Auf Gemälde verewigt Ein Zweibrücker im amerikanischen Capitol

Zweibrücken · Christian, Freiherr von Zweybrücken, ist auf einem Gemälde im State-Capitol-Gebäude in Washington verewigt. Heute vor 200 Jahren starb der berühmte Zweibrücker Unabhängigkeitskämpfer.

Auf die Frage, wer wohl der weltweit prominenteste Sohn der Herzogstadt Zweibrücken ist, dürften die wenigsten mit Christian, Freiherr von Zweybrücken, antworten. Dabei begegnen ihm Jahr für Jahr unzählige Menschen, die die Rotunde des State-Capitol-Gebäudes in der US-amerikanischen Bundeshauptstadt Washington besuchen, wo er auf dem berühmten, auch in Büchern und Broschüren abgebildeten Gemälde „Surrender of Lord Cornwallis“ verewigt ist. Darüber hinaus ist er lebensgroß auf einem Gemälde in der von Abertausenden von Touristen besuchten vormaligen Residenz der Wittelsbacher in München zu sehen, wobei auch hier die allermeisten Besucher ihn nicht namentlich und nicht als gefeierten Helden kennen dürften. Als solcher verstarb Christian, Freiherr von Zweybrücken, vor genau 200 Jahren – am 25. Oktober 1817 – in München.

Geboren wurde er 1752 in Zweibrücken als Sohn des Wittelsbacher Herzogs Christian IV.. Seine Mutter war die aus Straßburg stammende vormalige Tänzerin Marianne Camasse, die Christian IV. 1751 kennen und lieben gelernt hatte und die ihm an seinen Hof folgte. Einige Jahre nach der Geburt ihres ersten Sohnes – eben des späteren Freiherren von Zweybrücken – heiratete Christian IV. Marianne Camasse in aller Heimlichkeit und erwarb für sie den Titel einer Gräfin von Forbach mit entsprechender Domäne im benachbarten Lothringen. Da die Wittelsbacher die zwar mit dem Herzog verheiratete, aufgrund ihrer bürgerlichen Herkunft jedoch als nicht standesgemäß geltende Marianne Camasse und ihre insgesamt sechs gemeinsamen Kinder von jeglicher Erbfolge ausschlossen, verließ sie nach dem Tod Christians IV. Pfalz-Zweibrücken und siedelte nach Frankreich über.

Christian von Forbach, wie der erstgeborene Sohn Christians IV. mit dem Titel seiner Mutter hieß, schlug indes wie viele andere nicht erbberechtigte junge Adelige seiner Zeit eine Offizierslaufbahn ein – und was lag näher als in das von seinem Vater rekrutierte „Deutsche Königlich-Französische Infanterie-Regiment von Zweybrücken oder Royal Deux-Ponts“ einzutreten. 1768 begann er seine Karriere als Sous­lieutenant, wurde 1775 zum Obersten befördert und noch bevor sein Vater im November überraschend verstarb verlieh er seinem Sohn den erblichen Titel „von Zweybrücken“, während König Ludwig XVI. ihn zum Marquis und 1777 sogar zum Maréchal de camp erhob.

Als Frankreich 1778 als erste Nation der Welt die gerade im Unabhängigkeitskrieg gegen das britische Mutterland stehenden Vereinigten Staaten von Amerika anerkannte und mit den noch jungen USA einen Bündnisvertrag schloss, hatte das auch Folgen für Christian von Zweybrücken: Auf Betreiben seiner Mutter nämlich wurde dem von ihm kommandierten Regiment Royal Deux-Ponts die Ehre zuteil, 1780 mit dem zur Unterstützung General Washingtons entsandten französischen Expeditionskorps nach Amerika aufzubrechen. Dort nahm er im Herbst 1781 an der den Unabhängigkeitskrieg zugunsten der USA entscheidenden Schlacht um Yorktown teil, wo sein Regiment – geführt vom jüngeren Bruder Wilhelm – am 14. Oktober die wichtige Sternschanze 9 einnahm und sich auch infolgedessen die britische Südarmee fünf Tage später ergeben musste. Diesen Umstand greift das berühmte, 1820 geschaffene Gemälde „Surrender of Lord Cornwallis“ („Kapitulation des Lord Cornwallis“) auf, das seit 1826 als eine Ikone der US-amerikanischen Geschichte in der Rotunde des State-Capitol-Gebäudes in Washington D.C. hängt – und das „Christian, Count Deuxponts“ einen Ehrenplatz ganz vorne in der ersten Reihe einräumt.

Ein weiteres, seinerzeit auf Schloss Karlsberg und heute in der Münchener Residenz befindliches Gemälde zeigt ihn gemeinsam mit seinem Cousin, Herzog Karl II. August, und nimmt ebenfalls – aus Zweibrücker Sicht – Bezug auf den bedeutenden Sieg hiesiger Truppen in der Neuen Welt. Auf der Rückfahrt von Amerika wurde er übrigens kurzzeitig von keinem Geringeren als Lord Nelson gefangengenommen, dies ist jedoch nur eine weitere kleine Episode im bewegten Leben Christians von Zweybrücken, in dessen Biographie sich zugleich eine ganze Epoche mit all ihren Glanzpunkten, Abgründen und Brüchen widerspiegelt.

Nach seiner Rückkehr aus Amerika heiratete er 1783 in Versailles Adelaide-Françoise de Béthune-Pologne, mit der er drei Töchter hatte und die ihn um sechs Jahre überleben sollte. Als das Regiment Royal Deux-Ponts in Folge der Französischen Revolution 1791 in das Linienregiment Nummer 99 umgewandelt wurde, verließen er, sein Bruder und viele weitere loyal gesinnte Soldaten Frankreich und kehrten in die Heimat zurück. Dort trat er zunächst in die Dienste Karls II. August und schließlich – er war ein Cousin der Königin Friederike Luise – 1792 in die preußische Armee ein. Als Generalmajor nahm er an den Feldzügen gegen das revolutionäre Frankreich teil, wechselte dann 1799 in die Dienste seines Cousins Maximilian Josephs von Pfalz-Zweibrücken, der zunächst als Kurfürst und ab 1806 als König Bayern regierte, und kommandierte ab 1800 ein von England finanziertes Armeekorps im Kampf gegen Frankreich. Nach Friedensschluss und Bündnis mit Kaiser Napoleon I. wurde er 1808 zum Geheimen Rat und 1811 zum General der Infanterie ernannt. Am 25. Oktober 1817 verstarb Christian, Graf von Forbach und Freiherr von Zweybrücken, hochgeehrt in München.

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