Nach 47 Jahren in Ruhestand Ein halbes Jahrhundert als "guter Geist"

Zweibrücken · Nach 47 Jahren als Arzthelferin in der gemeinsamen Praxis der Kinderärzte Michael Franck und Sabine Moser geht Trude Grimm aus Rimschweiler jetzt in den Ruhestand.

 Immer mit einem Lächeln im GesiCht: 47 Jahre lang war Arzthelferin Trude Grimm als „gute Seele“ für ihre kleinen und großen Patienten da.

Immer mit einem Lächeln im GesiCht: 47 Jahre lang war Arzthelferin Trude Grimm als „gute Seele“ für ihre kleinen und großen Patienten da.

Foto: nos

Nach 47 Jahren wird Trude Grimm aus Rimschweiler in der Praxis der Kinderärzte Michael Franck und Sabine Moser ein letztes Mal mit ihrem sympathischen Lächeln und ihrer beruhigenden Stimme an der Rezeption die kleinen und größeren Patienten und ihre Begleiter empfangen. Fast fünf Jahrzehnte eines aufregenden, nie eintönigen, hier und da auch stressigen und dennoch, von spürbarer Harmonie geprägten Berufslebens, liegen hinter ihr. Die Zäsur, der damit verknüpfte Abschied, wird alle treffen, denn die Ärzte und das Mitarbeiterteam waren wie eine große Familie.

„Wie, ich soll in die Zeitung – warum denn das?“. Aufhebens um die eigene Person zu machen, zählt nicht zu den Eigenschaften des Rimschweiler Vorstadtmädels, der Tochter des einstigen Gemeindesekretärs Herbert, als Rimschweiler noch eigenständig war. Als Einzelkind wuchs Trude Grimm, von Mutter Elli und Vater Herbert wohl behütet, im Heimatort auf. Ein Lehrer an der Hauptschule Hornbach erkannte die Fähigkeiten der Schülerin und bearbeitete Eltern und Trude so lange, bis diese die Aufnahmeprüfung am Aufbaugymnasium in Kaiserslautern erfolgreich ablegte. Probleme mit dem Lernen und den Noten gab es nie, mit dem Heimweh nach dem Elternhaus und vertrauter Umgebung dagegen sehr. Nach der Mittleren Reife wurden deshalb die Zelte in der Barbarossastadt abgebrochen. Der Schritt in die Berufswelt war damals schon vorgegeben. Es musste etwas mit Menschlichkeit sein, Arzthelferin wollte sie werden. Die Bewerbungsunterlagen lagen bald im Briefkasten des Kinderarztes Karl Dahl in der Gutenbergstraße. Dieser, für seine Ecken und Kanten bekannt, ließ das wohl auch für die Mitarbeiterauswahl gelten. Tauchte Dahl doch unangemeldet im Haus der Familie Schmidt auf, wo Trude gerade mit Vater Herbert Holz hackte. „Das ist mir so peinlich gewesen damals, diese Bilder habe ich noch immer ganz frisch vor mir.“ Das Mitarbeiterteam war ein Trio. Wegen der schulischen Vorbildung musste Grimm nur zwei Jahre lang die Berufsschulbank in Rodalben drücken, bis der Nachweis vorlag. Das Angebot zur Weiterbildung in Freiburg nahm Trude Grimm an, danach versah sie fast ein Jahrzehnt das Praxislabor, ehe zum Beginn der 1980er Jahre auch in den Arztpraxen ein Wandel eintrat und sie ihren Platz an der Rezeption einnahm. Dort schlugen auch die väterlichen Verwaltungsgene bei Trude Grimm durch, denn die bürokratische Arbeit in der Praxis zählte fortan ebenfalls zu ihren Aufgaben. Ihr Erscheinungsbild, ihre Stimme am Telefon, das alles wurde zum Beziehungspunkt für die kleinen und größeren Patienten, besorgte Mütter und Begleiter. Den Zeitwandel, den Einzug der digitalen Welt in der Praxis, Eltern, die auch schon mal zu Hause „googeln“, ehe sie den Schritt in die Praxis tun, das alles wurde zur täglichen Arbeit für Trude Grimm, die jedoch stets einem inneren Motto folgte: „Egal was kommt, du musst immer freundlich bleiben“.

Und als „guter Geist“ in der Praxis, als erste Anlaufstelle, sorgte sich Trude Grimm auch um die richtige Weichenstellung. Wurde dem vor Ohrenschmerzen schreienden Kind vorab schon mal ein schmerzstillendes Mittel verabreicht, ein Asthmatiker nicht noch ins volle Wartezimmer gesetzt. Menschlich sein, das blieb weiter der rote Faden im Berufsleben, zu dem auch die zeitliche Flexibilität zählte. „Zwölf Uhr Mittagspause oder 17 Uhr Feierabend, das hat es nie gegeben, das war von Anfang an klar“, sagt Trude Grimm, die inzwischen schon wieder die Kinder von einstigen Kinderpatienten miterlebt. Die alten Schmusebären aus Urtagen sitzen noch im Praxisregal, Gummibärchen, die heute schon mal mit Zustimmung der Eltern an die kleinen Besucher verteilt weren, gab es damals noch nicht.

Wie sehr Trude Grimm in der Praxis in den fast fünf Jahrzehnten geschätzt wurde, zeichnet mit wenigen, aber prägnanten Sätzen Sabine Moser nach. „Erfahren, zuverlässig und genau“ sind die Adjektive. Falle der PC aus – kein Problem, Trude Grimm habe alles im Kopf. Sie mache einfach keine Fehler, habe in ihrer Berufszeit viel abgedeckt, was heute kaum noch jemand zu leisten vermag.

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