Stadtwerke Zweibrücken handeln nach Experten-Runde mit Stadt Drei neue Hilfen gegen Wasser-Sperren

Zweibrücken · Stadtwerke gewährleisten künftig Notversorgung mit Trinkwasser und weiten Kinderschutz-Hilfsfonds von Strom auf Wasser und Gas aus. Stadt erleichtert Sozialleistungs-Empfängern automatische Zahlung.

 Auch das Fernsehen interessierte sich dafür, dass die Stadtwerke einer Mutter mit achtjährigem Kind das Wasser abstellten: Sat1 drehte am vergangenen Freitag in Zweibrücken. Ausgestrahlt wurde der Beitrag bis Montagabend noch nicht. Bereits ausführlich berichtet hat das größte deutsche Nachrichtenportal, T-Online.

Auch das Fernsehen interessierte sich dafür, dass die Stadtwerke einer Mutter mit achtjährigem Kind das Wasser abstellten: Sat1 drehte am vergangenen Freitag in Zweibrücken. Ausgestrahlt wurde der Beitrag bis Montagabend noch nicht. Bereits ausführlich berichtet hat das größte deutsche Nachrichtenportal, T-Online.

Foto: pm

Mitten in der größten Hitzeperiode seit Jahrzehnten hatten die Zweibrücker Stadtwerke Ende Juli einer Mutter mit achtjährigem Kind komplett die Wasserversorgung abgestellt, weil sie mit ihren Wassergebühren-Zahlungen 183,20 Euro in Rückstand war. Der Merkur-Bericht über diesen Fall hatte bundesweit für Spendenangebote und Schlagzeilen gesorgt. Bürgermeister und Stadtwerke-Dezernent Christian Gauf (CDU) hatte sich damals in den konkreten Fall nicht einmischen wollen – aber eine Experten-Runde angekündigt, ob man grundsätzlich bei dem Thema etwas besser machen könne.

Am Dienstag haben sich nun Führungskräfte von Jugendamt, Sozialamt, Jobcenter, Kinderschutzbund und Stadtwerken mit Gauf getroffen – und gleich drei neue Maßnahmen vereinbart, mit denen in Zweibrücken künftig Wasser-Sperren vorgebeugt oder abgemildert werden sollen.

„Die Stadtwerke haben zugesichert, im Fall einer Abschaltung von Wasser in einer Wohnung im Keller künftig eine Uhr mit Zapfstelle zu installieren, damit im Notfall per Eimer Trinkwasser in die Wohnung geholt werden kann“, informiert Stadtsprecher Heinz Braun in einer Pressemitteilung. Das bedeutet einen Kurswechsel bei den Stadtwerken: Geschäftsführer Werner Brennemann hatte in dem Merkur-Bericht über die Sperre auf die Frage, ob man nicht wie einige andere Stadtwerke die Wasserzufuhr drosseln könne statt sie komplett abzusperren, geantwortet, laut einem Urteil sei es zumutbar, dass sich Betroffene Wasser in Discounter-Supermärkten holen.

Die beiden anderen gestern vereinbarten Maßnahmen zielen darauf ab, es insbesondere bei Familien mit Kindern gar nicht erst zu einer Wasser-Sperre kommen zu lassen.

„Wer Unterstützung vom Jugendamt, dem Amt für soziale Angelegenheiten oder dem Jobcenter bekommt, wird künftig verstärkt auf die Möglichkeit hingewiesen, Geld, das an die Stadtwerke für Versorgungsleistungen im Strom-, Wasser- oder Gasbereich gezahlt werden muss, direkt von den Einrichtungen an den Versorger abführen zu lassen“, schreibt Stadtsprecher Braun. Dafür müssten Betroffene eine Abtretungserklärung abgeben, die jederzeit widerrufen werden kann.

Dieses Angebot sei „als Unterstützung für Personen gedacht, damit diese nicht in Gefahr laufen, wegen nicht bezahlter Abschläge oder Rechnungen Strom, Gas oder Wasser abgestellt zu bekommen“, unterstreicht Bürgermeister Gauf.

Darüber hinaus öffnen die Stadtwerke (wie vom Merkur angeregt) ihren Stromsperren-Hilfsfonds auch zur Abwendung von Wasser-Sperren. Seit 2013 spenden die Stadtwerke dem Zweibrücker Kinderschutzbund jährlich 5000 Euro, um Stromsperren in bedürftigen Familien mit Kindern zu verhindern. Wie der Kinderschutzbund am Dienstag der Runde mitteilte, wurde bislang nur ein Teil dieses Fonds abgerufen. Pro Fall ist die Hilfe auf 500 Euro beschränkt. Als Gegenleistung für diese Hilfe bittet der Kinderschutzbund die Betroffenen, soziale Arbeiten zu leisten. Auch für Gassperren wird der Fonds jetzt geöffnet.

Brennemann und Gauf weisen zudem auf die bislang schon vorhandenen Möglichkeiten hin, einer Wasser-, Strom- oder Gas-Sperre zu entgehen. Säumige Zahler würden mehrmals angemahnt, dieser formale Ablauf nehme gut sieben Wochen in Anspruch. „In dieser Zeit können sich Bürger mit Geldnöten um Hilfe bemühen. Das kann beim Jugendamt oder dem Amt für soziale Angelegenheiten sowie beim Jobcenter geschehen, je nachdem, welches Amt betroffen ist. Außerdem können sich Betroffene auch Rat bei Wohlfahrtsorganisationen holen. Voraussetzung: Die Betroffenen müssen sich auch helfen lassen wollen“, heißt es in der Pressemitteilung. Grundsätzlich böten auch die Stadtwerke bei Zahlungsverzögerungen Hilfe an. „Dazu arbeiten die Werke mit Wohlfahrtsverbänden zusammen und gewähren unter bestimmten Voraussetzungen auch Stundungs- und Ratenzahlungsvereinbarungen. In aller Regel nehmen betroffene Kunden diese Hilfeangebote an. Wenn Betroffene sich bei Zahlungsschwierigkeiten weder bei den Stadtwerken, noch bei den zuständigen Ämtern oder Wohlfahrtsverbänden melden und auch auf Mahnschreiben nicht reagieren, laufen diese Hilfsangebote allerdings ins Leere.“

Bürgermeister Christian Gauf sieht in den bisherigen Regelungen und den neuen Vereinbarungen eine gute Grundlage, um Notlagen künftig noch besser handhaben zu können. Gauf: „Wir optimieren die Hilfsangebote. Entscheidend ist aber, dass die Betroffenen, gerade wenn es auch um Kinder geht, ihrer Eigenverantwortung mindestens insoweit nachkommen, dass sie Hilfe suchen und auch annehmen.“

Damit habe die Stadt alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, um Betroffenen zu helfen.

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