Eine Frage der Informationspolitik

Es war ein ganz schöner Schreck, der vielen Mörsbachern in dieser Woche in die Glieder gefahren ist: „Soll Mörsbach im Gift versinken?“ stand in großen Lettern über einem Flugblatt, dass die Ortsvorsteher-Kandidatin der Grünen, Susanne Murer, im Ort verteilt hatte. Hintergrund ist, dass auf der Mülldeponie im Rechenbachtal künftig spezielle Stäube verarbeitet werden sollen.

Eine entsprechende Genehmigung hat die Firma Terrag beantragt. Von "gefährlichen Stoffen" war gar zu lesen in der offiziellen Bekanntmachung. Die Aufregung ist von daher verständlich.

Nun mag es ja so sein, dass die im juristischen Sinne "gefährlichen Stoffe" in Wirklichkeit gar nicht so gefährlich sind, wie UBZ-Chef Werner Boßlet versichert. Das Problem an der Geschichte ist vermutlich ein ganz anderes und wohl eher in der Informationspolitik aller Beteiligten zu suchen. Die Stadt Zweibrücken schien selbst überrumpelt zu sein vom Vorhaben der Firma Terrag. Diese hätte die Verwaltung von Anfang an mit ins Boot holen sollen, dann hätte die öffentliche Kommunikation vielleicht etwas besser gestaltet werden können.

Denn die verlief auch von Seiten der Stadt zumindest unglücklich: Als sich besorgte Bürger am Montagabend im Ortsbeirat einfanden und wissen wollten, ob ihr Mörsbach demnächst tatsächlich im Gift versinkt, bekamen sie keine Antwort - auf Anweisung der Stadt. Die Einwohnerfragestunde sei eben nur zur Fragestellung und nicht zur Information oder Diskussion gedacht, lautete ein etwas abenteuerlicher Hinweis. Dabei sind doch auch Antworten auf Fragen Informationen!? Informiert und diskutiert wurde stattdessen nicht-öffentlich. Die Bürger gingen ohne Informationen, dafür aber mit wachsendem Misstrauen nach Hause.

Dabei war das alles eigentlich gar nicht nötig: UBZ-Chef Werner Boßlet hatte zu diesem Zeitpunkt auf Merkur-Anfrage ja bereits erläutert, dass seiner Auffassung nach "gefährlich" keine Gefahr für die Mörsbacher bedeutet. Warum hat man das an jenem Abend im Mörsbacher Ortsbeirat nicht auch den besorgten Bürgern mitteilen können? Dabei hätte man ja gar nicht alle Details des Terrag-Vorhabens offenlegen müssen. Dass solche Unternehmens-Interna hier und da auch mal vertraulich behandelt werden müssen, leuchtet ja ein. Eine zweite Chance wurde zwei Tage später im Zweibrücker Bauausschuss vertan. Auch hier erfuhr die Öffentlichkeit nichts.

Löblich ist, dass es nun immerhin am 4. Februar eine Bürgerinformation im Ortsteil Mörsbach mit Vertretern aller beteiligten Institutionen geben soll. Man kann nur hoffen, dass dann endlich die Transparenz geschaffen wird, die man schon längst hätte schaffen können. Und dass die Mörsbacher wirklich nicht mehr befürchten müssen, im Gift zu versinken.

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