Karlsruher Kammertheater Eine zwiespältige „Blues Brothers“-Show

Zweibrücken · Viele aus dem Publikum hatten in der Zweibrücker Festhalle etwas anderes erwartet. Es gab aber auch Lob für die Aufführung.

 Zum Ende des Musicals erschien Blues Brother Jake im weißen Anzug auf der Festhallen-Bühne und ließ es zusammen mit Elwood noch mal richtig krachen.

Zum Ende des Musicals erschien Blues Brother Jake im weißen Anzug auf der Festhallen-Bühne und ließ es zusammen mit Elwood noch mal richtig krachen.

Foto: Sebastian Dingler/Sebasian Dingler

Das Musical „A Tribute to the Blues Brothers“ hinterließ am Sonntagabend ganz unterschiedliche Gefühle bei den 400 Besuchern in der Zweibrücker Festhalle.

So konnten zum Beispiel Olli und Ralf aus St. Ingbert, die sogar stilecht mit Sonnenbrille und Hut gekommen waren, der Show des Karlsruher Kammertheaters nur wenig Gutes abgewinnen: „Wir haben schon andere Blueskonzerte gesehen, die waren schneller, fetziger, nicht so langatmig. Allerdings wussten wir bis kurz vorher auch nicht, dass das ein Musical ist.“ Ähnlich empfanden das Karin Konrad aus Dellfeld und Sabine Schmidt aus Blieskastel, die sozusagen als „Blues Sisters“ ebenfalls die Ausstattung von Jake und Elwood als Konzert-Outfit gewählt hatten. „Am Anfang war es ein bisschen zäh, weil die Band wenig Lieder aus dem Film gespielt hat. Da wäre mehr Stimmung aufgekommen, wenn sie nicht eigene Songs, sondern welche von den Blues Brothers gespielt hätten“, meinte Karin, während sich Sabine „mehr Szenen aus dem Film“ gewünscht hätte. Karins Mann Peter stellte fest: „Man hat ja an der Reaktion vom Publikum gemerkt: Wenn Lieder aus dem Soundtrack kamen, war die Stimmung gleich viel besser. Die Rahmenhandlung hat kein Mensch gebraucht. Da hätte man besser einfach ein Konzert mit der Musik gemacht.“

Das Problem der Show lag offensichtlich darin, dass viele aus dem Publikum mit falschen Erwartungen gekommen waren. Das Musical stellte sich nämlich nicht zur Aufgabe, die Handlung aus dem Kultfilm mit den Blues Brothers nachzuspielen, sondern zeigte vielmehr die Hintergründe der Entstehung des Films sowie John Belushis immer gravierendere Drogenprobleme. Belushi, der den Blues Brother Jake Blues verkörperte, starb zwei Jahre nach Veröffentlichung des Filmes an einem Drogencocktail. Neben dem Film „Blues Brothers“ gab es damals übrigens noch die gleichnamige Band, was ebenfalls zu Missverständnissen führen kann: So muss mit einem Tribut an die Blues Brothers nicht unbedingt eine Hommage an den Film gemeint sein, sondern – und so war es eben in der Festhalle –, eine Hommage an die Band und vor allem an Belushi und Dan Aykroyd, die sich als Jake und Elwood Blues den Gesang teilten.

Dass die Show auch ihr Positives hatte, spiegelte sich in der Aussage von Gerhard Heinrich aus Kaiserslautern wider: „Mir hat es gut gefallen. Das Publikum war anfangs ein bisschen steif, aber irgendwann sind sie doch alle mitgegangen. Die Stimmung war dann gut, die Geschichte war gut, die beiden Hauptdarsteller haben gut gespielt und gesungen. Die Leute, die nur die Musik hören wollen, sollen halt zu einer Blues Brothers-Band gehen. Im Theater muss es etwas Eigenes sein, da kann man ja nicht den Film nacherzählen.“ So konnte man es natürlich auch sehen. Und tatsächlich war die schauspielerische Leistung von Ronald Tettinek als Jake/John Belushi und Jörg Bruckschen als Elwood/Dan Aykroyd auf hohem Niveau – dazu sahen beide ihren Vorbildern auch ähnlich, was die Darstellung noch glaubhafter machte.

Der Haken lag wirklich an der Handlung: Da fehlte häufig der rote Faden oder er wurde so gut versteckt, dass man ihn nicht mehr fand. Der Drogen-Absturz Belushis brachte da zwar gegen Ende wieder mehr Greifbares, gleichzeitig aber auch viel Düsteres und Trauriges mit sich. Um doch noch eine Wende zum Versöhnlichen zu finden, ließ Autor Ingmar Otto Belushi im weißen Anzug wieder zur Erde zurückkehren. Mit „Soul Man“ und „Everybody Needs Somebody to Love“ hatte der durchwachsene Abend wenigstens noch einen fulminanten Abschluss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort