Die Pallmänner geben nicht auf

Zweibrücken. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so wollen die 453 Beschäftigten beim Zweibrücker Maschinenbau-Unternehmen Pallmann auch jetzt nicht klein beigeben. Zwar hat ihr geschäftsführender Gesellschafter Hartmut Pallmann am Freitagmittag beim Amtsgericht in Zweibrücken einen Insolvenzantrag eingereicht

 Das Archivfoto zeigt zwei Mitarbeiter von Pallmann bei der Montage einer Anlage. Foto: pm

Das Archivfoto zeigt zwei Mitarbeiter von Pallmann bei der Montage einer Anlage. Foto: pm

Zweibrücken. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so wollen die 453 Beschäftigten beim Zweibrücker Maschinenbau-Unternehmen Pallmann auch jetzt nicht klein beigeben. Zwar hat ihr geschäftsführender Gesellschafter Hartmut Pallmann am Freitagmittag beim Amtsgericht in Zweibrücken einen Insolvenzantrag eingereicht. Und Betriebsratschef Klaus Patsch gibt im Gespräch mit dem Merkur auch unumwunden zu, dass er, als er davon erfahren habe, "geschockt" gewesen sei. Aber aufgeben gilt nicht. "Wir setzen die Hoffnung auf das jetzt anstehende Insolvenzverfahren", sagt Patsch. Er merkt an: "Wir sind bei Pallmann durchaus gewöhnt, mit Krisen fertig zu werden. In der Vergangenheit hatten wir auch schon schwierige Situationen zu überstehen. Das neue Insolvenz-Recht, das die Rechte des betroffenen Unternehmens stärkt, macht uns Hoffnung.""Wir geben nicht auf", sagt auch die Zweibrücker Wahlkreis-Bundestagsabgeordnete Anita Schäfer (CDU) nach einem Gespräch mit Hartmut Pallmann, "bis Mittwoch ist noch Zeit, den Insolvenz-Antrag zurückzuziehen". Sie sei weiter zuversichtlich, dass es gelingen werde, den benötigten 2,6-Millionen-Euro-Kredit zu bekommen. Schäfer setzt dabei auch auf die Hilfe Zweibrückens: "Die Stadt muss jetzt aktiv helfen." Dies habe der Hauptausschuss ja am Mittwoch beschlossen für den Fall, dass die Bemühungen von Land und ISB scheitern.

Oberbürgermeister Helmut Reichling ist bestürzt über die Entwicklung bei dem drittgrößten Industriebetrieb Zweibrückens. "Wir haben versucht, an allen Strängen zu ziehen, damit Pallmann gerettet werden kann", sagt Reichling. Gemeinsam mit seinem Nachfolger in spe, Kurt Pirmann (SPD), sei er wiederholt beim Wirtschaftsministerium in Mainz vorstellig geworden. Dort habe man versucht, in Gesprächen mit der landeseigenen Investitions- und Strukturbank (ISB) eine Rettung zu ermöglichen. Doch trotz des Insolvenz-Antrags sei noch lange nicht aller Tage Abend, so der OB. "Jetzt, nachdem Herr Pallmann den Insolvenz-Antrag eingereicht hat, ist der Zeitdruck weg. In den Gesprächen mit Mainz haben wir Modelle entwickelt, wie Pallmann gerettet werden könnte". Wie genau diese Modelle aussähen, will Reichling aber nicht erklären. Wie Patsch weist er darauf hin, dass das reformierte Insolvenz-Recht angeschlagenen Unternehmen größere Hoffnung gebe, gerettet zu werden.

Auch Ralf Cavelius, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Homburg-Saarpfalz, erklärt, "dass die Hoffnungen nun auf dem Insolvenz-Verfahren ruhen. Der Kampf war nicht umsonst. Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass das Unternehmen nicht zerschlagen wird und möglichst viele Arbeitsplätze gerettet werden können." Cavelius macht den Hausbanken Pallmanns, der Commerzbank und der Sparkasse Südwestpfalz, schwere Vorwürfe. Bewusst hätten sie mit der Verweigerung eines Kredits in Höhe von 2,6 Millionen Euro das Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Die Banken hätten sich quergestellt, obwohl die Liquiditätsprobleme Pallmanns kurzfristiger Art gewesen seien.

Vor allem der Sparkasse warf Cavelius massives Fehlverhalten vor. "Die Sparkasse hat auch wegen Animositäten Herrn Pallmann nicht geholfen. Ich war am Dienstag beim Vorstandsvorsitzenden, Herrn Klein. Ich konnte dort sagen, was ich wollte - mit Sachargumenten bin ich ihm nicht beigekommen." Im Gegenteil: Vorstandschef Rolf E. Klein habe Cavelius frank und frei erklärt: "Hartmut Pallmann muss weg. Der kann es nicht!" Klein sei der Auffassung, dass der Firmenchef inkompetent sei. Dabei hätten sich die Banken selbst als inkompetent erwiesen. Als sich die Commerzbank und die Sparkasse 2009 als Hausfinanzierer für Pallmann zusammentaten, hätten sie darauf gepocht, dass bei Pallmann ein "Chief Financial Officer", ein Finanz-Geschäftsführer, installiert werde. Die Banken hätten für diese Funktion zuerst einen Mann auserkoren, der sich gerade einmal rund ein Jahr, von Sommer 2010 bis September 2011, halten konnte, bevor er sich als offenkundig überfordert erwiesen habe.

Im Oktober 2011 habe Pallmann dann auf Druck der Banker den neuen Finanz-Geschäftsführer Bernd Huber eingestellt, der bereits wenig später, am 13. Februar 2012, wegen geschäftsschädigenden Verhaltens von Pallmann habe gefeuert werden müssen.

Und auch dessen Nachfolger, den die Banken erzwungen hätten, Alfred Wadle, habe sich als nicht tragbar herausgestellt. Cavelius zog das Fazit: "Die Banken trafen eine Fehlentscheidung nach der anderen. Und dann werfen sie Pallmann vor, er sei inkompetent!"

Weder Pallmann-Geschäftsführer Hartmut Pallmann noch Sparkassen-Vorstandschef Rolf E. Klein waren am Freitag für eine Stellungnahme zu erreichen. > Seiten 1 und 18: weitere Berichte

Foto: eric kolling

"Wir setzen die Hoffnung auf das jetzt anstehende Insolvenz-

Verfahren."

Klaus Patsch,

Betriebsratschef

bei Pallmann

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