Marode Spundwand am Schwarzbach Einsturzgefährdet: Haus in Zweibrücken soll evakuiert werden

Zweibrücken · Die Stadt hat bereits Gespräche mit Hotels und der Gewobau wegen der Unterbringung der Bewohner des Gebäudes in der Schillerstraße geführt.

 Die einsturzgefährdete Spundwand in der Schillerstraße hat jetzt das Anwesen mit der Hausnummer 5 (Bildhintergrund Mitte) derart in Mitleidenschaft gezogen, dass der Hausverwalter die Stadt um Evakuierung der Wohnungen gebeten hat.

Die einsturzgefährdete Spundwand in der Schillerstraße hat jetzt das Anwesen mit der Hausnummer 5 (Bildhintergrund Mitte) derart in Mitleidenschaft gezogen, dass der Hausverwalter die Stadt um Evakuierung der Wohnungen gebeten hat.

Foto: Jan Althoff

Die Lage  für die Hausbewohner hinter der einsturzgefährdeten Spundwand am Schwarzbach hinter der Schillerstraße (wir berichteten)  hat sich dramatisch verschlechtert. Wie Stadt-Sprecher Jens John am Freitag auf Merkur-Anfrage mitteilte, hat die Hausverwaltung des Gebäudes in der Schillerstraße 5 um eine Evakuierung des Gebäudes gebeten. Grund dafür sind laut John erneute Rissbildungen im Gebäude in den drei Wohnungen, die in Richtung des Schwarzbaches liegen. Auch im Außenbereich sind nicht unwesentliche Risse zu sehen.

Die Frage der Kostenübernahme ist laut Stadtverwaltung noch nicht abschließend geklärt. Von daher würde ein Umzug der Bewohner aktuell nicht durch die Versicherung übernommen werden. Dennoch sei es für die Stadtverwaltung „ein nicht hinnehmbarer Zustand“, so John weiter. „Wir befinden uns gerade in Gesprächen mit Hotelbetreibenden, um den Bewohnern zeitnah (noch heute) das Angebot zu unterbreiten, dass diese aus ihren Wohnungen vorübergehend ausziehen können. Die Kosten würden zunächst durch die Stadt vorfinanziert, vorbehaltlich der Entscheidung der Versicherung.“

Außerdem habe das Bauamt bereits Gespräche mit der GeWoBau aufgenommen, um den betroffenen Personen Wohnungen anbieten zu können – alles vorbehaltlich der Entscheidung der Versicherung. Auch Wohnungen könne man also schnell bereitstellen lassen. Die Stadtverwaltung werde in der kommenden Woche verstärkt das Gespräch mit der zuständigen Versicherung führen, un die Frage der Kostenübernahme möglichst schnell zu beantworten.

 Schon im Sommer 2016 hatte ein Gutachten ergeben, dass die Spundwand im Schwarzbach auf einer Länge von 55 Metern erneuert werden muss: Einsturzgefahr. Anfang Mai 2021 hatten dann die Bauarbeiten begonnen.

Aber die Freude über ein absehbares Ende der Gefährdung der Häuser am Anfang der Schillerstraße war nicht von langer Dauer. Gleich zu Beginn die erste Überraschung: Die neue Spundwand, so war es in der Novembersitzung des Zweibrücker Stadtrates zu hören, konnte nicht wie geplant vor der alten in den Boden gerammt werden. Denn ein Bagger stieß am Fuß der alten Wand auf größere Mengen „nicht rammfähiges“ Stein- Schutt- und Betonmaterial, überwiegend von den Aufräumarbeiten nach der Bombardierung Zweibrückens 1945, vermutete Stephan Bauer von der Firma „CP Beratende Ingenieure“. Deshalb entschieden CP und Bauamt, zunächst eine kleine Behelfsspundwand zwei Meter vor der alten Wand zu errichten, um dazwischen den Boden durch rammfähiges Material austauschen zu können.

Die Behelfswand wurde ab 7. Juni eingerammt. Doch am 11. Juni meldete die Baufirma dem Bauamt fünf Risse auf zwei Grundstücken in der Schillerstraße: Auf einem gingen Risse durch eine Mauer vor der Garage sowie eine gepflasterte Pkw-Stellplatzfläche, auf einem sogar durch Innenwände in zwei Erdgeschosswohnungen. Die Bauarbeiten wurden noch am selben Tag gestoppt.

Weil schon nach den Hochvibrationsrammarbeiten für die (nur 30 Zentimeter über die Wasseroberfläche ragende) Behelfswand Risse entstanden, wurde bei Besprechungen von Bauamt und CP am 16. Juni und 1. Juli entschieden, dass zum Schutz der Gebäude die neue Spundwand anders als mit Rammarbeiten eingebaut werden muss: Sonst drohten mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Beschädigungen. Allerdings seien die Bauarbeiten zwar Auslöser, aber nicht Ursache der Rissbildungen, betonte Bauamtsleiter Christian Michels im Stadtrat die Überzeugung der Stadt. Bauer: „Unsere Messergebnisse zeigen, dass wir bei nur einem Zehntel der Vibrationen waren, die nach Norm zulässig sind.“ Es habe bei den Gebäuden Vorschäden gegeben.

 Im Gebäude-Inneren, aber auch an der Hauswand sind große Risse erkennbar.

Im Gebäude-Inneren, aber auch an der Hauswand sind große Risse erkennbar.

Foto: Jan Althoff

Um auf Rammarbeiten verzichten zu können, wollte man unter dem Schwarzbach einen Betonboden einbauen (das 40 bis 60 Zentimeter hohe Erdmaterial aus dem Schwarzbach-Bachbett wird zuvor abgetragen, andernorts im Bach zwischengelagert und danach wieder eingebracht). Auf dem Beton wird die neue Spundwand verankert. Die Betonplatte dürfe nicht direkt aufs Bachbett, weil durch eine solche Verengung mehr Hochwasser drohte, erklärte Michels.

Vor allem durch dieses aufwändige Verfahren waren die Baukosten von rund 712 000 Euro um 139 Prozent auf 1,7 Millionen Euro gestiegen. Einschließlich Honorarleistungen rechnete die Stadt, welche die Kosten alleine tragen muss, im November mit 1,8 Millionen Euro. Die Stadt trägt die Kosten allein. Weitere Mehrkosten nicht ausgeschlossen. Zum Beispiel die Kosten für die Unterbringung der Hausbewohner.

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