„Die Vergangenheit ist nie vergangen“

Zweibrücken · Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist zwar schon 100 Jahre her. Doch das epochale Ereignis ist auch heute noch aktuell, machten gestern bei der Ausstellungs-Eröffnung im Zweibrücker Stadtmuseum Oberbürgermeister Pirmann, Staatssekretär Schumacher und Helmholtz-Direktorin Kiehm deutlich.

 Nikolaus Koenig-Hülsey betrachtet mit seinen Kindern Mathieu und Théo (vorne von links) bei der Ausstellungseröffnung die von Helmholtz-Gymnasiasten gefertigten Gipstotenmasken. Foto: Jörg Jacobi

Nikolaus Koenig-Hülsey betrachtet mit seinen Kindern Mathieu und Théo (vorne von links) bei der Ausstellungseröffnung die von Helmholtz-Gymnasiasten gefertigten Gipstotenmasken. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Auch auf aktuelle Krisen richtete Oberbürgermeister Kurt Pirmann gestern den Blick bei der Eröffnung der Ausstellung "Die Eiserne Zeit: Heimatfront Westrich - Der Erste Weltkrieg 1914-1918" im Zweibrücker Stadtmuseum. "Es ist an der Zeit, zu mahnen", sagte Pirmann. Militärische Gewalt biete keine Lösung für Probleme: "Es gibt keine Sieger und keine Besiegten. Es gibt nur Tote, Leid und Elend."

Der Mainzer Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher sprach von einem "Weltbruch", der Rheinland-Pfalz und den Westrich "nicht unberührt" gelassen habe. Die Region war kein Kriegsgebiet im engeren Sinn, dennoch bekamen die Zweibrücker den Krieg direkt zu spüren, als 1915 französische Kampfflugzeuge 39 Bomben über der Rosenstadt abwarfen. Das 22. königlich-bayrische Infanterie-Regiment, in dem zahlreiche Soldaten aus Zweibrücken und dem heutigen Saarpfalz-Kreis dienten, verlor 5129 Mann während des Krieges. Auch wenn er 100 Jahre zurückliege, seien Auswirkungen bis heute sichtbar. "Die Vergangenheit ist nie vergangen", so Schumacher, denn die aktuellen Konflikte in der Ukraine, auf dem Balkan und im Nahen Osten hätten ihren Ursprung auch im Ersten Weltkrieg.

Die Direktorin des Helmholtz-Gymnasiums, Kerstin Kiehm, äußerte sich ähnlich. Krieg sei "nie wirklich weit weg", denn die Lebenswirklichkeit der Zweibrücker Schüler von 1914 sei heute noch Realität für viele Schüler in anderen Teilen der Welt, wo sie für Kriege "instrumentalisiert" würden. Auch wenn die Lebenswirklichkeit für ihre Schüler gegenwärtig "eine ganz andere" sei, so müsse der Erste Weltkrieg doch im Sinne der Friedenserziehung Unterrichtsgegenstand sein, denn Frieden und Freiheit seien bei uns heute "viel zu selbstverständlich".

Das Thema "Krieg und Schule" ist ein Schwerpunkt der Ausstellung, zu dem Helmholtz-Schüler durch Recherchen zu gefallenen Lehrern und Schülern aktiv beigetragen haben.

Schon am Eröffnungstag zeigte sich Museumsdirektorin Charlotte Glück-Christmann dankbar und zufrieden ob der zahlreichen Besucher und Leihgaben von Zweibrücker Bürgern: "Die Vitrinen platzen aus allen Nähten." Zu sehen sind neben zahlreichen Fotos und Feldpostkarten auch Uniformteile, Waffen und zivile Alltagsgegenstände.

Parallel zur Weltkriegsausstellung werden Werke des Malers Edmund Louyot gezeigt. Der 1861 geborene Lothringer wurde mit der Annexion Elsass-Lothringens durch das siegreiche Deutschland 1871 deutscher Staatsbürger. Louyot ließ sich an Akademien in Düsseldorf und München ausbilden. Sein Werk, das zahlreiche Darstellungen des Lebens in der deutsch-französischen Grenzregion umfasst, geriet lange in Vergessenheit, galt er Franzosen doch als deutscher Künstler und den Deutschen als Franzose. Damit sei auch er ein "Opfer des Konflikts zwischen beiden Ländern", so der ehemalige französische Kulturattaché und Nachfahre Michel Louyot. Seit gestern sind seine Bilder erstmals auch in einem deutschen Museum zu sehen.

Geöffnet ist die Ausstellung bis 11. Januar, dienstags 10-18 Uhr, mittwochs bis sonntags sowie feiertags 14-18 Uhr. Eintritt: sechs Euro, ermäßigt drei Euro, unter 16 Jahren frei.

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