Ein Herz für Familienbetriebe

Zweibrücken · Vor der Landtagswahl hat der Pfälzische Merkur die Direktkandidaten des Wahlkreises zur Diskussion mit dem Merkur -Leserbeirat eingeladen. Dessen Mitglieder nehmen sich für jeden Kandidaten eine Stunde Zeit, um ihm politisch auf den Zahn zu fühlen. Heute: Martin Eichert, Freie Wähler.

 Mit FW-Kandidat Martin Eichert (links oben) diskutierten (von ganz links im Uhrzeigersinn) Oliver Duymel, Merkur-Chefredakteur Michael Klein, Peter Schehl, Fritz-Peter Huppert, Holger Frenzel und Rolf Klein. Links vorne Merkur-Mitarbeiter Fritz Schäfer. Fotos: Mathias Schneck

Mit FW-Kandidat Martin Eichert (links oben) diskutierten (von ganz links im Uhrzeigersinn) Oliver Duymel, Merkur-Chefredakteur Michael Klein, Peter Schehl, Fritz-Peter Huppert, Holger Frenzel und Rolf Klein. Links vorne Merkur-Mitarbeiter Fritz Schäfer. Fotos: Mathias Schneck

"Im Landeswahlprogramm der Freien Wähler steht viel zu Straßenprojekten. Aber nichts zur S-Bahn oder zum Flughafen. Sind die Freien Wähler die Autofahrerpartei?", stellte Peter Schehl beim Wahlcheck des Merkur-Leserbeirats dem Direktkandidaten der FW, Martin Eichert, gleich eine provokante Frage. Auch sonst käme die Westpfalz in dem Programm wenig vor, monierte der unermüdliche Kämpfer für die S-Bahn .

"Das Landeswahlprogramm gibt nur die Richtung vor. Da sind nicht alle Punkte drin", relativierte der Bürgermeister von Schauerberg das Landesprogramm. Es sei die Basis, auf der die Wahlkreiskandidaten ihre örtlichen Akzente aufbauen sollen. Dabei verwies Eichert auf seine Karte mit den eigenen Wahlzielen. Und dort steht neben der B 10 auch die S-Bahn-Verlängerung mit einer Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und die Reaktivierung des Zweibrücker Flughafens.

"Was ist der Schwerpunkt bei den acht Punkten?", wollte Fritz-Peter Huppert wissen. Alle Punkte seien gleich wichtig, um das Land voranzubringen, sagte Eichert. Die Punkte wie Infrastrukturprojekte, die Breitbandversorgung, die Daseinsvorsorge, die kleinteilige Landwirtschaft oder Sicherung der ärztlichen Versorgung könne er alle unterschreiben, meinte der Rentner Rolf Klein, der seit Jahren als Rückkehrer die Politik in Zweibrücken kritisch begleitet. "Allein mir fehlt der Glaube, dass das umgesetzt wird."

Eichert betonte, dass es für die Freien Wähler nicht einfach sei, in der Landespolitik Zeichen zu setzen. Obwohl die Freien Wählergemeinschaften die drittstärkste kommunalpolitische Kraft sei. "Aber wir haben es noch nicht geschafft, dass sich das im Landtag widerspiegelt." Und dort würden die Weichen gestellt. Deshalb hätten sich die einzelnen Wählergemeinschaften vor Jahren als Freie Wähler zusammen geschlossen.

"Die sind desaströs", antwortete Eichert Huppert, der eine Einschätzung der Finanzsituation im Land wollte. "Wie wollen Sie das verbessern?", hakte der Unternehmensberater nach. "Mit Infrastrukturprojekten. Das hilft der Wirtschaft", sagte Eichert. Oliver Duymel, ein Freund der Chormusik, merkte erfreut an, dass Eichert auch in einem Chor singt. Oder sang, wie Eichert sagte.

Nach dem freundlichen Einstieg fragte Duymel, ob es kein Widerspruch sei, die Finanzlage als desaströs zu bezeichnen und dann Subventionen für den Flughafen vorzuschlagen. Sowohl die Flughäfen in Saarbrücken und früher Zweibrücken hätten nur mit Subventionen überlebt. "Mir erschließt es sich nicht, wie sich das auch bei einer Zusammenarbeit ändern soll." "Außer mit starken Cargo-Airlines werden Flughäfen immer subventioniert", meinte Eichert. "Und das sollten wir uns gemeinsam mit Saarbrücken leisten."

Neben der Zusammenarbeit mit dem Saarland beim Flughafen sollte Rheinland-Pfalz auch eine Zusammenarbeit bei der S-Bahn anstreben, ging Eichert auf die Eingangsfrage von Schehl ein. Dabei sollte Rheinland-Pfalz nicht nur mit Geld winken, sondern auf die "stolzen Saarländer" zugehen.

Holger Frenzel, der in der Gersheimer Gemeindeverwaltung arbeitet, interessierten Eicherts Erfahrungen und Probleme in einer kleinen Gemeinde. "Die Altersstruktur macht uns am meisten zu schaffen", sagte der Bürgermeister von Schauerberg. Denn die Projekte wie Dorfgemeinschaftshaus oder Feuerwehr könnten nur mit ehrenamtlichen Helfern verwirklicht werden. Bei den Fragen der Landeszuschüsse mahnt der Freie Wähler , keine Projekte anzugehen, nur weil es dafür einen Zuschuss gebe.

Die von Eichert gewünschten Windkraftanlagen würden vermutlich nicht gebaut. Mit den Windrädern könne die Gemeinde Einnahmen erzielen. "Ich sehe aber auch, dass die Räder das Landschaftsbild stören." Auch den von Schehl angesprochenen Biogasanlagen steht Eichert positiv gegenüber. "Wenn man das wie in Wallhalben richtig umsetzt, funktioniert das." In dem Zusammenhang wollte Klein wissen, wie Eichert die im Wahlprogramm stehende nachhaltige Landwirtschaft definiere. "Ich möchte die kleineren und mittleren Familienbetriebe erhalten und fördern. Und keine Großbetriebe", sagte der Diplom-Ingenieur, der beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum beschäftigt ist.

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