„Die Stimmung ist am Boden“

Zweibrücken · Das Zweibrücker Traditionsunternehmen Pallmann ist in schwerem Fahrwasser. Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Patsch bestätigte am Dienstag auf Anfrage des Merkur, dass die Belegschaft massiven Jobabbau fürchtet. Gesellschafter Siempelkamp habe für Mitte März ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, auf das die Mitarbeiter immer noch warteten.

 Pallmann gehört zu den großen Zweibrücker Traditionsbetrieben. Aktuell arbeiten 356 Menschen bei dem Hersteller von Zerkleinerungsmaschinen. Foto: Jan Althoff

Pallmann gehört zu den großen Zweibrücker Traditionsbetrieben. Aktuell arbeiten 356 Menschen bei dem Hersteller von Zerkleinerungsmaschinen. Foto: Jan Althoff

Foto: Jan Althoff

Die Ungewissheit ist das Schlimmste. Die Mitarbeiter von Pallmann stehen vor schwierigen Zeiten - aber wie schwierig diese genau sind, das bleibt unklar für die Beschäftigten. "Die Stimmung ist am Boden", konstatiert Klaus Patsch, Betriebsratsvorsitzender bei Pallmann, auf Anfrage unserer Zeitung.

Anfang März war bekannt geworden, dass das Unternehmen Siempelkamp, das zu rund 45 Prozent an Pallmann beteiligt ist, einen Jobabbau bei dem Zweibrücker Traditionsbetrieb fordert. Ferner hieß es, Mitte März würde Siempelkamp ein Restrukturierungsprogramm für Pallmann vorlegen (wir berichteten).

"Auf dieses Restrukturierungsprogramm warten wir heute noch", so Patsch am Dienstag. "Es gab bislang hierzu ein paar löchrige Informationen, aber alles sehr lückenhaft - seitdem wird immer nur angekündigt, das Restrukturierungsprogramm werde vorgelegt, aber es bleibt bei den Ankündigungen."

Das Einzige, was bislang durchgedrungen sei: Siempelkamp wolle offenbar massiv Personal bei dem Zweibrücker Maschinenbauer abbauen. "Es hieß, 70 Mitarbeiter sollen gehen", erklärt Patsch. Pallmann habe derzeit 356 Beschäftigte, folglich drohe offenkundig 20 Prozent der Mitarbeiter die Kündigung. Hans Fechner, Geschäftsführer der Siempelkamp-Gruppe, habe mitgeteilt, so Patsch, dass für ihn zwei Dinge zählten: die Zahl der Mitarbeiter bei Pallmann zum 31. Dezember 2015 und zum 31. Dezember 2016.

Im April 2012 war die Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG aus Krefeld bei Pallmann eingestiegen und rettete das Zweibrücker Traditionsunternehmen in höchster Not. Zuerst hielt Siempelkamp 25,1 Prozent an Pallmann und der Ludwig Pallmann Verwaltungsgesellschaft mbH. Im Dezember 2015 baute Siempelkamp diese Beteiligung über eine Kapitalerhöhung auf 45 Prozent aus. Patsch sagt, die IG Metall warne, dass Siempelkamp diese Mehrheit weiter ausbauen wolle, Pallmann drohe regelrecht eine feindliche Übernahme. Kann Patsch dieser Sicht der IG Metall zustimmen? "Nun ja, nach einer freundlichen Übernahme sieht es jedenfalls nicht aus", merkt der Betriebsratsvorsitzende an. "Noch ist Pallmann rechtlich gesehen eigenständig. Aber die Frage ist: Wie lange noch?", unkt Patsch.

Patsch will allerdings nicht nur Kritik an dem Krefelder Investor üben. "Wir bei Pallmann haben Siempelkamp in den Verhandlungsgesprächen als kompetenten und auch verlässlichen Partner kennengelernt." Allerdings müsse er nun, mit Blick auf das bislang Erzielte feststellen: "Siempelkamp ist immer mit Geld bei uns eingesprungen, aber nicht mit Rat und Tat."

Der Betriebsratsvorsitzende ist hingegen froh, dass er aus dem Zweibrücker Stadtrat bereits Stimmen vernommen hat, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für die Gefahr von enormen Arbeitsplatzverlusten in der Rosenstadt - auch vor dem Hintergrund, dass nicht nur Pallmann, sondern auch das Evangelische Krankenhaus vor enormen Problemen steht und auch dort vielen Beschäftigten das Aus droht.

Siempelkamp war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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