Eine neue Welt erschließen

Zweibrücken · Der Migrationskurs Bildende Kunst der Jugendkunstschule wird in arabisch, persisch und deutsch gehalten. Zeichnung, Malerei, plastisches Gestalten, Modell- und Objektbau, Bühnenbild sowie Fantasiekostüme sind die Schwerpunkte.

 Stolz zeigen die kleinen Künstler ihre „poetischen Landschaften“. Foto: leh

Stolz zeigen die kleinen Künstler ihre „poetischen Landschaften“. Foto: leh

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Eigentlich waren der Jahreskurs Bildende Kunst und der Migrationskurs Bildende Kunst in arabischer und persischer Sprache an zwei verschiedenen Tagen vorgesehen. "Es bot sich aber aus vielerlei Gründen nun an, beide Kurse auf Freitag zusammenzulegen, um zum Beispiel Integration ganz natürlich in zwanglosem Beisammensein wachsen zu lassen. Rund 20 Kinder umfasst die neue Gruppierung. "Ich habe das Thema "Poetische Landschaft vorgegeben", sagt Kursleiter und Kunsthistoriker Jürgen Ecker, der neben eigener künstlerischer Arbeit unter anderem auch Vorsitzender des Zweibrücker Kunstvereins ist.

"Poetische Landschaft" nicht als real existierender Raum, sondern als Ort, in dem die neue Gegenwart der Migranten fern der Heimat jetzt hier in Zweibrücken geschehen kann. So lässt Ecker die Kinder stabile Baumstämme in ultraviolettem Acryl parallel auf die weißen Din A3-Blätter malen.

Durch wenig Wasserfarbe, die beim Bewegen des Malblattes mit feinen Linien verläuft, entstehen zwischen den Stämmen ganz verschieden geformte Segmente, die jetzt mit Wasserfarbe ausgemalt werden können, die Farben wählen die Kinder ganz nach Lust und Laune. So kann das Bild am Ende ein Lebensgefühl transportieren.

Nora, acht Jahre, besucht schon drei Jahre Kurse der Jugendkunstschule, sie hat schon viel gelernt. "Ich bin gern hier", sagt sie, "es gibt so viel zu lernen". Ihre Bäume winden sich gleichsam dynamisch zwischen den Farben, sehr expressiv.

Fünf Geschwister sind mit der Mama aus Syrien, aus Aleppo, gekommen. "Wir sind fünf Monate hier, waren vier Wochen Tag und Nacht unterwegs, über die Türkei, das Mittelmeer nach Griechenland und über Land weiter", erzählt die 17-Jährige Zeina Meidani, die eine Sprachschule besucht, die Geschwister Judith und Mariam besuchen die erste und fünfte Klasse einer Schule, alle drei malen sehr schön. "Wir fühlen uns wohl hier", sagen sie.

Jacqueline Nasser Alden ist seit drei Monaten hier, sie kommt aus Damaskus, sie übersetzt bruchstückhaft ins Englische. Gekonnt malt sie einen angriffslustigen Greifvogel, der mit seinen Flügeln schlägt, sehr routiniert. Aus Vietnam sind zwei Mädchen dabei: "Wir sind schon fünf Jahre in Deutschland", erzählen sie. Sie reden nicht viel, sprechen durch ihre Malfarben, helle, lichte Töne.

Die Stimmung aller ringsum ist locker und gelöst.

Mitte April eröffnet der Kunstverein im Stadtmuseum eine wichtige Ausstellung mit bekannten zeitgenössischen Künstlern unter dem Titel: "Was uns bewegt, Kinder in der Kunst". Ausdrucksstarke Bilder, die unter die Haut gehen. Glückliche Kinder, versehrte Kinder, Krieg kennt keine Grenzen.

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