Eigene Wohnung, Heim oder WG

Zweibrücken · Je älter die Deutschen werden, desto größer wird das Interesse an individuellen Wohnformen im Alter. Fünf Modelle wurden jetzt im Rahmen eines Vortrages beim Zweibrücker Seniorenbeirat vorgestellt.

"Das ging gut. Auch wenn manchmal dicke Luft war", erinnerte sich Wolfgang Ohler bei der Sitzung des Zweibrücker Seniorenbeirats im Wichern-Haus an das übliche Zusammenleben in den 1950er oder 1960er Jahren. Damals lebten mehrere Generationen einer Großfamilie mit Kindern, Eltern, Onkeln, Tanten und Großeltern unter einem Dach. "Einer war immer da, der einem helfen konnte." Das sei auch heute noch der Wunsch von älter werdenden Menschen, sagte die Referentin Sabine Strüder von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bei ihrem Vortrag über Wohnformen im Alter. Möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben und dabei möglichst nahe bei Angehörigen, die einem bei Problemen helfen und unterstützen.

Doch die von Ohler geschilderte Familiensituation habe sich in den 60 Jahren geändert, stellte Strüder fest. Deshalb müssten andere Möglichkeiten gesucht werden. Dabei erwähnte die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale fünf Möglichkeiten. Zum Ersten das Wohnen im eigenen Haus. Mit der Unterstützung durch Familienangehörige oder Pflegedienste. Zum Zweiten nannte sie die Rundumversorgung in einem Alten- und Pflegeheim.

Als Drittes das betreute Wohnen/Servicewohnen. Dabei merkte Strüder an, dass diese Form nicht unter das Wohn- und Betreuungsgesetz falle und die Menschen damit nicht die Schutzrechte, wie in einem Pflegeheim hätten. Gleichwohl gebe es eine Nachfrage nach solchen Einrichtungen, sagte der Leiter des Wichern-Hauses, Raphael Baumann. "In Zweibrücken gibt es das Angebot allerdings nicht."

Auch nicht die Pflegewohngemeinschaft, die Strüder als vierte Möglichkeit ansprach. Dort lebten Menschen mit Behinderung oder Demenz in einer selbst organisierten Wohngemeinschaft zusammen. Das sei politisch gewollt und werde gefördert, sagte Strüder. "Wir sind da aber zurückhaltend", meinte die Leiterin der Ökumenischen Sozialstation Zweibrücken , Helga Hahnebach.

Der eingangs genannten Großfamilie am Nächsten käme ein gemeinschaftliches Wohnen, was Strüder als fünfte Möglichkeit vorstellte. Auch in Zweibrücken gebe es Interesse an solchen Wohnformen, sagte die Leiterin des städtischen Sozialamtes, Birgit Heintz. "Wir bekommen immer wieder Anfragen danach."

Eine Gruppe möchte in Zweibrücken sogar ein Projekt "Gemeinschaftliches Wohnen" gründen. "Gegenseitige Rücksichtnahme, Toleranz, Hilfsbereitschaft und ein harmonisches Miteinander sind Eckpfeiler eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts", heißt es auf der Internetseite, www.lena-zw.de . Angesprochen werden Paare, junge Familien, Alleinerziehende, Singles und Senioren, die in einer selbst gewählten Gemeinschaft mit eigenem Wohnbereich und gemeinschaftlichen Flächen leben möchten. In einem ersten Schritt sollen Menschen zusammenfinden, die diese Vision einer nachbarschaftlichen Wohnform mitgestalten wollen.

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