Drogen im Gefängnis bleiben ein Problem

Zweibrücken · Der Zweibrücker Justizvollzugsanstaltsleiter Jürgen Buchholz kann weiter keine Entwarnung geben: Hinter schwedischen Gardinen gibt es weiter harten Stoff für die Gefangenen. Den Drogenring allerdings, den die Polizei 2013 dort ausgehoben hatte, bezeichnet Buchholz als „Sondersituation“. Einer der damals acht Verdächtigen ist verurteilt, ein weiterer könnte demnächst vor Gericht stehen.

Den Mitgliedern eines Drogennetzwerks von Russlanddeutschen im Zweibrücker Gefängnis geht es nach und nach an den Kragen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen einen 26-Jährigen beim Landgericht Zweibrücken Anklage erhoben, so der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer auf Merkur-Anfrage. Die Erste Strafkammer des Landgerichts befindet nun darüber, ob das Verfahren eröffnet wird, und legt gegebenenfalls wohl im Laufe der nächsten Monate einen Termin fest, wie Landgerichts-Vizepräsident Uwe Fischer erklärt.

Gegen einen 52-Jährigen ermittelt die Zweibrücker Justiz noch - Zeugenvernehmungen, Akteneinsichten, Stellungnahmen der Verteidigung stünden aus. Ein 29-Jähriger war bereits im November 2013 verurteilt worden. Ihn hatte das Landgericht des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er hatte im März 2013 sechs Tabletten des Heroin-Ersatzmittels Subutex geschluckt und so in die Justizvollzugsanstalt geschmuggelt. Im April 2013 hatte er 20 solcher Tabletten und fünf Gramm Spice (synthetisches Cannabis) durch die JVA-Kontrollen geschleust. Genau der gleichen Vergehen beschuldigt die Staatsanwaltschaft auch den 26-jährigen Mittäter.

Rückblick: Im Juli 2013 hatte die Kripo Pirmasens berichtet, dass der mutmaßliche Organisator einer Drogenmafia in der JVA, ein Russlanddeutscher (damals 24) aus der Vorderpfalz festgenommen worden war. Die Sicherheitsabteilung der JVA und Kriminalbeamte hatten einen Einschleusungsversuch vereitelt und Absprachen eines weiteren dokumentiert. Die Inhaftierten wurden verstärkt auf Drogen im Blut getestet. So war man dem organisierten Drogennetzwerk auf die Schliche gekommen. Bei Durchsuchungen im Gefängnis fand man etwa ein Buch in russischer Sprache mit Verhaltensanleitungen gegenüber Justiz und Polizei und einem kriminellen Ehrenkodex. Außerdem rekonstruierten die Beamten aus gefundenen Beweismitteln die Finanzierung der Drogenbeschaffung, Einschleusung und die anschließende Verteilung innerhalb der JVA über eine gemeinsame Kasse liefen, die "Abtschak" (russisch für "Korb") genannt wird. Drogendealer, innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern, hatten die Beschaffung und die Einschleusung der Betäubungsmittel organisiert.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer führt zu dem Fall nun aus, dass gegen mehrere Verdächtige - die Polizei hatte damals von insgesamt sieben Personen gesprochen - die Ermittlungen eingestellt werden mussten, weil ihnen weder eine konkrete Tatzeit noch die genauen Umstände ihrer Taten nachgewiesen werden konnten. Bayer: "Ein Zeuge ist leider verstorben. Er hätte mehr Angaben zu den Drogengeschäften machen können."

JVA-Chef Jürgen Buchholz möchte zu der ausgehobenen Drogenmafia keine Angaben machen. "Der Drogenring war eine Sondersituation, die Ermittlungen laufen ja", sagt er auf die Frage, ob es im Zweibrücker Gefängnis generell ein großes Drogenproblem gebe. "Wir haben Drogenabhängige in der Einrichtung, damit sind Drogen immer ein Thema. Wir schauen, dass wir dem Drogenhandel Einhalt gebieten." Mitte April hatte die Polizeidirektion Pirmasens bei der Vorstellung ihrer Kriminalitätszahlen für 2014 Zweibrücken als Spitzenreiter bei Rauschgiftdelikten ausgewiesen. Die Begründung: Nachdem in der JVA eine organisierte Tätergruppe aufgeflogen sei, habe man die Kontrollen verbessert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort