Dreyer: „Ich habe große Betroffenheit gespürt“

Zweibrücken · „Wir lassen Sie nicht hängen“, hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer gestern bei einem Besuch in Zweibrücken den Flughafen-Mitarbeitern zugesichert. Parallel zur Hilfe bei der Suche nach anderen Arbeitsplätzen werde zwar versucht, den Flughafen zu retten. Auch mit dem Saarland will man noch einmal über eine Kooperation sprechen. Doch die EU-Kommission zeigt sich gegenüber Zweibrücken so hart, dass Dreyer nicht wie vor vier Wochen noch Hoffnungen wecken wollte, der Flughafen könne zumindest als kleinerer Verkehrslandeplatz überleben.

 Ministerpräsidentin Malu Dreyer gestern am Flughafen, hier mit Airport-Verkehrsleiter Frank Thomas (Mitte) sowie Grentian Kadrija und Fatma Riahi von einer Sicherheitsfirma, die wie etliche weitere Unternehmen indirekt auch von dem ab Anfang November drohenden Aus für den Flugbetrieb betroffen wären. Foto: lf

Ministerpräsidentin Malu Dreyer gestern am Flughafen, hier mit Airport-Verkehrsleiter Frank Thomas (Mitte) sowie Grentian Kadrija und Fatma Riahi von einer Sicherheitsfirma, die wie etliche weitere Unternehmen indirekt auch von dem ab Anfang November drohenden Aus für den Flugbetrieb betroffen wären. Foto: lf

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Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist dabei, "ein umfangreiches Paket zu entwickeln", um nach dem Insolvenzantrag des Flughafens neue Perspektiven für die Region Zweibrücken zu entwickeln. Das sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD ) gestern Morgen nach einem Gespräch mit Flughafen-Beschäftigten. "Schwierig dabei ist, dass wir zweigleisig fahren müssen." Denn einerseits hoffe sie mit den Beschäftigten noch auf einen Weiterbetrieb, falls der Insolvenzverwalter einen neuen, privaten Käufer finde. Andererseits "muss man sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, dass es nicht weitergeht". Deshalb wolle man die Beschäftigten bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen unterstützten. Dreyer: "Die Beschäftigten stehen bei uns an erster Stelle. Wir lassen Sie nicht hängen!"

Gerade hat am Flughafen ein Vermittlungsbüro der Agentur für Arbeit geöffnet, ab September verspricht Dreyer den Beschäftigten "ein Coaching-Büro am Flugplatz, um die Beschäftigten in ihrer persönlichen Lebenssituation zu unterstützen". Dreyer wies die Beschäftigten außerdem darauf hin, dass beim Landesbetrieb Mobilität 20 Stellen frei seien, für die sie sich bewerben könnten (wir berichteten).

Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) sagte dem Merkur, auch die Stadt wolle bei frei werdenden Stellen besonders an Flughafen-Mitarbeiter denken: "Wir reden mit dem Personalamt, ob wir Flughafen-Mitarbeitern Bonuspunkte im Bewerbungsverfahren geben können und eventuell auf Stellenausschreibungen verzichten." Auch bei den Stadt-Tochterunternehmen böten sich Chancen. Der UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken ) übernehme bereits drei Flughafen-Mitarbeiter.

Auch Verkehrs-Staatssekretär Günter Kern (SPD ) war bei dem Dreyer-Gespräch dabei. Er kündigte auf Merkur-Nachfrage an, nach dem Gesprächsangebot des Saarlands über eine vielleicht doch noch mögliche Kooperation der beiden Nachbarflughäfen werde der vorläufige Insolvenzverwalter "auf das Saarland zugehen", um auch diese Option zu prüfen. Es werde hierfür zudem sicherlich auch Kontakte auf politischer Ebene geben.

Ministerpräsidentin Dreyer berichtete, bis Ende Mai habe die EU-Kommission noch "Zustimmung zu einem Kooperations-Modell" zwischen Zweibrücken und Saarbrücken-Ensheim signalisiert. Sie sei "enttäuscht und frustriert", dass dies für die EU dann plötzlich keine Rolle gespielt habe und ein einseitiger Bescheid gegen Zweibrücken angekündigt wurde. Dreyer betonte angesichts von Vorwürfen der Opposition: "Es hat nie gestimmt, dass wir den Flughafen vergessen haben." Die Landesregierung habe sich auch "ganz intensiv" um das EU-Verfahren gekümmert.

Angesichts der fortgesetzten harten Signale aus der EU-Kommission (siehe auch Bericht auf Seite 1) rückte Dreyer gestern ein Stück weit von einer Ankündigung ab, die sie noch kurz nach dem Insolvenzantrag Ende Juli in der Zweibrücker Festhalle gemacht hatte: "Der Flughafen wird nicht verschwinden. Er wird abgestuft." Gestern nun sagte Dreyer auf die Nachfrage, ob Zweibrücken zumindest ein Verkehrslandeplatz bleiben könne: "Zu dieser Frage will ich nicht spekulieren. Es ist alles sehr schwierig mit der Kommission."

Wie war die Stimmung bei den Mitarbeitern, mit denen sie gesprochen hatte? Dreyer: "Ich habe große Betroffenheit gespürt. Es ist sehr schwer für die Beschäftigten. Viele sind schon lange am Flughafen. Sie sind sehr traurig." Es sei für sie "absolut selbstverständlich, dass ich mich jetzt in regelmäßigen Abständen mit dem Betriebsrat treffe".

Nur ein knappes Dutzend der fast 120 Flughafen-Beschäftigten konnte an dem Gespräch teilnehmen, denn am Flughafen herrschte gerade Vollbetrieb. Verkehrsleiter Frank Thomas berichtete: "Die Motivation bei den Mitarbeitern ist da. Jeder glaubt an diesen Flughafen mit seiner guten Infrastruktur und langen Landebahn." Das Unverständnis darüber, dass Brüssel dies nicht berücksichtige, sei groß.

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