"Die Sitten verrohen"

Zweibrücken. Es gab eine Zeit, da hatte Wolfgang Weber Freude an seinem Beruf als Hausmeister. Doch das ist Schnee von gestern. "Es ist ein Knochenjob geworden", stöhnt er. Weber erlebt immer mehr Gewalt und Vandalismus. Der 63-Jährige steht kurz vor dem Ruhestand - nach drei Jahrzehnten Dienst auf Zweibrücker Schulhöfen

 Regelmäßig kommt es laut Wolfgang Weber auch im Umfeld der Sechsmorgen-Schule zu Trinkgelagen und Vandalismus. Foto: mw

Regelmäßig kommt es laut Wolfgang Weber auch im Umfeld der Sechsmorgen-Schule zu Trinkgelagen und Vandalismus. Foto: mw

Zweibrücken. Es gab eine Zeit, da hatte Wolfgang Weber Freude an seinem Beruf als Hausmeister. Doch das ist Schnee von gestern. "Es ist ein Knochenjob geworden", stöhnt er. Weber erlebt immer mehr Gewalt und Vandalismus.Der 63-Jährige steht kurz vor dem Ruhestand - nach drei Jahrzehnten Dienst auf Zweibrücker Schulhöfen. "Ich bin einer der dienstältesten Hausmeister in ganz Rheinland-Pfalz", erklärt er stolz. Im Merkur zieht er Bilanz. Und die fällt düster aus.

"Als ich 1981 anfing, war meine Tätigkeit sehr befriedigend. Klar gab es mal eine Schlägerei auf dem Schulhof oder sonst irgendwie Stress mit den Schülern, aber eben nur gelegentlich." Doch seit zirka zehn Jahren beobachtet er eine unheilvolle Entwicklung: "Die Sitten verrohen." Weber, der inzwischen schwerpunktmäßig Hausmeister für die Grundschule Sechsmorgen ist und zusätzlich bei der Mannlich-Realschule aushilft, sieht einen deutlichen Anstieg "von Vandalismus, Gewalt, Drogenkonsum und Beschaffungskriminalität". Diese Taten ereigneten sich vorwiegend "nach Einbruch der Dunkelheit", so Weber. "Tagsüber ist an der Schule soweit alles in Ordnung. Aber Abends geht's los. Ich wohne direkt neben der Schule. Ich kann von dort aus auf das Gelände blicken." Regelmäßig träfen sich auf dem frei zugänglichen Areal Jugendliche. "Sie trinken dort, konsumieren Hasch, pöbeln herum", klagt der Hausmeister. Weber wird nicht müde, immer wieder selbst auf den Schulhof zu gehen und die Jugendlichen zur Raison zu rufen. "Ich zeige Zivilcourage", macht er klar. Aber nach einer Attacke auf ihn ist Weber vorsichtig geworden: Mehrere Jugendliche hatten den Hausmeister im Februar 2010 in der Unterführung im Niederauerbacher Gewerbegebiet überfallen und auf ihn eingeschlagen. Weber, der mit einigen Blessuren davonkam, vermutete damals im Merkur einen Racheakt.

Die Polizei und das Ordnungsamt könne er auch nicht jedesmal rufen. "Die sind überlastet", zeigt der Hausmeister Verständnis. Weber hebt hervor, dass die Zunahme von Zecherei und Gewalt keinesfalls nur das Gelände der Sechsmorgen-Schule betreffe. "Ich weiß aus den Gesprächen mit den anderen Hausmeister-Kollegen, dass die auch ihre liebe Mühe und Not haben." Die stetig steigende Zahl von Einbrüchen in Schulen (zuletzt Ende November in der Canadaschule, wir berichteten) sind für ihn ein Indiz für Beschaffungskriminalität. Es gebe nicht wenige Schüler, die Hasch rauchten oder stärkere Drogen konsumierten und ihre Sucht mit Einbrüchen finanzierten. Zuletzt waren im Oktober vier Jugendliche, die in mehrere Gebäude, unter anderem die Sechsmorgen-Schule, aus Gründen der Beschaffungskriminalität eingebrochen waren, aufgeflogen (wir berichteten).

Wo soll man denn ansetzen, um die von Weber beklagte Verrohung der Sitten zu bekämpfen? "Es liegt ja beileibe nicht nur an den Schülern", sagt er. "Die Eltern sind gefragt", erklärt Weber und fügt schmunzelnd hinzu: "Es gibt einige Schüler, die haben schwer erziehbare Eltern". Aber Spaß beiseite: Weber sagt, er habe bereits wiederholt Eltern besucht, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Kinder etwas auf dem Kerbholz hätten und beispielsweise Alkohol konsumieren würden. "Aber die haben nur die Achseln gezuckt", schüttelt Wolfgang Weber den Kopf.

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