Ein ganzes Jahr ohne Kunst

Zweibrücken. Die Fünftklässler am Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium bekommen im laufenden Schuljahr keine einzige Stunde Kunstunterricht: Das Fach fällt wegen Lehrermangels komplett aus. Das sei aber kein Einzelfall, betont Direktor Hans Peter Philipp auf Merkur-Anfrage: "Im Fachbereich Bildende Kunst haben auch andere Schulen dieses Problem

 Eigentlich wird Kunst am Helmholtz-Gymnasium hoch geschätzt, wie schon der Eingang zeigt. Doch es mangelt an Lehrern. Foto: lf

Eigentlich wird Kunst am Helmholtz-Gymnasium hoch geschätzt, wie schon der Eingang zeigt. Doch es mangelt an Lehrern. Foto: lf

Zweibrücken. Die Fünftklässler am Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium bekommen im laufenden Schuljahr keine einzige Stunde Kunstunterricht: Das Fach fällt wegen Lehrermangels komplett aus. Das sei aber kein Einzelfall, betont Direktor Hans Peter Philipp auf Merkur-Anfrage: "Im Fachbereich Bildende Kunst haben auch andere Schulen dieses Problem."Elternvertreter bestätigen, dass die Schule sich durchaus um Abhilfe bemühe - doch bislang ohne Erfolg. Philipp weiß bislang auch noch nicht, ob wenigstens die neuen Fünftklässler im kommenden Schuljahr Kunstunterricht bekommen können: "Da kann ich Ihnen noch überhaupt nichts sagen. Das entscheidet sich definitiv erst in den Sommerferien." Denn zwar stellen sich Lehrer-Kandidaten am Helmholtz vor, "aber die bewerben sich meist auch an anderen Schulen" - so dass einmal sogar erst acht Tage nach Schuljahresbeginn die letzte Lehrerzuweisung erfolgt sei, auch wenn die Schulaufsicht so etwas natürlich zu vermeiden versuche. Die jetzigen Fünftklässler werden kommendes Schuljahr wohl Kunstunterricht bekommen: "Wir versuchen, den Mangel möglichst gleichmäßig zu verteilen." In anderen Fächern habe das Helmholtz-Gymnasium solche Probleme derzeit aber nicht. Ein Nachteil für die Zweibrücker Schulen sei: "Wir stehen in Konkurrenz mit Städten wie Mainz oder Ludwigshafen. Gerade bei jungen Leuten, die in Mainz studiert haben und Wurzeln gefasst haben, ziehen wir den Kürzeren, wenn die eine Stelle in Mainz und eine in Zweibrücken angeboten bekommen." Obwohl Zweibrücken "nicht als Hintertupfingen angesehen wird und für viele auch der Katzensprung nach Frankreich interessant ist", so Philipp. Bildungsministeriums-Sprecher Wolf-Jürgen Karle bestätigt: "Das Lehrkräfteangebot ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Generell ist es schwieriger, Lehrkräfte für die Gebiete außerhalb der Ballungszentren zu gewinnen. Die ,Rheinschiene' ist auch bei angehenden Lehrkräften beliebter als Gebiete wie die Westpfalz, der Westerwald oder die Eifel. Dem versuchen Schulaufsicht und Ministerium entgegenzuwirken, indem sie besonders für die weniger gefragten Regionen werben und indem Ausbildungsstellen (Studienseminare) ,in die Fläche' gelegt werden."

Die Entscheidung, wie notfalls Unterrichtsaufall verteilt werde, liege im pädagogischen Ermessen der Schulen, schreibt Karle: "Es kann allerdings durchaus sinnvoller sein, blockweise oder jahrgangsweise ein Fach zu kürzen als die Kürzungen über mehrere Klassenstufen zu verteilen, weil so zumindest in den Klassen, die den entsprechenden Fachunterricht erhalten, eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fach möglich ist." Trotz jahrelanger Werbung werde das Fach Kunst in der Lehramtsausbildung leider nur selten gewählt - 2011 habe es in ganz Rheinland-Pfalz nur neun Referendare mit dem Fach Kunst gegeben. Seit 2001 würden deshalb auch gezielt Seiteneinsteiger als Kunstlehrer geworben, letztes Jahr 15.

Ob das Helmholtz-Gymnasium 2012/13 einen neuen Kunstlehrer bekommt, kann die Schulaufsicht bei der ADD zurzeit noch nicht sagen.

Entspannt ist die Lage zurzeit dagegen am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium. Direktor Werner Schuff: "Wir haben das Glück, dass die Elternzeit einer Kollegin zu Ende ging und eine Kollegin ihre Teilzeit erhöht hat. Deshalb ist unsere Unterrichtsversorgung stabil - ich klopfe auf Holz …"Foto: Ellrich/pma

Hintergrund

In Rheinland-Pfalz fallen zurzeit 3,5 Prozent der vorgesehenen Unterrichtsstunden dauerhaft aus, ist einer Erhebung des Bildungsministeriums auf eine Anfrage der CDU zu entnehmen (Stichtag: 1. Februar). Gar keinen strukturell bedingten Unterrichtsausfall gibt es demnach an den Zweibrücker Haupt- und Förderschulen sowie der Realschule. Am Helmholtz-Gymnasium fallen 49 Stunden aus (davon 12 Kunst, 9 Englisch und 8 Philosophie), am Hofenfels-Gymnasium 24 (davon allein 15 Sport). An der deutlich größeren Berufsschule fallen 152 Stunden aus (davon 42 Englisch, 33 Deutsch und 28 Religion/Ethik). lf

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