CDU-Anfrage im Stadtrat Die schwierige Suche nach einer neuen Heimat

Zweibrücken · Lebhafte Diskussion im Stadtrat Zweibrücken: Was tun mit den Ausstellungsstücken der Ostdeutschen Heimatstuben?

 Edelgard Schwanz und Klaus Pohl übergaben die Sammlung der Ostdeutschen Heimatstuben vor einiger Zeit an Museumsleiterin Charlotte Glück (von rechts).

Edelgard Schwanz und Klaus Pohl übergaben die Sammlung der Ostdeutschen Heimatstuben vor einiger Zeit an Museumsleiterin Charlotte Glück (von rechts).

Foto: cvw

Die Ostdeutschen Heimatstuben sind nicht mehr. Wer gibt den Ausstellungsstücken der Heimatstuben eine neue Heimat? Diese Frage sorgte in der jüngsten Sitzung des Stadtrates für lebhafte Diskussionen. Die CDU hatte den Antrag auf Erhalt der Exponate der Ostdeutschen Heimatstuben gestellt. Damit löste sie ein reges Für und Wider aus.

CDU-Fraktionschef Christoph Gensch begründete den Antrag: „Die Ostdeutschen Heimatstuben des Kreisverbands des Bundes der Vertriebenen in Zweibrücken waren für viele Bürger eine wichtige Anlaufstelle, ein Ort der Erinnerung.“ Zahlreiche Dokumente, Bilder und Gegenstände aus dem ehemaligen deutschen Osten seien in den Heimatstuben gezeigt worden.

Gensch: „Wir halten diese Sammlung für erhaltenswert. Es ist ein Stück Zweibrücker Geschichte. Man kann über einzelne Exponate, die in den Heimatstuben gezeigt wurden, streiten hinsichtlich ihrer Bedeutung“, so der Fraktionsvorsitzende. Fakt sei für seine Partei aber, dass die Sammlung in ihrer Gänze erhaltenswert sei, sie könne für Historiker, die vielleicht dereinst in Fragen von Migration auf Spurensuche gingen, wichtige Zeugnisse liefern, argumentierte er.

Die CDU halte es für prüfenswert, den Bezirksverband Pfalz zu kontaktieren, möglicherweise sei dieser bereit, der Sammlung eine neue Heimat zu geben; der Bezirksverband habe gerade ein Projekt gestartet, das die Pfalz in ihrer Bedeutung als Ort der Migration untersuche. „Wir bitten um Unterstützung unseres Antrags“, richtete sich Gensch an die anderen Fraktionen im Rat.

Norbert Pohlmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen, beschied diesen Wunsch abschlägig. „In der Tat sind die Ostdeutschen Heimatstuben ein Teil der Geschichte Zweibrückens“, billigte er der Sammlung durchaus historische Bedeutung zu. Allerdings hätten „nachfolgende Generationen nicht mehr den Bezug zur alten Heimat“, sagte Pohlmann. Darum sei es für seine Fraktion nicht plausibel, dafür in Zweibrücken ein Depot einzurichten.

Ingrid Kaiser, Fraktionsvorsitzende der FDP, signalisierte Gensch hingegen Zustimmung. „Die Sammlung ist ein Beitrag zur Migrationsgeschichte Zweibrückens.“ Die Pfalz sei seit dem 30-jährigen Krieg immer wieder durch Migration tief geprägt worden; auch mit Blick auf heutige Migrationsfragen gewinne die Sammlung Bedeutung. „Wir stimmen zu“, sagte sie Gensch.

Stéphane Moulin, Fraktionsvorsitzender der SPD, begrüßte den Vorschlag Genschs, den Bezirksverband Pfalz „mit ins Boot zu holen“. Schließlich habe Zweibrücken gleich zwei Vertreter im Bezirksverband Pfalz aufzuweisen: Christina Rauch (CDU), die zudem im Stadtrat sitzt, und Felix Schmidt (Grüne) aus dem Stadtteil Oberauerbach.

Harald Benoit, Fraktionsvorsitzender der AfD, erklärte, die Geschichte der Vertreibung sei etwas, was in den Schulen im Geschichtsunterricht zu kurz komme, Deutschland sei nach dem Zweiten Weltkrieg in außerordentlicher Weise von Migration betroffen gewesen, es sei wichtig, diese Erinnerung wachzuhalten; die Sammlung der Ostdeutschen Heimatstuben leiste hier einen Beitrag.

Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück, war in den Stadtrat eingeladen worden, um ihre Sicht kundzutun. Vertreter der Ostdeutschen Heimatstuben hatten gehofft, dass Glück im Stadtmuseum Platz für die Exponate habe oder dass sie bei einer neuen Bleibe behilflich sein könne. Glück hatte allerdings erklärt, sie sei der Auffassung, die Sammlung passe thematisch nicht in das Stadtmuseum (wir berichteten). Im Rat bekräftige Glück diese Sicht. Zwar fand sie Lob für das Engagement der Heimatstuben, sie bedauerte das Aus der Heimatstuben in Zweibrücken – aber, so Glück: „Unsere Depots sind jetzt schon voll!“

Auf den Wunsch mehrere Räte, man möge diese Sammlung selbst gerne einmal in Augenschein nehmen, um den Sachverhalt besser beurteilen zu können, regte Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) einen Ortstermin für den Kulturausschuss an. Derzeit ist die Sammlung der Ostdeutschen Heimatstuben im Erdgeschoss der Herzog-Christian-Musikschule (Grinsardstraße 16) untergebracht. Die Ostdeutschen Heimatstuben hatten zuletzt noch rund 40 Mitglieder. Ende 2018 wurde der Treffpunkt geschlossen (wir berichteten).

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