Droht der Gynäkologie das Aus?

Zweibrücken · Kann man in Zweibrücken bald nur noch sterben, aber nicht mehr geboren werden? Die Zweibrücker CDU fürchtet genau das: die Schließung der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus im Zuge der Kooperation mit dem Nardini Klinikum.

Die Zweibrücker CDU schlägt Alarm: Nach ihr vorliegenden und noch unbestätigten Informationen droht der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus im Zuge der Kooperation mit dem Nardini Klinikum das Aus. Der Kreis- und Fraktionschef Christoph Gensch erklärte auf Merkur-Nachfrage am Freitagabend, dass seine Recherche in gut unterrichteten Kreisen ergeben habe: Das neue Klinikum soll keine Gynäkologie mehr enthalten - unter anderem aus betriebswirtschaftlichen Gründen. In der Arbeitsgruppe - in der Vertreter der Träger Nardini Klinikum, Landesverein für Innere Mission in der Pfalz und des Gesundheitsministeriums sitzen - sei das Aus für die Abteilung wohl bereits diskutiert worden. Problematisch sei vor allem der Bereich Geburtshilfe . Dieser werfe laut Gensch erst bei etwa 700 bis 800 Geburten pro Jahr Gewinn ab. Zweibrücken komme auf lediglich 300 bis 350 Geburten. 2014 meldete die Klinik einen Rekord von 416 Babys.

Dafür, dass das Mainzer Ministerium mit einer solchen Schließung leben könnte, könnte die Prognose des aktuellen Landeskrankenhausplans 2016 sprechen. Nach den dort veröffentlichten Schätzungen wird in der Westpfalz im Bereich Gynäkologie/Geburtshilfe der Bedarf an vorgehaltenen Betten um 41 Prozent sinken - so stark wie in keiner Fachrichtung sonst. Eine Anfrage ans Ministerium läuft seit dem späten Freitagabend, eine Rückmeldung steht noch aus.

"Eine Stadt, in der man nicht mehr geboren werden, sondern nur noch sterben kann, verliert ein identitätsstiftendes Merkmal", mahnt Gensch. Die CDU erwarte deshalb vom Gesundheitsministerium ein klares Bekenntnis zum Fortbestand der Gynäkologie am Standort Zweibrücken . Gensch: "Wir lehnen Überlegungen ab, wonach die Homburger Uniklinik oder der Landstuhler Teil des jetzigen Nardini Klinikums mit seiner gynäkologischen Abteilung diesen Versorgungsauftrag für Zweibrücken erfüllen soll." Zweibrücken habe in den letzten Jahren einige öffentliche Einrichtungen und relevante Institutionen verloren. Eine eigene Gynäkologie und Geburtshilfe gehöre für die Partei zu den unverzichtbaren Bestandteilen. Das Nardini Klinikum hielt sich auf Merkur-Anfrage am Freitagabend bedeckt. Sprecher Thomas Frank erklärte: "Jede öffentliche Äußerung stimmen wir mit unserem Verhandlungspartner ab (dem Landesverein für Innere Mission in der Pfalz, Anmerkung der Redaktion)." Eine solche Abstimmung sei am Freitagabend nicht mehr möglich gewesen. Landesvereinssprecherin Susanne Liebold erinnerte kurz darauf daran, dass die Arbeitsgruppe zwischen Nardini Klinikum, LVIM und Ministerium die Kooperationsbedingungen auslote. "Zu Spekulationen können wir uns nicht äußern. Eine Stellungnahme zur Zukunft werden wir voraussichtlich spätestens Ende des ersten Quartals 2016 geben können."

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