„Eine Eruption von Gewalt“

Landau · Wilde Schlägerei in einem Totschlagsprozess: Weil ein Bruder des Opfers nicht mit dem Urteil einverstanden ist, fliegen die Fäuste, es gibt mehrere Verletzte. Das Landgericht Landau will den Fall nun analysieren.

 Bei gewalttätigen Protesten während einer Urteilsverkündung wurden im Landgericht Landau (Bild) mehrere Prozessbeteiligte, Wachtmeister, Polizisten und ein Angreifer verletzt. Foto: Uwe Anspach/dpa

Bei gewalttätigen Protesten während einer Urteilsverkündung wurden im Landgericht Landau (Bild) mehrere Prozessbeteiligte, Wachtmeister, Polizisten und ein Angreifer verletzt. Foto: Uwe Anspach/dpa

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Bei gewalttätigen Protesten während einer Urteilsverkündung sind im Landgericht Landau sechs Wachtmeister und Polizisten sowie der Angeklagte und ein Angreifer verletzt worden. Zu dem Tumult kam es, als das Gericht am Mittwoch in einem Prozess um den gewaltsamen Tod eines Mannes das Urteil verkündete.

Ein als Nebenkläger auftretender Bruder des Opfers habe das Strafmaß von achteinhalb Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge wohl als zu mild angesehen, sagte ein Gerichtssprecher am gestrigen Donnerstag und bestätigte damit Medienberichte. Er habe sich mit anderen Männern auf den Angeklagten gestürzt, der von Justizwachtmeistern geschützt worden sei. Dabei sei es "zu allen möglichen Tätlichkeiten" gekommen. Der Gerichtssprecher sprach von einer "Eruption von Gewalt".

Der Angeklagte wurde ebenso wie drei Polizisten und drei Wachtmeister verletzt, einer habe zum Beispiel eine Rippenprellung erlitten, sagte der Sprecher. Die Beamten hätten Verstärkung gerufen und Pfefferspray eingesetzt. Auch einer der etwa zehn Angreifer wurde verletzt. Waffen seien nicht im Spiel gewesen. "Zum Glück sind alle vorher kontrolliert worden", sagte der Sprecher weiter. Dabei sei nichts gefunden worden. Nun werden Verfahren wegen Körperverletzung eingeleitet.

Versäumnisse seitens des Gerichts sah der Sprecher nicht. Vor Prozessbeginn sei alles Nötige getan worden, sagte er mit Blick auf die Kontrollen und die Zahl eingesetzter Beamten. Zudem habe sich nichts angedeutet. "Es war immer friedlich." Ganz verhindern könne man solche Vorfälle nicht. Man werde die Sache analysieren. Eine vor mehreren Jahren gegründete Arbeitsgruppe versuche, die Sicherheit in den rheinland-pfälzischen Gerichten zu erhöhen, unter anderem durch Schulungen der Beamten. "Möglicherweise ist dadurch auch Schlimmeres verhindert worden", sagte der Sprecher.

Der wegen Totschlags angeklagte Mann hatte 2015 in Germersheim einen Bekannten verprügelt, der dann an einem Herzstillstand starb. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft wegen Totschlags gefordert, die Verteidigung fünf Jahre wegen Körperverletzung mit Todesfolge.

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