tollen Eigenschaften, die ihn besonders machen. Ich habe noch nie ein Kind oder einen Jugendlichen nicht gemocht.“

Ob ihrer Geradlinigkeit und Offenheit beliebt und geschätzt bei Schülern wie Lehrern, verlängerte sie und blieb mit kurzen Unterbrechungen drei Jahre an der Ganztagsschule. Besonders gerne erinnert sich Elena Beitelstein an die zahlreichen Projekte wie die große Mitmach-Aktion „30 Jahre Kinderrechte“, die „Rote Hand“ zur Erinnerung an die vielen Kindersoldaten auf der Welt oder den Siebenpfeifferweg zur Hahnberghütte im Rahmen von „Demokratie Leben“.

In ihrer privaten Schatzkiste finden sich Texte, Bilder und Basteleien, die sie von den Kindern geschenkt bekam sowie die zahlreichen Fotos, mit denen sie alles für die Allgemeinheit dokumentiert hatte. Ein großes Abschiedsfest würdigte ihr nimmermüdes Engagement und berührt sie bis heute tief. Glasklar hatte Elena Beitelstein erkannt: „Ich will mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sie auf ihrem Weg begleiten, sie stärken und ihnen helfen, ihre eigenen Stärken in sich zu entdecken. Aber ich will sie nicht benoten und in Leistungs-Schubladen stecken.“

Bei ihrem Praktikum in der Kita Weizenkorn auf Sechsmorgen fand sie schnell Zugang zu allen Kindern, war meist von ihnen umringt. Außerdem gewann sie weitere Klarheit: Wirken mit Kindern und Jugendlichen in jeder Altersstufe, um den Kleinen bereits den Weg zu ebenen und die Großen aus ihren Kindheitserlebnissen heraus verstehen zu können. So motiviert, meistert die filigran wirkende Kämpfernatur aktuell den Lernmarathon zwischen Erzieherausbildung in Teilzeit in Annweiler und dem Vollzeit-Fernstudium Soziale Arbeit.

Ausgleich findet sie beim Spaziergang mit Hund Henry, ihren beiden Katzen oder bei der Gartenarbeit im eigenen Gemüseanbau. Ihre große künstlerische Kreativität fließt in ihre neuesten Bilder, denn Elena Beitelstein hat wieder begonnen zu malen.

Im September beginnt ihr Anerkennungsjahr in der Kita Weizenkorn. Mit ihrer umfassenden Ausbildung im Umgang mit und der Förderung von Kindern und Jugendlichen jeder Altersstufe, gepaart mit dem praktischen Organisationstalent der Bürokauffrau, sieht sich die junge Zweibrückerin gut gerüstet, um später Führungsgaben zu übernehmen. Von der Kita über Sozialarbeit an Schulen oder Wirken im Jugendamt stehen ihr viele Türen offen. Denn Elena Beitelstein ist angekommen in ihrer Bestimmung.

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