Die Nerven gehörig herausfordert

Zweibrücken · Stefan Ruzowitzky ist ein hoch geschätzter Filmautor, der mit "Die Fälscher" den Oscar für den besten Auslandsfilm einstreichen konnte. Der Österreicher versteht sich aber auch auf knallharte Spannungsunterhaltung und belegt das mit schweißtreibendem Nachdruck. Zufällig ist die Verwandtschaft des Titels mit den Romanen von Dan Brown nicht, denn auch hier gilt es ein Rätsel zu lösen, bei dem es garantiert auf Messers Schneide um Leben und Tod geht.

 Die junge Kampfsportlerin Özge, gespielt von Violetta Schurawlow, wird in dem Film „Die Hölle – Inferno“ Zeugin eines Mordes – mit fatalen Folgen. Foto: Splendid

Die junge Kampfsportlerin Özge, gespielt von Violetta Schurawlow, wird in dem Film „Die Hölle – Inferno“ Zeugin eines Mordes – mit fatalen Folgen. Foto: Splendid

Foto: Splendid

Özge, eine junge Kampfsportlerin mit türkischen Wurzeln, bringt sich durch ihr cholerisches Wesen immer wieder in Konflikt mit ihrem Umfeld und dem Gesetz. Dann wird sie Zeugin eines Mordes und als man ihre beste Freundin nur kurze Zeit danach in ihrer eigenen Wohnung mit durchschnittener Kehle findet, wird Özge klar, dass der Täter es eigentlich auf sie abgesehen hatte. Die Polizei bringt Özge in einem Frauenhaus unter, was wenig Sicherheit verspricht. Ausgerechnet der ruppige Kommissar Steiner (wieder einmal erstklassig schlecht gelaunt: Tobias Moretti) gewährt Özge Unterschlupf in seiner Wohnung.

Vor 16 Jahren setzte Stefan Ruzowitzky mit "Anatomie" gruselige Akzente, die von einem überraschten Publikum dankbar aufgegriffen wurden. Nun kehrt er nach hochwertigen Arthouse- und Dokumentararbeiten ("Das radikal Böse") zurück zum Nervenkitzel der internationalen Härte. Mit ausgeklügelten Kamerawinkeln und beunruhigenden Licht-Schatten-Nuancen erwirkt Ruzowitzky einen lüsternen, klebrigen Spannungshumus, auf dem er seine aggressiv dynamische Hauptdarstellerin Violetta Schurawlow in drahtiger Fitness mit Schmollmund und schwarzen Augen als legitime Erbin von Beatrice Dall sich austoben lässt. Sein Werk rund um die geprügelte, prügelnde Einzelgängerin ist ein knallharter Thriller-Parcours, der mit fieser Unbarmherzigkeit im Stile von Brian DePalmas "Dressed to kill" die Nerven unter Druck setzt.

Gekonnt münzt der in Wien spielende Film das malerische Ambiente der Metropole in ein Labyrinth des Schreckens um, wo hinter jeder Ecke und in jedem Hauseingang das Unheil lauern kann. Ein echter Treffer, dieser Film, aber er ist definitiv nichts für Zartbesaitete.

D/Österreich 2016, 92 Minuten; Regie: Stefan Ruzowitzky; Buch: Martin Ambrosch; Kamera: Benedict Neuenfels; Darsteller: Violetta Schurawlow, Tobias Moretti, Robert Palfrader, Sammy Sheik, Friedrich von Thun, Nursel Köse, Verena Altenberger

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