Landgericht Zweibrücken Hässlicher Schlagabtausch zwischen Staatsanwältin und Verteidigern

Zweibrücken · Das Landgericht Zweibrücken hat vergangene Woche die fünfte parallel laufende Verhandlung gegen nun insgesamt 13 mutmaßliche Drogenhändler begonnen.

 Auch mit Kokain sollen die Angeklagten gehandelt haben.

Auch mit Kokain sollen die Angeklagten gehandelt haben.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Im Landgericht Zweibrücken hat in der vergangenen Woche der nunmehr fünfte Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder einer Drogendealer-Bande begonnen. Mit den beiden 26- und 35-jährigen Männern aus dem Raum Kaiserslautern müssen sich nun insgesamt 13 Angeklagte vor der Ersten Großen Strafkammer in den fünf parallel laufenden Verhandlungen verantworten.

Staatsanwältin Karin Ephan und Staatsanwalt Christian Horras hatten den 23- bis 36-jährigen Männern zu Beginn der im April begonnenen Prozesse mit jeweils zwei, drei oder vier Angeklagten vorgeworfen, sich Mitte 2018 zusammengeschlossen und bis November 2020 als Mitglieder einer Bande in über 100 Fällen im je zweistelligen Kilogramm-Bereich mit Betäubungsmitteln gehandelt und Drogen im Millionen-Wert umgeschlagen zu haben. Dabei sollen sie zunächst Rauschgifte wie Marihuana, Amphetamin, Kokain und Haschisch bei Lieferanten im Rhein-Main-Gebiet oder übers Internet erworben und in Zweibrücken, in der Südwest- und in der Saarpfalz gewinnbringend weiterverkauft haben. Diese Männer waren in den frühen Morgenstunden des 24. November 2020 bei einer Großrazzia der Staatsanwaltschaft Zweibrücken und der Kriminaldirektion Kaiserslautern in ihren Wohnungen im Bereich Kaiserslautern, im Rhein-Neckar-Raum, im Saarpfalz-Kreis und in Zweibrücken festgenommen worden. Dabei kam den Ermittlern zugute, dass es französischen Sicherheitsbehörden 2020 gelungen war, den vornehmlich von Kriminellen genutzten und vermeintlich abhörsicheren Kurznachrichtendienst Encrochat zu hacken und die Daten zu entschlüsseln (wir berichteten).

Diese gerichtliche Mammutaufgabe zerrt offenbar bei allen Beteiligten an den Nerven. So erlebten die Prozess-Beobachter am vergangenen Mittwoch in der Verhandlung gegen vier mutmaßliche Drogenbanden-Mitglieder einen heftigen, teils hässlichen Schlagabtausch zwischen Staatsanwältin Ephan und einigen Verteidigern, die unablässig versuchten, die Glaubwürdigkeit der beiden an jenem Tag zum wiederholten Mal gehörten beiden 35- und 33-jährigen Belastungszeugen zu erschüttern. Weshalb die Vorsitzende Richterin Susanne Thomas die Verhandlung mehrmals unterbrechen musste, um die widerstreitenden Seiten zur Ruhe kommen zu lassen und die Belastungszeugen, die über Details der Drogengeschäfte und die Rolle der Angeklagten dabei berichteten, aus der Schusslinie zu nehmen – zumindest vorübergehend.

Die Situation war eskaliert, als die Anklagevertreterin den Verteidigern bei deren Befragung der Zeugen immer wieder dazwischen grätschte und den Rechtsanwälten vorwarf, falsche „Vorhalte“ zu machen, sie also mit unrichtigen Zitaten und Schlussfolgerungen aus früheren polizeilichen Vernehmungen zu konfrontieren. Was sich unter anderem der Kaiserslauterer Rechtsanwalt Sven Theobald wohl nicht bieten lassen wollte. Er brüskierte die Anklagevertreterin lauthals mit den Worten, ihre Argumentation beleidige „die Intelligenz der Zuhörenden“. Später legte die Düsseldorfer Rechtsanwältin Josipa Salm-Francki nach, indem sie die Staatsanwältin anschrie: „Sie quatschen immer dazwischen!“ Zudem forderte die Verteidigerin die Anklagevertreterin ultimativ auf: „Sprechen Sie mich nicht mehr an!“, sonst passiere etwas. Wobei sie die Antwort auf die Frage der derart Angesprochenen, was die Anwältin denn vorhabe, schuldig blieb. Ansonsten nahm die Anklagevertreterin die Entgleisungen der Gegenseite gelassen zur Kenntnis. Mehr noch: Sie hörte nicht auf, einzuschreiten, wenn sie es für geboten hielt. Dieser Juristen-Schlagabtausch hatte nur eine Folge: Der Tag im Saal vier des Landgerichts endete erst um 19.45 Uhr, nach fast elf Stunden Verhandlung – und es wird sicher nicht die letzte gewesen sein.

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