Einbürgerungen erreichen Tiefstand

Zweibrücken · Liegt es an Meldefehlern oder wollen in der Rosenstadt lebende Ausländer wirklich nur selten eingebürgert werden? Das Statistische Landesamt hat für 2015 nur zwölf Einbürgerungen ausgewiesen – dem Landestrend entgegenlaufend. Die Stadt selbst spricht von durchschnittlich um die 40 Fälle.

 In diesem Jahr wird es in Zweibrücken voraussichtlich 40 bis 50 Einbürgerungen geben. Foto: dpa

In diesem Jahr wird es in Zweibrücken voraussichtlich 40 bis 50 Einbürgerungen geben. Foto: dpa

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Warum wollen in Zweibrücken so wenige Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft? Diese Frage drängt sich bei einem Blick auf die jüngste Einbürgerungsstatistik des rheinland-pfälzischen Landesamtes. Demnach erhielten 5756 im Bundesland lebende Ausländer 2015 einen deutschen Pass - fast 200 mehr als im Jahr davor. Doch in Zweibrücken geht der Trend laut Landesamt nach unten, im letzten Jahr gab es sogar nur zwölf Einbürgerungen . Stadtsprecher Heinz Braun hat allerdings Zweifel an der Richtigkeit der Landesamts-Zahlen. So habe die Verwaltung nicht zwölf sondern 20 Einbürgerungen verzeichnet. "Das Landesamt geht offensichtlich nur auf die Meldungen ein, die bei den Einbürgerungsfeiern gegeben werden. Dazu kommen allerdings noch Einzeleinbürgerungen", so Braun. Dass die Zahl dennoch so gering ist, habe auch damit zu tun, dass die Mitarbeiter mit der bürokratischen Bewältigung der Flüchtlingskrise beschäftigt gewesen seien. Daher habe sich auch eine Einbürgerungsfeier 2015 verzögert, dieses Jahr solle es wieder eine geben, vielleicht sogar zwei. Die Ausländerbehörde der Rosenstadt rechne für 2016 mit 40 bis 50 Einbürgerungen , 40 seien es ungefähr auch in den sonstigen Jahren. Konkrete Zahlen herauszusuchen, wäre recht aufwendig, so Braun. Laut Statistischem Landesamt wurde diese Zahl indes nur 2014 mit 38 Einbürgerungen annährend erreicht. Und überhaupt weist das Statistische Landesamt die Aussage zurück, es berücksichtige in seiner Auflistung nicht alle Einbürgerungsfälle. "Die für Zweibrücken genannten Zahlen entsprechen denen, die die Stadt uns gemeldet hat", erklärt Pressechef Jürgen Hammerl auf Nachfrage. Allerdings weichen auch die Zahlen des Landesamts für den Landkreis Südwestpfalz von denen ab, die der Kreis selbst nennt - wenngleich nur leicht. Demnach ging hier der Trend 2015 mit 51 Einbürgerungen im Landestrend deutlich nach oben und schwankt sonst zwischen 30 und 40. Landkreissprecherin Ulla Eder: "Mit einer Zunahme der Einbürgerungen aufgrund der Flüchtlingswelle kann erst in einigen Jahren gerechnet werden, da zur Einbürgerung ein legaler Mindestaufenthalt in Deutschland erforderlich ist, der grundsätzlich acht Jahre beträgt."

Nicht möglich ist es laut Braun indes, dass Anträge abgelehnt werden. Diese könnten erst gestellt werden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt seien: Außer der achtjährigen Aufenthaltsdauer müssen sich selbst ihren Lebensunterhalt sichern können, bei Antragsstellung keine Sozialleistungen beziehen, Deutsch und Gesellschaftskenntnisse in Tests nachweisen, müssen eine "weiße Weste" haben - dürfen also keine Straftaten begangen haben, listet Braun auf. "Nur wenn das alles erfüllt ist, können sie einen Antrag stellen. Das wissen die Leute, deshalb stellen sie in der Regel keinen, wenn die Voraussetzungen nicht alle erfüllt sind." Sollte noch etwas fehlen, würden die Kandidaten darüber informiert. Die Prüfung des Antrags gehe bei EU-Bürgern schneller, weil diese die doppelte Staatsangehörigkeit behalten dürften, anders als Bürger aus Drittstaaten, die ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit abgeben. "Da ist eine mehrmalige Schreiberei mit dem jeweiligen Land nötig", so Braun.

Landesweit lebten 2015 laut Statistischem Landesamt die Hälfte der 3189 Frauen und 2567 Männer bereits 14 Jahre oder länger in Deutschland. Die Altersspanne der Eingebürgerten reichte von unter Einjährigen bis zu 89-Jährigen, im Schnitt waren sie 31 Jahre alt. Wie bereits in den Vorjahren waren die kreisfreien Städte Ludwigshafen (686) und Mainz (532) Landesspitzenreiter. Die meisten Eingebürgerten stammten aus der Türkei (1037), Polen (424), Kosovo (326), Italien (245) und der Ukraine (230).

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