Konzert in Zwinglikirche Donkosaken ergreifend, mystisch und heiter

Niederauerbach · Peter Orloff und der Schwarzmeerkosaken-Chor berührten in der ausverkauften Zwinglikirche.

 Peter Orloff und seine Schwarzmeerkosaken machten die Liebe zu ihrem Land und der Musik spürbar.

Peter Orloff und seine Schwarzmeerkosaken machten die Liebe zu ihrem Land und der Musik spürbar.

Foto: Cordula von Waldow

„Genießen Sie jede Sekunde – wir tun es auch“, lud Peter Orloff am Montagabend sein Publikum in der ausverkauften Zwinglikirche in Niederauerbach ein. Zwei Stunden lang reisten der Sänger und der Schwarzmeerkosaken-Chor mit seinem Zweibrücker Publikum durch die Weiten seiner russischen Heimat, durch weltbekannte Melodien und russische Folklore. In ihrer religiösen Prägung passten die zehn Sänger und Irina Kripakova an der Dombra perfekt in die frisch renovierte Kirche. Der „Chor, der betend singt und singend betet“, ließ dabei die Liebe Gottes durch seine gewaltigen, voluminösen Stimmen und Instrumente fließen, erfüllte damit den gesamten Kirchenraum und die Herzen der mehr als 200 Zuhörer.

Zum russischen „Vater unser“ standen alle auf und auch das „Ave Maria“ von Franz Schubert ging ganz tief unter die Haut, ebenso wie der Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi. Pjotr Tschaikowskis Ballett „Schwanensee“ dramatisch interpretiert von Akkordeon, Dombra und Bass-Balalaika sowie den Männerstimmen, machten die Szenen auch ohne Tänzer fühl- und erlebbar.

Wer bis dahin noch keine Gänsehaut verspürt hattee, schmolz bei „Ich bete an die Macht der Liebe“ endgültig dahin. Immer wieder wechselten die Chorsänger, die mit ihrer Herkunft den russisch-ukrainischen Frieden verkörpern, auch in die deutsche Sprache. Der 73-jährige Peter Orloff selbst, der seit seinem sechsten Lebensjahr deutsch spricht und in Deutschland studierte, kommentierte den Abend mit großer Herzenswärme.

„Es ist eigentlich überhaupt nicht meine Musikrichtung, aber ich bin total begeistert“, stellte Martin Lüdecke bereits in der Pause fest. Der Niederauerbacher war froh, dass Ehefrau Claudia ihn motiviert hatte, mitzugehen. „Tolle Stimmen, die sind mit Leib und Seele dabei“, empfand nicht nur er.

Mit den russisch-ukrainischen Impressionen „Von Kiew nach St. Petersburg“ bewiesen nach der Pause die drei Instrumentalisten in prächtigen russischen Gewändern ihre Virtuosität. Peter Orloff, Sohn eines Geistlichen, zog anschließend singend und segnend durch das ganze Kirchenschiff. Die rhythmische russische Folklore, die dann folgte, lud endgültig zum Mitklatschen und teils auch Tanzen ein. Jeder Sänger erhielt einen persönlichen Solo-Auftritt und begeisterte mit seiner gesamten Authentizität., bis hin zur Sopranstimme von Igor Ishchak.

Annelore Peterseim aus Niederauerbach gefiel besonders: „Da hat jeder seine ganz eigene Persönlichkeit einbringen können. Es war nicht nur ein Star, sondern ein großartiges Miteinander der einzelnen Charaktere und ihrer durchweg hervorragenden Stimmen.“ Die Rentnerin, die aus dem Vogtland stammt, kannte einige Lieder noch aus ihrer Schulzeit als selbst gesungene Chorlieder und war davon besonders ergriffen. „Ein unvergesslicher Abend“, bestätigte sie, was Peter Orloff seinem Publikum gewünscht hatte.

Die heitere Stimmung fand ihren Höhepunkt in den Zugaben wie „Kalinka“, zu der endgültig alle klatschten und mitsangen, sich auf das wechselnde, innehaltende und dann gewaltig anziehende Tempo einließen. Mit einem russischen Abendlied und „Guten Abend, gute Nacht“ verabschiedete der beeindruckende Chor sein begeistertes Publikum nach Hause.

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