Mammut-Prozess am Landgericht Zweibrücker Drogenbanden-Aussteiger packt aus

Zweibrücken · Das Landgericht Zweibrücken hat in der vergangenen Woche zwei der vier parallel laufenden Verhandlungen gegen insgesamt elf Männer fortgesetzt, die in der Südwest- und Saarpfalz mit Rauschgift gehandelt haben sollen. Dabei sagten ein Zweibrücker „Bunkerhalter“ und sein Nachfolger aus.

 Auch mit Amphetamin (Symbolbild) wurde gehandelt.

Auch mit Amphetamin (Symbolbild) wurde gehandelt.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

„Die haben sie doch nicht mehr alle!“, habe er sich „aufgeregt“, als es Unstimmigkeiten mit den Protagonisten des Rauschgift-Netzwerks im Zusammenhang mit der Bezahlung von Drogenlieferungen gab – und sei „ausgestiegen“. Das berichtete ein 27-jähriger Zweibrücker, der bis dahin vor allem als sogenannter Bunkerhalter aktiv gewesen war und als solcher mehrere Kilogramm der synthetischen Droge Amphetamin und Marihuana in seiner Wohnung vorgehalten hatte, vor der Ersten Großen Strafklammer des Landgerichts Zweibrücken, wo in der vergangenen Woche zwei der vier großen, seit April 2021 laufenden Drogenbanden-Prozesse fortgesetzt wurden.

Der 27-jährige Zweibrücker befindet sich derzeit zwar auf freiem Fuß, muss sich aber demnächst selbst wegen der Drogendelikte vor Gericht verantworten. Als einen der Gründe für seinen Ausstieg nannte der Zeuge, dass der Druck auf die an den Drogengeschäften Beteiligten immer größer geworden sei: „Es hat immer mal wieder Terz gegeben, wenn etwas nicht oder nicht rechtzeitig geliefert wurde.“ Vor einem der mutmaßlichen Köpfe, einem 32-jährigen Angeklagten, habe er Angst gehabt: „Der war nicht ohne“ und sei auch in der gewaltbereiten Kaiserslauterer Hooligan-Szene unterwegs gewesen. Weiterhin habe ihn bewogen auszusteigen, dass die Menge der Drogen, die im Umlauf waren, immer größer geworden sei: „ . . . bis zu fünf Kilogramm.“

Nach dem Ausstieg des 27-Jährigen hatte ein anderer Zweibrücker ab 2020 die Funktion des Bunkerhalters übernommen: ein 23-Jähriger, der ebenfalls in der vergangenen Woche aussagte. Der damalige Zeitsoldat hatte kiloweise Amphetamin in einer Kühltruhe in seiner Wohnung abholbereit aufbewahrt. Er habe auftragsgemäß gehandelt und „das Amphetamin 100-Gramm-weise abgepackt“, gab er jetzt vor der Strafkammer zu. Die Idee zum Drogenhandel seien ihm und zwei Bekannten in einer Zweibrücker Kneipe gekommen. Sie hätten dann Kontakt zu einem Freund eines der Bekannten in der Kaiserslauterer Drogenszene aufgenommen und dort später ihr erstes Kilogramm Amphetamin gekauft.

Bei jenem Bekannten handelt es sich um den 37-jährigen Kronzeugen aus der Saarpfalz, der die derzeit Angeklagten immer wieder schwer belastet hatte (wir berichteten). Irgendwann habe man aber mit dem 32-jährigen mutmaßlichen Kopf der Bande keine Geschäfte mehr machen wollen – unter anderem deshalb, weil ihm der Mann während der Abwicklung eines solchen Geschäfts schon mal „an den Hals gegangen“ sei und ihn gewürgt hätte, sagte der 23-Jährige. Er habe aber nicht nur Drogen bei sich gelagert, sondern auch mal im Auftrag des 37-jährigen Saarpfälzers mehrere Kilogramm Rauschgift im Landkreis Kaiserslautern bei einem 26-Jährigen abgeholt, der nun ebenfalls als mutmaßliches Mitglied einer Drogenhändlerbande vor dem Landgericht steht.

In den vier parallel laufenden Verfahren am Landgericht Zweibrücken müssen sich seit April 2021 elf Männer wegen des Vorwurfs bandenmäßigen Drogenhandels verantworten, die sich laut Anklage Mitte 2018 zusammengeschlossen und bis November 2020 in über 100 Fällen kiloweise Betäubungsmittel im Millionen-Wert umgeschlagen haben. Dabei sollen sie Marihuana, Amphetamin, Kokain und Haschisch bei Lieferanten vor allem im Rhein-Main-Gebiet oder übers Internet erworben und in der Südwest- und Saarpfalz, konkret auch in Zweibrücken und Pirmasens, gewinnbringend weiterverkauft haben. Die Prozesse werden fortgesetzt.

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