Ein Kessel Buntes

Zweibrücken · Tarantino, Tykwer, die Coen-Brüder – in den ersten Monaten 2016 bringen einige große Namen ihre neuen Filme ins Kino. Ein Blick auf das erste Halbjahr, in dem Til Schweiger in Istanbul nuschelt und Tarzan wieder durch den Urwald jodelt.

 Kurt Russell (links) und Samuel L. Jackson in Quentin Tarantinos Western „The Hateful 8“ (ab 28. Januar in den Kinos der Region); daneben Lea van Acken in der deutschen Produktion „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Hans Steinbichler (ab 3. März). Fotos: Cooper / The Weinstein Company / Universal

Kurt Russell (links) und Samuel L. Jackson in Quentin Tarantinos Western „The Hateful 8“ (ab 28. Januar in den Kinos der Region); daneben Lea van Acken in der deutschen Produktion „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Hans Steinbichler (ab 3. März). Fotos: Cooper / The Weinstein Company / Universal

 Mowgli (Neel Sethi) und der computeranimierte Panther Baghira, dem in der Originalfassung Ben Kingsley die Stimme leiht. „The Jungle Book“ kommt am 14. April ins Kino. Foto: Disney Enterprises

Mowgli (Neel Sethi) und der computeranimierte Panther Baghira, dem in der Originalfassung Ben Kingsley die Stimme leiht. „The Jungle Book“ kommt am 14. April ins Kino. Foto: Disney Enterprises

Foto: Disney Enterprises

Freudentränen kullern, Champagnerknorken knallen - das Kinojahr endet mit dem Triumph "Star Wars - Das Erwachen der Macht": Der Film lässt seine Macher noch reicher werden (in zehn Tagen hat er weltweit über eine Milliarde Dollar eingespielt), er begeistert sein Zielpublikum und erfreut sogar viele notorisch quengelige Kritiker aus dem Reich der Hochkultur. Ob das einem Film 2016 in dieser Form gelingen wird?

Zwei eigenwillige Produktionen bringen uns im Januar das immer wieder totgesagte Western-Genre zurück - die eine als Kammerspiel, die andere mit archaischer Bilderwucht: Die entfesselt Regisseur Alejandro González Iñárritu ("Birdman", "Babel") in "The Revenant - Der Rückkehrer" (ab 6. Januar bei uns). Leonardo DiCaprio spielt einen Trapper des 19. Jahrhunderts, den seine Begleiter nach einem Bärenangriff für tot halten und in tiefster Wildnis zurücklassen. Er überlebt und schwört Rache: nicht am Bären, sondern an denen, die ihn zurückließen. Die ersten Trailer versprechen ein visuelles Erlebnis, das fernab gemütlicher Filmstudios in der Wildnis entstand und den Darstellern viel abverlangte. Die ersten Kaffeesatz-Leser spekulieren bereits auf einen Darsteller-Oscar für DiCaprio. Regisseur Quentin Tarantino füllt in "The Hateful 8" (ab 29. Januar) eine verschneite Hütte mit einem Ensemble wettergegerbter Figuren - Kopfgeldjäger, Verbrecher, Militärs - , die ein dialogpralles Katz-und-Maus-Spiel beginnen. Die ersten US-Kritiken zum Film mit Samuel L. Jackson, Kurt Russell und Jennifer Jason Leigh sind eher wohlwollend als enthusiastisch; etwas zu ausufernd sei dieser Drei-Stunden-Western im Schnee - aufregend ist in jedem Fall die gerade auf CD erschienene Musik zum Film von Ennio Morricone , der seine erste Western-Musik seit 34 Jahren geschrieben hat.

Die Coen-Brüder eröffnen im Februar die Berlinale mit ihrer Hollywood-Komödie "Hail, Caesar!": Die erzählt von einem Studio-Angestellten, der sich mit allerlei Krisen in der Filmindustrie der 50er Jahre herumschlagen muss - darunter die Entführung eines kapriziösen Altstars (George Clooney).

Der amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore legt, knapp sieben Jahre nach "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte", ein neues Werk vor: Für "Who to invade next" (ab 25. Februar) hat er drei Kontinente bereist und sich in Ländern fern der USA umgeschaut, wie die mit gesellschaftlichen Problemen umgehen.

Zwei alte Dschungel-Mythen werden filmisch neu bewässert. Kiplings "Dschungelbuch" kommt im April, 49 Jahre nach der unvergesslichen (wenn auch sehr freien) Disney-Trickfilmadaption, als Realfilm ins Kino - mit allerlei computergetrickstem Getier und Getöse; ähnlich wie "Legend of Tarzan", der ab Juli mit gewaltigen Dschungelbildern klotzt. Den jodelnden Lianenschwinger spielt diesmal Alexander Skarsgard, Christoph Waltz ist als Gegenspieler mit im Wald.

Diesen Hang zu bekannten/bewährten Stoffen und Fortsetzungen auch im Jahr 2016 mag man nun rituell beklagen und als kreativen Totenschein sehen - aber die "Prequels", "Sequels" und "Reboots" sind relativ verlässliche Schwimmwesten in der rauen See des Kinogeschäfts. Und so werden 2016 unter anderem "Ice Age" und "Independence Day" (ganze 20 Jahre später) fortgeführt, Batman und Superman raufen erstmals miteinander, außerdem laufen die nächsten Teile von "Star Trek", "X-Men", "Kung Fu Panda", "Captain America", der "Bourne"-Actionsaga, von "Ghostbusters" (diesmal mit weiblichen Geisterjägern) - und sogar der unverwüstlichen "Wilden Kerle" aus deutscher Produktion.

Eine heimische Co-Produktion, zusammen mit den USA, Frankreich und England, ist Tom Tykwers "Ein Hologramm für den König" (ab 28. April). Tom Hanks , der mit Tykwer schon "Cloud Atlas" drehte, spielt einen verschuldeten US-Angestellten, der einem saudischen Herrscher ein Kommunikations-Computerprogramm verkaufen soll; aber statt in der Metropole landet er in einem verlassen Vorposten in der Wüste - und in der Sinnkrise.

Ein "Tatort"-Kommissar im Kino? Das hat es seit den Zeiten des seligen Schimanski nicht mehr gegeben. In "Tschiller: Off Duty", inszeniert von Christian Alvart ("Antikörper"), lässt es Til Schweiger ab Februar in Istanbul krachen und scheppern; ein interessantes Experiment, ist deutsches Actionkino doch so gut wie nicht existent - Schweiger landete mit seinem eigenen Versuch "Schutzengel" unsanft auf dem Bauch.

Im März bringt Regisseur Hans Steinbichler "Das Tagebuch der Anne Frank " ins Kino; Lea van Acken, die große Entdeckung im Berlinale-Film "Kreuzweg" spielt das Mädchen, Ulrich Noethen und Martina Gedeck die Eltern.

Den vielleicht originellsten Filmtitel bietet ein Werk, das versucht, Jane Austen , ein britisches Gesellschaftsbild des 19. Jahrhunderts und menschenfressende Untote unter einen Hut zu bekommen: "Stolz und Vorurteil und Zombies" startet am 21. April. Man darf gespannt sein.

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