Einbruch wie bei Hitchcock

Zweibrücken. Mit geschickten Bewegungen schraubt der Maskierte das Sicherheitsschloss ab, dann gibt er seinen Mitstreitern Zeichen. Ohne Geräusche ist das Innere des Radgeschäfts erreicht. Rasch sind die edelsten Räder ausgemacht und zum Hinterausgang getragen. Dort warten die Komplizen, die die heiße Fracht zum Abtransport verstauen

 So leergeräumt war das Geschäft nach dem Einbruch. Foto: Sieber

So leergeräumt war das Geschäft nach dem Einbruch. Foto: Sieber

Zweibrücken. Mit geschickten Bewegungen schraubt der Maskierte das Sicherheitsschloss ab, dann gibt er seinen Mitstreitern Zeichen. Ohne Geräusche ist das Innere des Radgeschäfts erreicht. Rasch sind die edelsten Räder ausgemacht und zum Hinterausgang getragen. Dort warten die Komplizen, die die heiße Fracht zum Abtransport verstauen. Nein, das ist keine Szene aus einem neuen Tatort-Drehbuch - so ähnlich dürfte es sich zugetragen haben, als in der Nacht auf Dienstag, 14. August, das Radsportgeschäft Sieber in der Fruchtmarktstraße Opfer von offenkundig hochprofessionellen Dieben heimgesucht wurde. Mit Zweirädern im Gesamtwert von rund 90 000 Euro schlossen die Täter ihren Beutezug in der Rosenstadt ab (wir berichteten). Bisher fehlt von den Rad-Gangstern jede Spur, die Polizei erklärte am Montag auf Merkur-Anfrage, noch Spuren auszuwerten. Aus taktischen Gründen wolle man daher auch keine weiteren Angaben zum Ablauf des Diebstahls machen. Ladeninhaber Sascha Sieber geht dafür im Gespräch mit dem Merkur ins Detail: "Uns hat die Polizei schon Videoaufnahmen von ähnlichen Vorfällen gezeigt und gefragt, ob wir die Täter kennen. Das war aber leider nicht der Fall." Groß angelegte Diebstähle von Spezialrädern gebe es nicht häufig, "aber man hat schon davon gehört. Etwa in Speyer wurde ein Laden so ausgeräumt", erzählt Sieber. Deutschlandweit seien ihm zwei bis vier solcher Fälle bekannt. Vermutlich habe sich der Bruch zwischen drei und fünf Uhr abgespielt. Das gegenüberliegende Spielcasino sei noch bis etwa zwei Uhr geöffnet - da hätte auch die ausgebuffteste Einbrecherbande sicher für Aufsehen gesorgt, wenn sie mit einem 7,5 Tonner oder mehreren kleineren Wagen anrückt. Die Diebe hätten aus dem Metalltor, welches das Gelände absperrt, die Schlösser professionell herausgebohrt - mit Werkzeugen, die laut Polizei sonst nur Schlüsseldiensten zur Verfügung stehe. Zwar seien Überwachsungskameras installiert, allerdings keine Nachtsichtgeräte. Und das Panzerglas hätten die Diebe auch nicht zu durchbrechen versucht. Die Sicherheitsmaßnahmen habe er direkt nach dem Vorfall verbessert.

Nur Beste aufgeladen

Was weiter dafür spricht, dass sich die Täter bestens auskannten, vermutlich sogar vorher das Geschäft ausbaldowert hatten: Sie ließen alte Modelle stehen und konzentrierten sich auf die neusten Stücke, auf Carbon-Räder, die Hightech-Mountainbikes. 34 der Super-Drahtesel ließen sie laut Sascha Sieber mitgehen, von 500, die er im Laden mit der Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern habe. Er fertige Räder für Radprofis, manche gebe es nur ein- oder zweimal, sie würden auch etwa beim Zeitfahren der Tour de France eingesetzt. Der dickste Fisch beim Einbruchsdiebstahl sei ein 10 000 Euro wertvolles Zeitfahrrad gewesen. Das gleiche Modell fahre der mehrfache Schweizer Einzelzeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara. "Die E-Bikes haben sie alle stehen lassen. Die sind viel schwerer, als die anderen", sagt Sieber weiter.

Was kann man mit so teuren Geräten anstellen? "Im Profibereich wird garantiert keine Hehlerware benutzt. Vermutlich werden sie in den Osten geschafft", befürchtet der Ladenbesitzer. Persönlich hat ihn der Diebstahl auch deshalb mitgenommen, weil das Bahnrad aus seiner aktiven Zeit - Sieber fuhr in der Bundesliga für Frankfurt/Main und später für den Radsportclub Zweibrücken - dabei gewesen sei. "Damit hatte ich 2009 in Dudenhofen die südwestdeutsche Meisterschaft im Sprint gewonnen", so Sieber. Nun hoffe er, dass die Versicherung zahlt: "Ich kämpfe für jedes Rad." ek

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