Weitere Aussagen in den Drogendealerbande-Prozessen am Landgericht Zweibrücken Nicht nur friedlich Hasch-Kuchen gebacken

Zweibrücken · Trotz auch gemeinsamer Freizeit-Aktivitäten fielen auch brutale Worte unter den in Zweibrücken angeklagten Großdealern.

 Einer der Angeklagten wurde von der Polizei mit versteckten Drogen erwischt, als sie ihn kontrollierte, weil er mit anderen Leuten in einer Marihuana-Wolke stand.

Einer der Angeklagten wurde von der Polizei mit versteckten Drogen erwischt, als sie ihn kontrollierte, weil er mit anderen Leuten in einer Marihuana-Wolke stand.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Dealer können offenbar auch ganz brav sein – zumindest im direkten Kontakt mit der Polizei. Das schilderten mehrere Ermittlungsbeamte vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Zweibrücken, wo vergangene Woche die vier großen Rauschgift-Prozesse fortgesetzt wurden.

In den parallel laufenden Verfahren müssen sich seit April 2021 elf Männer wegen des Vorwurfs bandenmäßigen Drogenhandels verantworten, die angeklagt sind, in über 100 Fällen im je zweistelligen Kilogramm-Bereich mit Betäubungsmitteln gehandelt und Drogen im Millionen-Wert umgeschlagen zu haben. Dabei sollen sie Marihuana, Amphetamin, Kokain und Haschisch bei Lieferanten im Rhein-Main-Gebiet oder übers Internet erworben und in der Südwest- und Saarpfalz, konkret auch in Zweibrücken, gewinnbringend weiterverkauft haben (wir berichteten).

„Er hat (bei der Verhaftung Ende November 2020) keinen Widerstand geleistet, war kooperativ, ist bereitwillig mit zur Dienststelle gefahren“, sagte ein Beamter der Kriminaldirektion Kaiserslautern über das Verhalten eines 36-jährigen Angeklagten aus. Auch mehrere Freunde der Angeklagten, die das Gericht in der vergangenen Woche hörte, wussten nur eher Unspektakuläres über die Angeklagten zu berichten. Man kenne sich „aus dem Dorf“, gemeint in diesem Falle: Hochspeyer, vom Fußball-Spielen und wisse nur „vom Hörensagen, dass sie (die jetzt Angeklagten) etwas mit Betäubungsmitteln zu tun haben“, erzählte beispielsweise ein 28-Jähriger, der sich dem Gericht als Zivilbeschäftigter bei den US-Streitkräften in Kaiserslautern vorstellte. Dabei sei es allerdings „nur um den Konsum“, nicht um einen Handel gegangen, stellte der junge Mann klar. „Ich habe gehört, dass einer von ihnen (ein 31-jähriger Angeklagter aus Hochspeyer) ab und an mal eine rauchen würde.“ Zu der Frage, ob er selbst Drogen konsumiere und bei den Angeklagten seinerzeit Rauschgift gekauft habe, wollte der 28-jährige Zeuge keine Angaben machen.

Ergiebiger waren in der vergangenen Woche hingegen die Aussagen mehrerer Polizisten. So identifizierte ein Beamter des Polizeipräsidiums Westpfalz einen 35-jährigen Angeklagten als jenes Mitglied einer verdächtigen, weil in einer Marihuana-Wolke stehenden Gruppe, die Mitte 2018 vor dem Gymnasium am Rittersberg in Kaiserslautern kontrolliert wurde. Dabei fand die Streifenbesatzung mehrere Päckchen Rauschgift, die wohl unmittelbar vor den herannahenden Beamten in Höhe Motorhaube unters Auto geschoben worden waren.

Jener 35-Jährige sei es auch gewesen, der später die Drogen-Lieferungen koordiniert habe, gab dann ein weiterer Ermittler der Kriminaldirektion Kaiserslautern zu Protokoll. Mal sei es um 20, mal um 22 Kilogramm Marihuana gegangen. Dazu habe er unter anderem Ende Mai 2020 mehrmals Kontakt zu anderen Angeklagten aufgenommen – per Handy oder über persönliche Treffen. Geliefert worden sei schließlich Mitte Juni 2020 an einen Übergabeort in Enkenbach-Alsenborn – zum Kaufpreis von 45 000 Euro. Das hätte die Auswertung von Daten ergeben, sagte der Beamte, der den Übergabe-Ablauf minutiös schilderte. Ermittlern der französischen Sicherheitsbehörden war es im Jahr 2020 gelungen, den vornehmlich von Kriminellen genutzten und vermeintlich abhörsicheren Kurznachrichtendienst Encrochat zu hacken und die Daten zu entschlüsseln. Die Chatverläufe deutscher Nutzer wurden dann über das Europäische Polizeiamt (Europol) an das Bundeskriminalamt (BKA) und von da an die Landeskriminalämter zur Auswertung übermittelt. Es gab hunderte Festnahmen (wir berichteten).

Die mutmaßlichen Bandenmitglieder verstanden sich offenbar blendend – jedoch nicht immer. „Es wurde auch mal gemeinsam ein Hasch-Kuchen gebacken“, was einer der Angeklagten während einer Vernehmung zum Besten gegeben habe, sagte ein weiterer Beamter der Kriminaldirektion Kaiserslautern vor der Strafkammer aus. Anscheinend eine trügerische Idylle. Denn einmal, berichtete der Kriminaloberkommissar weiter, habe der 35-jährige Angeklagte, der als einer der Köpfe der Bande gilt, einem wohl ungehorsamen Komplizen mit den Worten bedroht, er gehe „von dieser Welt, wie er gekommen ist: blutüberströmt und schreiend“.

Die Verhandlungen werden fortgesetzt.

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