Eine Speerspitze der Reformation in Deutschland

Zweibrücken · Der Reformations-Theologe Johann Schwebel prägte von Zweibrücken aus den Protestantismus entscheidend mit.

 In der Alexanderskirche erinnert eine Plakette an Johann Schwebel. Foto: cordula von waldow

In der Alexanderskirche erinnert eine Plakette an Johann Schwebel. Foto: cordula von waldow

Foto: cordula von waldow

"Die Pfalz ist ein Kernland der Reformation!" Mit dieser Aussage und diesem Schwerpunkt überrascht die Sonderausstellung "Neuer Himmel. Neue Erde." im Zweibrücker Stadtmuseum viele Besucher.

Wer "Martin Luther" und "Reformation" hört, denkt vielfach an Ostdeutschland: Im sächsischen Wittenberg geboren und dort seine Thesen angeschlagen, im Exil auf der Wartburg im thüringischen Eisenach die Luther-Bibel übersetzt, das war Martin Luther. Doch bereit am 26. April des Jahres 1518 kam die Reformation im Südwesten Deutschlands an. An diesem Tag ließen sich die Studenten der Heidelberger Universität von der Bibelauslegung des Wittenberger Professors Martin Luther begeistern.

Während Luther bei seinen Kollegen auf wenig Zustimmung stieß, verbreiteten die Studenten dessen Theologie in den Folgejahren an ihren jeweiligen Wirkungsstätten. Über die Ebernburg in Bad Münster am Stein, heute an der Grenze der pfälzischen Landeskirche, hielt die Reformation dann endgültig Einzug in die linksrheinische Pfalz.

Hier gewährte der Amtmann und Reichsritter Franz von Sickingen verfolgten Reformationsanhängern wie dem evangelischen Theologen Johann Schwebel Zuflucht. Und auf der Ebernburg hielt Burgkaplan Johannes Oeklolampad, späterer Reformator von Basel, 1522 den ersten evangelischen Gottesdienst in Südwestdeutschland. Er verlas erstmals das Evangelium in deutscher Sprache und feierte das Abendmahl in beiderlei Gestalt, mit Brot und auch Wein.

Noch im selben Jahr begründete der Elsässer Martin Butzer, Luther-Student in Heidelberg, die erste evangelische Pfarrei in Landstuhl. Er heiratete die ehemalige Nonne Elisabeth Silbereisen und setzte damit ein klares Bekenntnis zur Reformation. Sein Nachfolger wurde der 1490 in Pforzheim geborene Johann Schwebel.

Dieser wirkte ab April 1523 als Hofprediger Herzog Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken im reformatorischen Sinne. Seit dieser Zeit predigte der bedeutende Reformations-Theologe in der Zweibrücker Alexanderskirche in deutscher Sprache. Hier verfasste er 1533 mit seinen "Zwölf Artikeln" die erste evangelische Kirchenordnung der Pfalz und begann, vielfach unterstützt, von Pfalz-Zweibrücken aus mit dem Aufbau einer protestantischen Landeskirche. Schwebel war mindestens zwei Mal verheiratet und Vater eines Sohnes.

Heinrich Schwebel wurde später Kanzler im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und gab eine vierbändige, gedruckte Ausgabe der Werke seines Vaters heraus: ein Band lateinische Werke, zwei Bände deutsche Werke sowie ein Band Briefe.

Johann Schwebel erlag 1540 in Zweibrücken der Pest. Eine Gedenkplatte in der Alexanderskirche, gegenüber dem Aufgang zur Empore, erinnert bis heute an einen der bedeutendsten Reformatoren und seinen Sohn.

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Neuer Himmel. Neue Erde. Die Ausstellung ist zu sehen bis 14. Mai 2017. Jeden Mittwoch um 15 Uhr wird eine offene Führung angeboten. Außerdem Gruppenführungen nach Voranmeldung zu vereinbarten Terminen. Stadtmuseum Zweibrücken im Petrihaus, Herzogstraße 9, 66482 Zweibrücken, Telefon (0 63 32) 871-380, www.zweibruecken.de/museum

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