Dekanat Zweibrücken zeigte den Film „Oh sister!“ Menschlichkeit im Angesicht des Krieges

Zweibrücken · Anlässlich des Jahrestages des Kriegsausbruchs in der Ukraine zeigte das Protestantische Dekanat Zweibrücken den Film „Oh sister!“. Der 20-minütige Dokumentarfilm porträtiert sechs ukrainische Frauen.

 Im Zweibrücker Dietrich-Bonhoeffer-Haus wurde der Film „Oh sister!“ der Filmemacherin Hanna Kopylova gezeigt. Zuvor stimmte Pfarrer Günter Sifft, zusammen mit den Besuchern, das Lied „We shall overcome“ an.

Im Zweibrücker Dietrich-Bonhoeffer-Haus wurde der Film „Oh sister!“ der Filmemacherin Hanna Kopylova gezeigt. Zuvor stimmte Pfarrer Günter Sifft, zusammen mit den Besuchern, das Lied „We shall overcome“ an.

Foto: Susanne Lilischkis

Vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zum Gedenken an diesen traurigen Jahrestag lud das Protestantische Dekanat Zweibrücken am vergangenen Freitag zu einer Friedensveranstaltung ein. Im Mittelpunkt stand der Film „Oh sister!“ der Filmemacherin Hanna Kopylova. Darin begleitet sie drei Friedensnobelpreisträgerinnen auf ihrer Reise vom polnischen Krakau bis ins ukrainische Lemberg. Den Film stellte der Grünen-Kreisverband Zweibrücken bereit.

Dekan Peter Butz begrüßte die Besucher mit den Worten: „Ein Jahr herrscht jetzt schon Krieg. Wir wollen das nicht einfach so vorbeigehen lassen. Wir wollen die zu Wort kommen lassen, die vom Krieg betroffen sind.“

Zur kurzen Einstimmung stimmten alle das Friedenslied „We shall overcome“ an, begleitet von Pfarrer Günter Sifft an der Gitarre. Das Protestlied, dessen Refrain „Wir werden es überwinden“ bedeutet, spielte eine wichtige Rolle in der US-Bürgerrechtsbewegung.

Der anschließende 20-minütige Dokumentarfilm „Oh sister!“ porträtierte sechs ukrainische Frauen. Als Sanitäterin, Sozialarbeiterin, Soldatin, Köchin, Zugführerin, Aktivistin halten sie – soweit möglich – das zivile Leben aufrecht. „Wir kämpfen an der Front, dass anderswo Menschen in Frieden leben können“, erzählt die 24-jährige Sanitäterin Lastivka zum Beispiel. Gleich nach Ausbruch des Krieges meldete sie sich, zusammen mit ihrem Ehemann, beim Militär. „Im Schützengraben gibt es keine Atheisten“, ist sie sicher.

Natalia Kudrych und Nadia Zhmykovska sind Zugführerinnen der Ukrainischen Eisenbahn. Mit unglaublichem Mut begleiten sie Evakuierungszüge und retten unzähligen Menschen das Leben. Alla Melnychuk, Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation „Mütter und Neugeborene“, sorgt dafür, dass schwer verletzte Kinder im Ausland behandelt werden können, während Tata Kepler als Leiterin von Ptakhy Foundation für taktische medizinische Versorgung im industriellen Maßstab in vom Krieg verwüstete Gebiete geht, um medizinische Hilfe zu leisten. Sie berichtet erschütternde Details von den Gräueltaten der russischen Soldaten und Besatzer, von Folterungen und Vergewaltigungen.

Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor ein internationales Strafgericht bringen will die Menschenrechtsanwältin Oleksandra Matviichuk. Sie ist Trägerin des „Right Livelihood Awards“ und des „Sacharow-Preises“ des Europäischen Parlaments. Der rund 20-minütige Film brachte das Grauen des Krieges ins friedliche Zweibrücken. Gleichzeitig vermittelte er ein Bild von dem Mut, der Widerstandsfähigkeit und Stärke der Ukrainerinnen.

Nach dem Film herrschte im Saal erst einmal betroffene Stille, einige Besucher mussten weinen. „Es ist schwer, nach einem solchen Film etwas zu sagen“, meinte Dekan Butz im Anschluss. Deshalb sprach er ein Segensgebet, das er einer kirchlichen Publikation entnommen hatte, die Anfang der achtziger Jahre, auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung, entstanden war. In diesem Zusammenhang sagte Butz: „Man kann die Friedensfrage nicht stellen, ohne über die Machtfrage zu sprechen.“

Wer mochte, konnte seine Gedanken auf Karten schreiben, die neben eine Kerze gelegt wurden. Im Film sagt Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia: „Wir alle haben ein Licht in unserem Herzen. Dieses Licht ist unsere Menschlichkeit.“ Daran sollten wir uns am Jahrestag des Kriegsausbruchs in der Ukraine erinnern.

Den Film „Oh sister!“ kann man kostenlos auf Youtube und Vimeo anschauen.

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