Jazz im Hofenfels Ein Ozean von Tönen und Melodien

Zweibrücken · In der Aula des Hofenfels-Gymnasiums zeigte das Susan Weinert Rainbow Trio sein Können.

 Sebastian Voltz am Piano, Martin Weinert am Bass und Susan Weinert warfen sich musikalisch die Bälle zu.

Sebastian Voltz am Piano, Martin Weinert am Bass und Susan Weinert warfen sich musikalisch die Bälle zu.

Foto: Sebastian Dingler

Nach dem Konzert des Susan Weinert Rainbow Trios in der Aula des Hofenfels-Gymnasiums fühlten sich die Besucher, als hätten sie in einem Ozean von Tönen, Melodien und Ideen gebadet. Da war reichlich Material in dem Füllhorn, das die drei Jazzmusiker Susan Weinert (Gitarre), Martin Weinert (Kontrabass) und Sebastian Voltz (Piano) ausschütteten.

Die Eheleute Weinert kennen und lieben sich, seit sie im Teeniealter waren. Seit – man glaubt es kaum – 34 Jahren sind sie verheiratet. Martin Weinert erzählte am Rande des Konzerts, wie sie zu Sebastian Voltz kamen. Der habe einst nach Noten der beiden gefragt und, ob er sie persönlich abholen dürfe. Weil der Pianist schon mal vor Ort war, habe Susan Weinert eine spontane Session vorgeschlagen. Das musikalische Verständnis sei dann gleich so groß gewesen, dass bald klar war: „Wir müssen ein Konzert zusammen geben.“ Zu diesem sei Voltz dann ohne jegliche Noten erschienen, was Martin Weinert besonders beeindruckte: „Er hatte alles auswendig gelernt.“

So war das auch im Hofenfels-Gymnasium, als die Drei ihre komplizierten Kompositionen darboten – alles direkt aus dem Kopf heraus. In einem Trio die Instrumente Gitarre und Klavier, das geht ja gar nicht, so heißt es häufig in Jazzerkreisen. Doch was sich sonst manchmal im Wege steht, ergänzte sich hier wunderbar. Da wurden die Bälle hin- und hergeworfen, Themen übernommen, Melodien des anderen aufgegriffen – scheinbar mühelos, und gleichzeitig mit großer Konzentration.

Meist wogte das Geschehen zwischen der linken (Voltz) und der rechten Bühnenseite (Susan Weinert). Dazwischen, oft als ruhiger Pol, dann aber auch mal als Beteiligter des Gesprächs auf Augenhöhe: Bassist Weinert. Der überzeugte auch mit seinen witzigen Ansagen: „Manchmal ist es ganz hilfreich, wenn man die Musik zuhause noch einmal nacharbeitet“, mit diesen Worten leitete er geschickt den längeren Werbeblock für den Stand mit dem CD-Verkauf ein. Am Ende meinte er, man könne es aber auch machen wie Nils Landgren, der habe einfach gesagt: Kaufen Sie bitte, so viel Sie können, wir brauchen das Geld. Sein eigenes Stück kündigte er mit den Worten an, jetzt höre das Publikum die Hälfte seines kompositorischen Lebenswerk - er habe nämlich nur zwei Stücke jemals geschrieben.

Dieses mit dem Titel „Tanz der Schmetterlinge“ habe sich seine Frau zum 30. Hochzeitstag gewünscht. Martin Weinert wollte darin die Stimmung einfangen, die die beiden bei ihrer Reise nach Algerien erlebt hatten, und so gab es einige orientalische Anklänge bei dem Stück.

Mit flugfähigen Tieren haben es die Weinerts irgendwie – eine andere Komposition behandelte die Kraniche, die in einer Nacht Susan Weinert um den Schlaf brachten, als sie übers Haus flogen, ein anderes Mal wurden Mauersegler vertont. In der Aula schwebten die langen Themen, flogen die vielen Töne in die Gehörgänge der Zuhörer. Nicht immer ging es wild zu, dann und wann wurde auch mal eine Klanglandschaft gemalt mit dem Einsatz einiger weniger Effekte.

Hauptsächlich bot das Trio raffinierten Jazz in einer kammermusikalischen Version an. Wobei in der Voltz-Komposition „Bridges“ auch dessen klassische Ausbildung (er ist studierter Klassik-Pianist) durchzuhören war. Für „Maestro Voltz“ (so nennen ihn die Weinerts) war der Auftritt eine Art Heimspiel: Am Hofenfels-Gymnasium unterrichtet er Musik. Die Weinerts behält er gleich da: Sie sind Dozenten beim Jazz-Workshop am Hofenfels-Gymnasium.

Das Konzert war eingebunden in das Euroclassic-Festival, das zum ersten Mal diesen sehr gut klingenden Saal in Anspruch nahm. Etwas mehr als die 100 Zuhörer hätte man sich für das fulminante Konzert schon gewünscht. Vielleicht war die Fahrt nach Niederauerbach für manchen Festivalbesucher noch ungewohnt. Schade, denn jenen, die nicht da waren, kann man nur zurufen: Ihr habt da etwas verpasst.

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