Eine Stadt in Fassungslosigkeit

Zweibrücken · Christoph Schmidt, ehemals Schüler des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums, arbeitet als Deutschlehrer in Paris. Seine Mutter, die aus großer Sorge in ständigem Kontakt mit ihm steht, berichtet über Eindrücke vor Ort, die der Sohn ihr schilderte.

"Er gab mit seiner Band ein kleines Konzert in einer Bar und alles war wie immer. Plötzlich breitete sich unter den Anwesenden die Nachricht aus, dass es in Paris mehrere Anschläge gegeben habe. Die Bar wurde schnell abgeriegelt und alle saßen fest. Christoph hatte keine Möglichkeit mehr nach Hause zu kommen, da die Metro nicht mehr fuhr. Der halbstündige Fußweg durch das nächtliche Paris war ihm zu riskant. Dann meldete sich ein Freund, der nicht allzu weit von der Bar entfernt wohnt. Sie sind schnell zu ihm gerannt und haben alle die Nacht dort verbracht", schildert Christine Riebel aus Altheim gefasst, wie ihr Sohn Christoph Schmidt am Freitagabend in Paris die Anschläge erlebte. Durch Explosionen und Schüsse an verschiedenen Orten verloren 129 Menschen ihr Leben und es gab etliche Verletzte (wir berichteten).

Der ehemalige Schüler des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums, Christoph Schmidt, ist seit fünf Jahren Deutschlehrer an verschiedenen Pariser Schulen. Riebel hat Christoph Schmidt schon oft in der französischen Hauptstadt besucht: "Ich kenne natürlich die ganzen Orte, an denen die Anschläge passiert sind." Ihrem Sohn ist glücklicherweise nichts passiert. Ein Freund von ihm, der sich Freitagabend in dem Konzerthaus Bataclan aufhielt, erlitt allerdings einen Durchschuss ins Bein. Im Bekanntenkreis ihres Sohnes gebe es außerdem einige, die bei den Übergriffen im Bataclan gute Freunde verloren hätten. Bei vielen handele es sich dabei um Angestellte des Konzerthauses.

"Die Stimmung ist sehr still, stiller als nach ,Charlie Hebdo'", fasst Riebel die Eindrücke ihres Sohnes zusammen, "Die Leute sind sehr ängstlich und es war ihnen freigestellt, ob sie heute arbeiten gehen oder nicht.". Ein Arbeitsplatz ihres Sohnes befindet sich nur fünf Häuser entfernt von dem Haus am Boulevard Voltaire , vor dem ein Bewaffneter um sich schoss. Ein Mensch wurde dabei getötet. "Dort und in den umliegenden Häusern sei alles verrammelt. Alle Fenster und Türen zu", berichtet Riebel. Sie stand Freitagnacht die ganze Zeit mit ihrem Sohn in telefonischem Kontakt und ist auch jetzt noch in ständigem Austausch mit ihm, etwa über WhatsApp.

"Natürlich ist mir ein wenig komisch ums Herz. Aber ich weiß, dass er sehr vorsichtig und besonnen ist", sagt sie, "Im Moment ist die Stadt wohl auch vergleichsweise sicher. Überall patrouillieren Polizisten und Soldaten."

Man versuche, wieder zur Normalität zu finden, auch wenn das sicher noch dauern werde. "Die Franzosen sind Stehaufmännchen. Die lassen sich nicht unterkriegen", ist Riebel überzeugt. Wie zum Beweis trafen sich ihr Sohn und einige Freunde am Sonntagabend spontan zu einem Konzert: "Er hat erzählt, dass sie die ganze Nacht hindurch ,gegen den Terror getanzt haben'. Sie schauen vorwärts."

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