„Einfach nicht mehr zeitgemäß”

Zweibrücken · Tanzverbot an Karfreitag: Viele Zweibrücker Bürger halten es für überholt, das Amt reagiert nur bei Anzeige.

 Eine Umfrage zeigt: Auch an Karfreitag wollen viele Zweibrücker das Tanzbein schwingen dürfen. Foto: dpa

Eine Umfrage zeigt: Auch an Karfreitag wollen viele Zweibrücker das Tanzbein schwingen dürfen. Foto: dpa

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Der Karfreitag gehört genau wie Allerheiligen, Totensonntag, Volkstrauertag und Heiligabend zu den "Stillen Feiertagen". Das heißt: Zwischen Gründonnerstag, vier Uhr, und Ostersonntag, 16 Uhr, gilt das sogenannte Tanzverbot. Klaus Stefaniak, Leiter des Zweibrücker Ordnungsamtes, erklärt, was das bedeutet. Eine Straßenumfrage indes zeigt: Der Zweibrücker an sich sieht es entspannt.

"Das Tanzverbot ist ganz eindeutig geregelt. Am Karfreitag darf es keine Tanzveranstaltung geben", erklärt Stefaniak. Das heiße jedoch keineswegs, dass Diskotheken geschlossen bleiben müssten oder in Kneipen keine Musik gespielt werden dürfe. "Wenn das zur Berieselung läuft, ist alles in Ordnung. Es darf eben einfach nicht getanzt werden", so Stefaniak. Das erkläre auch, warum viele Diskotheken an den Stillen Feiertagen die Tanzfläche sperren und die Musik oftmals leiser gespielt wird.

Stefaniak sagt aber auch: "Das wird von unserer Seite aus nicht aktiv verfolgt. Aufwand und Ziel stehen da in keinem vernünftigen Verhältnis." Anders sehe es natürlich aus, wenn Beschwerden oder Anzeigen aus der Bevölkerung eingehen. "Dann fahren wir da hin und sehen nach dem Rechten", so Stefaniak. Grundsätzlich gelte an den Stillen Feiertagen, dass man eben darauf achten solle, dass sich niemand gestört fühlt.

Ferdinand Emser aus Wattweiler ist 23 Jahre alt und Beamtenanwärter. Bei einer Merkur-Umfrage sagt er: "Generell finde ich dieses Tanzverbot nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht interessiert das die ältere Generation, die noch stark christlich geprägt ist und sich dadurch gestört fühlt. Aber ich denke in der jungen Generation findet das kaum jemand zeitgemäß. Und das stört ja auch keinen, bei seiner persönlichen Religionsausübung. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen."

Ganz ähnlich sieht das Yvonne Euskirchen, 35 Jahre, aus Niederauerbach. Die Industriekauffrau ist fürs Tanzen. "Das Tanzverbot ist wirklich völlig überholt. Glauben findet doch im Herzen statt und hat nichts mit körperlichen Aktivitäten wie tanzen zu tun. Es kann doch jeder so ausleben, wie er möchte. Normalerweise wohnt die gläubige Oma ja auch nicht direkt über eine Tanzkneipe oder Disko."

Waltraud Feld ist 60 Jahre alt und im Ruhestand. Die Zweibrückerin sieht das Tanzverbot nicht einmal als eine Frage der Generationen. "Ich hab mich früher schon immer wahnsinnig geärgert, wenn ich nicht tanzen durfte wegen so einem Feiertag. Meinen Glauben trage ich im Herzen. Ich finde das Tanzverbot passt nicht mehr in die Zeit. Ich weiß nicht einmal, ob das jemals in die Zeit gepasst hat. Das ist wie mit dem Volkstrauertag. Da soll man nicht tanzen, um an Leid und Krieg zu gedenken. Aber ob das wirklich was an der Situation ändert. Man könnte ja auch mit Tanz und Lebensfreude den schrecklichen Dingen der Welt entgegentreten. Solange es niemanden stört, sollen die Leute doch einfach tanzen dürfen. Ich tanze auch heute noch sehr gerne."

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