Ein Geburtshaus für Zweibrücken?

Zweibrücken · Idee von Dirk Schneider stößt auf teils hohe Hürden. Hebammen-Landesverband startet aber eine Umfrage.

 Geburtshäuser werben mit sanften Geburten ohne Ärzte. Für Notfälle darf eine Klinik-Geburtsstation aber auch nicht zu weit weg sein. Ob dies in Zweibrücken der Fall ist, ist Ansichtssache. Foto: Mascha Brichta/dpa

Geburtshäuser werben mit sanften Geburten ohne Ärzte. Für Notfälle darf eine Klinik-Geburtsstation aber auch nicht zu weit weg sein. Ob dies in Zweibrücken der Fall ist, ist Ansichtssache. Foto: Mascha Brichta/dpa

Foto: Mascha Brichta/dpa

"Es muss in Zweibrücken wieder die Möglichkeit zur Geburt geben!" Mit diesen Worten hat Dirk Schneider (SPD) diese Woche im Stadtrat die Einrichtung eines "Geburtshauses" in der Rosenstadt angeregt (wir berichteten vorab). Das stößt beim Hebammen-Landesverband Rheinland-Pfalz grundsätzlich auf fruchtbaren Boden: Die Vereinsvorsitzende Ingrid Mollnar kündigte am Freitag auf Merkur-Anfrage an, sie werde eine Umfrage unter Mitgliedern starten, um mögliches Interesse zu erkunden und auch zu klären, was man alles für ein Geburtshaus in Zweibrücken bräuchte.

Vier solche Einrichtungen, in denen Frauen ihre Kinder begleitet von Hebammen gebären können, gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz: in Bad Dürkheim, Diez, Koblenz und Saarburg.

Ob Zweibrücken für ein Geburtshaus geeignet ist, wollte sich Mollnar aber nicht festlegen. Vor allem wegen wirtschaftlicher Aspekte. Ein Geburtshaus brauche natürlich "einen gewissen Standard" bei der Ausstattung, aus Vertretungsgründen mehr als nur eine Hebamme, hinzu komme das Problem durch die bundesweit verschärften Haftpflichtversicherungsregeln für Hebammen. Damit sich der Betrieb eines Geburtshauses rechnet, sei deshalb eine gewisse Mindestzahl von Geburten nötig. Wie groß diese ist, könne man nicht pauschal sagen, dies hänge etwa auch vom weiteren Angebot der Hebamme ab.

Im Fall überraschender Komplikationen bei einer Geburt sei auch wichtig, ein Krankenhaus mit Geburtsstation in gut erreichbarer Entfernung zu haben, so Mollnar: "Wenn mal etwas passiert, kann man natürlich nicht 100 Kilometer fahren." Die nächsten Krankenhäuser mit Geburtsstationen (Neunkirchen-Kohlhof, Homburg, Pirmasens und Landstuhl) sind von Zweibrücken aus in einer viertel bis halben Stunde Autofahrt erreichbar. Ist das nah genug oder ein K.o.-Kritierium? "Das müssten letztendlich die Kolleginnen entscheiden", die sich für den Standort Zweibrücken interessieren, antwortet Mollnar.

Zu dieser Frage gibt es offensichtlich auch unterschiedliche Einschätzungen bei Hebammen. So hebt das Geburtshaus in Diez auf seiner Internetseite hervor: "Unser Verlegungsweg zum St. Vincenz Krankenhaus beträgt nur wenige Minuten." (4 bis 5 laut Google-Routenplaner.) In Bad Dürkheim dagegen gibt es wie in Zweibrücken kein Krankenhaus mit Geburtsstation mehr. Und eine Hebamme aus einem der vier genannten Nachbarorte Zweibrückens, die derzeit einen Standort in Zweibrücken plant, sagte auf Merkur-Anfrage, sie wolle dort keine Geburten durchführen, weil die Entfernung ins Krankenhaus im seltenen Notfall zu weit wäre.

Dirk Schneider wiederum sagte nach Gesprächen mit Hebammen, ihm sei versichert worden, die Entfernung zu den nächsten Krankenhäusern wäre in Zweibrücken kein Problem.

Schneider meinte im Rat weiter: "Mit 40 Geburten im Jahr ist ein Geburtshaus wirtschaftlich zu betreiben." 40 Geburten allerdings sind nach Analysen unserer Zeitung ein wohl nur sehr schwer erreichbares Ziel. Denn bundesweit liegt der Anteil von Geburten in Krankenhäusern bei etwa 97 Prozent, unter die übrigen drei Prozent fallen Geburten zuhause, in Geburtshäusern und an anderen (meist ungeplanten) Orten. Vor der Schließung des Evangelischen Krankenhauses und dessen Geburtsstation 2016 gab es in Zweibrücken jährlich rund 400 Geburten. Drei Prozent davon wären lediglich zwölf Geburten - weit entfernt von 40. Und der Anteil der Krankenhaus-Geburten nahm bundesweit zuletzt zu.

Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) sagte, er würde ein Geburtshaus natürlich begrüßen. Die Stadt dürfe ein solches aber wohl kaum bezuschussen. Für eine Förderung durch das Land könne er sich einsetzen: "Dafür brauchen wir aber ein Konzept!" Deshalb sollten sich interessierte Hebammen bei ihm melden.

familie/geburtshaeuser/

 Geburtshelfer für ein Geburtshaus? Dirk Schneider. Foto: pma/SPD

Geburtshelfer für ein Geburtshaus? Dirk Schneider. Foto: pma/SPD

Foto: pma/SPD

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