Soirée im Juz Düsteres und Humoriges in der dunklen Jahreszeit

Zweibrücken · Eine musikalisch-literarische Soireé im Juz-Keller widmete sich dem Thema „Schatten und Licht“.

 Schatten und Licht lautete das Motto der Lesung der Zweibrücker Autorengruppe, die im Gewölbekeller der Jugendzentrums stattfand.

Schatten und Licht lautete das Motto der Lesung der Zweibrücker Autorengruppe, die im Gewölbekeller der Jugendzentrums stattfand.

Foto: Sebastian Dingler

Gedämpftes Licht im Gewölbekeller des Zweibrücker Jugendzentrums in der Maxstraße, dazu viele eher düstere Texte der Autorengruppe Zweibrücken, deren Mitglieder am Freitagabend dort lasen – das hatte schon viel mit dem trüben Novemberwetter zu tun, was da literarisch geboten wurde.

Ursprünglich habe man sich nur mit der Macht des Bösen beschäftigen wollen für die neue Textsammlung, die mit der Lesung in Buchform herausgebracht wurde. „Aber dann haben wir gesagt: Wir wollen ja die Zuhörer nicht vertreiben, gucken wir, dass wir ein bisschen Licht reinbringen“, schilderte Autorin Runa Neuer den Entstehungsprozess. So kam es zum Titel „Schatten und Licht“ des Bandes, gleichzeitig auch Motto der musikalisch-literarischen Soiree im Juz. Ein wenig aus dem Rahmen fielen nur die musikalischen Beiträge des jungen Saxofonisten Nils Vogt: „What a Wonderful World“ oder „You Are So Beautiful“ waren die eher unpassenden Titel, mit denen er beauftragt worden war.

„Das Böse, das in jedem steckt, / kommt zweifellos von Gott direkt“ hieß es in dem Gedicht „Der böse Gott“, das sich unter anderem auf eine Bibelstelle bezog, in der Gott selbst sagt, dass er Unheil schaffe. Rinsche selbst thematisierte das Elend im Gedicht „So einer“, der Schilderung einer unglücklichen Existenz: „Unter den Zwangsduschen im Internat verlernt er das Weinen.“ Dass sich im Düsteren gerne mal eine Prise Humor versteckt, zeigte er in „Nach dem Umzug“, als jemand eine Wohnung am Friedhof bezieht und resümiert: „Glück gehabt mit der neuen Nachbarschaft“.

Ja, es durfte auch gelacht werden bei der Lesung, so auch bei Annette Kimmels Kurzgeschichte „Gebäude 70“, als bei der Protagonistin auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch so einiges schiefgeht, sodass sie mit verschmutzter Kleidung antreten muss und die Stelle nicht bekommt. Schwarzen Humor lieferte die saarländische Autorin Karin Klee, die mit der Heckenschere in der Hand den lauten Rasenmäher des Nachbarn nicht länger erträgt: „Mein Ruf geht ins Leere / Mein Nachbar, auch Du! / Ich nehme die Schere / und stech’ leise zu“.

Dem Motto des Abends am nächsten kam vielleicht Barbara Frankes Gedicht „Sommertod“, an dessen Ende die neue Zuversicht steht, die aus dem Grab keimt. Das jüngste Mitglied der Autorengruppe, Runa Neuer, las die längste Geschichte: Sie befasste sich mit dem in Hitlers Geburtsjahr entstandenen Gemälde „Wilde Jagd“ von Franz von Stuck, das ein Hitler sehr ähnliches Gesicht zeigt; außerdem mit der Legende, dass der junge Hitler einst vor dem Ertrinken gerettet worden sein soll.

Die Alliteration ist das Steckenpferd von Heide Werner, die es nahezu schafft, dass alle Wörter eines Gedichts mit demselben Buchstaben beginnen. „Beim Bier in der Bar befallen Bernhard Zweifel: Bin ich bescheuert? Barkeeper beruhigt: Bloß bisschen blöde“ lautete eine ihrer schwierig anzufertigenden Konstruktionen. Mit dem im konventionellen Stil gehaltenen Gedicht „Kriegskind“ berührte die 1941 geborene Werner die Anwesenden, besonders Anne Baumann: „Das hat mich sehr bewegt, weil das jetzt auch wieder so akut ist.“ Die Großsteinhausenerin war gekommen, weil sie das Thema „Licht und Schatten“ gereizt habe und sagte: „Ich fand es sehr vielfältig, die Autoren haben das ganz gut rübergebracht. Es war jetzt nicht so traurig, es gab immer ein paar Lichtpunkte.“ Sigrid Zaschke aus Pirmasens dagegen fand das Thema „nicht so toll, weil es ja eher um das Dunkle ging.“ Trotzdem fand sie, die Autoren hätten das „gut verpackt“.

Das Buch mit der Textsammlung ist für acht Euro in der Buchhandlung Leseratte erhältlich.

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