Ein gutes Image hinterlassen

Acabo! Es ist zu Ende! Irgendwie fühlt es sich an wie nach einer bestandenen Prüfung. Endlich ist es geschafft.

 Unsere Kolumnistin meldet sich nach der WM ab. Foto: Sabrina Gab

Unsere Kolumnistin meldet sich nach der WM ab. Foto: Sabrina Gab

Foto: Sabrina Gab

Gleichzeitig macht sich ein klitzekleines Gefühl der Leere bemerkbar, das jetzt mit Neuem gefüllt werden muss. Es gibt nicht mehr den Unterschied zwischen Tagen mit und Tagen ohne Fußball. Verabredungen heißen jetzt nicht mehr vor, nach oder während des Spiels. Hier in Rio ist wieder Alltag eingekehrt. Heute im Supermarkt ist mir noch einmal ein brasilianischer Fußballfan in deutschem Trikot begegnet. Sein Shirt sah aus, als habe er selbst auf dem Rasen die eine oder andere Grätsche hingelegt. Wahrscheinlich hat er es seit Sonntag einfach nicht mehr ausgezogen. Ansonsten sieht man äußerlich kaum mehr etwas von der WM. Vereinzelt wehen noch ein paar Fähnchen im Wind. Was auffällt, ist die neue Herzlichkeit, mit der einem die Menschen begegnen. Ein Herz für Deutsche haben hier sowieso viele. Wegen Michael Schumacher, der deutschen Autoindustrie und unserer Fortschrittlichkeit. Seit Sonntag spüre ich diese Herzlichkeit noch mehr. Überall wird mir gratuliert, als hätte ich etwas Wesentliches zum Erfolg unserer Nationalelf beigetragen. Und als Nachsatz zur Gratulation folgt fast immer "eles são muito simpáticos" - "Sie sind sehr sympathisch". Vielen Dank, liebes Fußballteam, dass ihr hier so einen guten Eindruck hinterlassen habt. Dieser Auftritt wird noch lange nachwirken und sicher vielen Touristen und in Brasilien lebenden Deutschen zugutekommen. Ihr hättet es ja auch versauen können, unser Image. Nicht auszudenken. Wieder mal wird mir bewusst, welche Verantwortung unsere Jungs hier hatten. Nicht nur auf dem Rasen. Einer der Ersten, der mir eine Sekunde nach dem Finale ein "Herzlichen Glückwunsch, ihr seid die Champions" per SMS gesendet hat, war Esaú, ein Yogastudent von mir. Das hat mich besonders gefreut, da er bei unserer letzten Begegnung kurz nach dem 7:1 sichtlich geknickt war. À propos Yoga. Ich denke gerade über einen neuen Slogan für meine brasilianischen Yoga-Schüler nach. Eine neue Vermarktungsstrategie. So etwas wie "Mit Neuer zur inneren Balance finden" oder "Flexibel werden wie ein Weltmeister". Kleiner Scherz, keine Angst. Auch für mich gibt es ein Leben nach der WM. Es hat mir Spaß gemacht, Sie alle ein bisschen an meiner Weltmeisterschaft teilhaben zu lassen. Vielleicht lesen wir uns ja in zwei Jahren zu den Olympischen Spielen noch einmal. Até logo. Bis dahin.

Sabrina Gab, 35, geboren und aufgewachsen in Zweibrücken, reiste ein Jahr um die Welt, bevor sie Rio de Janeiro als neues Zuhause wählte. Dort lebt und arbeitet die ausgebildete Journalistin und Yogalehrerin seit zwei Jahren mit ihrem Partner und dem gemeinsamen Sohn Noah.

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