Ein Rückzugsort im Grünen

Rimschweiler · Schrebergärten machen nicht nur Menschen in Großstädten glücklich, sondern auch auf dem Land. Wie etwa Wiley Lucus in Rimschweiler. In seiner Kleingartensiedlung schätzt er die Ruhe, aber auch Gespräche.

 Wiley Lucus in seinem kleinen, grünen Reich in Rimschweiler. Sein Schrebergarten präsentiert sich wie aus dem Ei gepellt. Foto: Bröcker

Wiley Lucus in seinem kleinen, grünen Reich in Rimschweiler. Sein Schrebergarten präsentiert sich wie aus dem Ei gepellt. Foto: Bröcker

Foto: Bröcker

Wiley Lucus geht beinahe täglich in seinen Garten. Der liegt aber nicht hinter seinem Haus, sondern in einer Kleingartensiedlung, denn Lucus ist stolzer Pächter eines Schrebergartens. Seit 32 Jahren hegt und pflegt er diesen nun schon und hat ihn im Laufe der Zeit von einem wilden Stück Grün in einen gemütlichen Rückzugsort verwandelt.

Das kostete viel Zeit und machte jede Menge Arbeit, die er aber gerne auf sich nimmt. Seit der 64-Jährige vor vier Jahren in Rente ist, teilt er sich so gut wie jeden Tag selbst zur Gartenarbeit ein. Den Vormittag nutzt er für die Arbeit im Garten, den Nachmittag zum Entspannen. Ab 15 Uhr lässt er für gewöhnlich den Spaten fallen, es gibt schließlich auch noch andere Tage, um weiterzumachen. Dann setzt er sich gerne in seine selbst gebaute Laube, gönnt sich ein kühles Getränk, beobachtet oder kommt mit Spaziergängern ins Gespräch. Man kennt sich schließlich in einer Gartensiedlung, und das trifft selbst auf die vorbeikommenden Hunde zu, die es gewohnt sind, dass in Lucus' Garten immer ein Leckerchen für sie bereitliegt.

In seinem Garten pflanzt und gärtnert Lucus nicht nur, er hält auch Hasen. Das war vor all den Jahren neben seinem Drang nach Freiheit, Ruhe und Natur einer der Gründe, weshalb sich Lucus dazu entschloss, einen Schrebergarten zu pachten. Zu der Zeit hielt er Hasen im Garten seines Schwagers und wurde Mitglied im Hasenzuchtverein. Darum wollte er einen Ort, an dem er selbst Ruhe hatte und seine Tiere unterbringen und züchten konnte. In seinem eigenen Garten baute er den Tieren dann ein Gartenhaus, in dem die Hasenställe untergebracht sind.

Erinnerung an US-Heimat

"Ich bin ein Blumenmensch", beschreibt sich Wiley Lucus beim Rundgang durch seinen Garten selbst. Am meisten beschäftigt er sich mit Rosen. Wie er mit den verschiedenen Pflanzen umgehen muss, hat er durch Ausprobieren selbst herausgefunden und tippt auf "meinen grünen Daumen hier", wie er augenzwinkernd erzählt. Als nächstes Projekt schwebt ihm ein neuer Holzzaun vor, außerdem möchte er den Boden noch etwas auffüllen.

Die Ruhe in seinem Garten und die Landschaft drum herum erinnern Lucus an seine Heimat in Illinois (USA). Dort fliegt er alle paar Jahre zum Heimat- und Familienbesuch hin. "Ich vermisse meine Heimat, aber ich bin auch hier daheim", erzählt er. Nicht zuletzt auch wegen seiner Frau, die er kennen und lieben lernte, als er am Zweibrücker US-Airport stationiert war. Die schaut natürlich auch ab und an im Garten vorbei, "und kontrolliert", erzählt Wiley Lucus lachend. Noch viel öfters bekommt er allerdings Besuch von seiner Gartenkatze: "Es ist nicht mein Lieblingstier, aber wir haben uns angefreundet." Die Katze blieb nach dem Umzug der Besitzer zurück und hat sich in Lucus' Garten ein neues Zuhause gesucht. Diese Freundschaft geht mittlerweile sogar so weit, dass sie einen eigenen Stuhl mit einer Schlafdecke und ein Körbchen hat, täglich zum Fressen kommt und sich die ein oder ander Streicheleinheit abholt. Dann sitzen die beiden ungleichen Freunde am Nachmittag auch mal gemeinsam im Garten und gehen ihrer beider Lieblingsbeschäftigung nach - sie beobachten.

Landesweit große Nachfrage

Mit seinem Hobby ist Lucus übrigens beileibe nicht alleine. Im Gegenteil: Galten Schrebergärten früher noch als spießig, sind sie mittlerweile wieder schwer angesagt, wie Rüdiger Frank vom rheinland-pfälzischen Landesverband der Kleingärtner berichtet. "Heutzutage will niemand mehr weit fahren, um sich in der Natur zu erholen", nennt Frank einen Aspekt. Wer grillen oder sich einfach nur im Grünen entspannen wolle, aber keinen Garten habe, suche nach Alternativen. "Die Nachfrage nach freien Parzellen ist daher groß", bilanziert Frank, die Nachfrage könne kaum befriedigt werden. Rund 13 000 Kleingärten gebe es in Rheinland-Pfalz, und alle seien verpachtet. Erst im vergangenen Jahr seien auf dem Gelände der Landesgartenschau in Landau 37 neue Parzellen entstanden. "Aber auch die sind mittlerweile alle schon vergeben", sagt Frank.

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