Ein bisschen wenig Thalbach

Zweibrücken · Mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Schauspielerin Katharina Thalbach startete gestern das diesjährige Euroclassic-Musikfestival in der mit 500 Zuschauern gut besuchten Festhalle.

 Lange mussten die Zuhörer auf sie warten: Katharina Thalbach beim Euroclassic-Auftakt. Foto: sedi

Lange mussten die Zuhörer auf sie warten: Katharina Thalbach beim Euroclassic-Auftakt. Foto: sedi

Foto: sedi

Der Zweibrücker Kulturdezernent Henno Pirmann gratulierte bei der Eröffnung des Euroclassic-Festivals zunächst der Staatsphilharmonie: Sie hat in diesem Jahr den Klassik-Echo gewonnen. Anschließend verriet Staatssekretär Walter Schumacher die Summe, die Rheinland-Pfalz ins Festival steckt: 80 000 Euro flossen in den Topf der Festivalorganisation, die nur deswegen für verhältnismäßig günstige Eintrittspreise sorgen kann.

Wer aber gleich zu Beginn die aus Kino und Fernsehen bekannte Katharina Thalbach erwartet hatte, musste bis zur Pause und noch länger warten.

Denn zunächst stand Schostakowitsch auf dem Programm: Die Jazz-Suite, für eine kleine Besetzung im Kaffeehaus-Stil geschrieben, eröffnete das Konzert mit Varieté-Klängen. Dirigent Karl-Heinz Steffens informierte danach über die Biografie des sowjetischen Komponisten. Stalins Terror der dreißiger Jahre und die ständige Bedrohung, ins Arbeitslager geschickt zu werden, gehörten ebenso dazu wie Schostakowitschs Vorliebe für die Verarbeitung verschiedenster Musikstile. Das Klavierkonzert von 1933 etwa drehe sich um die ganze Musikgeschichte, so Steffens. Die schwierigen Passagen darin meisterte die israelische Pianistin Michal Friedlander tadellos. Zeitweise malten die Streicher Töne in Pastellfarben, dann aber war die Stilvielfalt bisweilen ein bisschen zu viel des Guten.

Der zweite Teil startete mit der "Symphonie classique" von Sergei Prokofjew, einem Versuch des ebenfalls sowjetischen Komponisten, wie Mozart im 20. Jahrhundert zu klingen.

Und dann, endlich, wurde die Thalbach auf die Bühne geholt. "Peter und der Wolf" ist Prokofjews bekanntestes Werk. Die banale, aber viel interpretierte Geschichte (einmal soll Stalin der Wolf sein, einmal der Kapitalismus) wurde von der Schauspielerin mit viel Mimik und Stimmgrollen vorgetragen - bisweilen musste ihr Dirigent Steffens sie allerdings vehement zum Einsatz auffordern. Eine halbe Stunde dauerte das Stück - das war ein bisschen wenig Thalbach dafür, wie viel Raum sie auf Plakaten und Ankündigungen eingenommen hatte. Der Applaus dauerte dementsprechend zwar lange, erfolgte aber im Sitzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort