Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Zweibrücken · Die etwas unbeholfene und sehr allein stehende Enddreißigerin Pauline (Isabelle Carré) schlägt sich in der bretonischen Provinz als Alleinunterhalterin durch. Im Darth-Vader-Kostüm tritt sie auf einem Kindergeburtstag auf, aber die lieben Kleinen lassen von ihrer dunklen Macht und den Kork-Rußflecken auf der Stirn nicht beeindrucken. Ganz anders der Mann, den sie in voller Montur nach dem Weg fragen will. Der stürzt vor Schreck in eine Bauschuttgrube und gibt keinen Ton mehr von sich. Pauline ruft noch den Notarzt und flüchtet vom Tatort ins Altersheim "Armes Elend", wo sie im Bananenkostüm die senile Belegschaft belustigen soll. Aus der Zeitung erfährt sie am nächsten Tag, dass der Mann im Koma liegt. Vom schlechten Gewissen geplagt macht sie sich auf zum Krankenhaus und ist entschlossen, alles für die Heilung des unbekannten Bewusstlosen zu tun. Neben täglichen Besuchen, Geigenspiel, Händchenhalten, Kuscheln auf dem Krankenbett gehört dazu auch, dass sie sich in das Leben des ohnmächtigen Fabrice (Philippe Rebbat) einnistet. Sie übernimmt die Kurse des Musiklehrers, bricht in dessen Wohnung ein, versorgt den Hush-Puppy-Hund und bald auch schon den kleinen Sohn. Aber natürlich naht der Tag, an dem Fabrice wieder erwacht.

 Linkische Sympathieträgerin in einer romantischen Geschichte: Isabelle Carré als allein stehende Enddreißigerin Pauline. Foto: Neue Visionen

Linkische Sympathieträgerin in einer romantischen Geschichte: Isabelle Carré als allein stehende Enddreißigerin Pauline. Foto: Neue Visionen

Foto: Neue Visionen

Eine sehr ungewöhnliche, romantische Komödie hat Marie Belhomme in "Die fast perfekte Welt der Pauline" zusammengestrickt. Liebe ist ja immer auch eine Frage der Projektion und das Bild, das wir uns von jemanden machen, entwickelt oftmals eine amouröse Eigendynamik, die der Realität nicht immer stand hält. Belhomme radikalisiert diesen Gedanken, indem sie den potenziellen Geliebten ins Koma versetzt und ihre romantische Heldin frei in dessen Leben umherwandern lässt.

Isabelle Carré spielt diese eigenwillige Liebesdetektivin mit jenem schrägen Charme der Unbeholfenheit, den sie auch schon in Jean Pierre Améris' "Die anonymen Romantiker" einüben konnte. Als linkische Sympathieträgerin hilft sie dieser freundlichen, aber auch sehr harmlosen Komödie über einige dramaturgische Stolperstrecken hinweg.

F 2015, 83 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Marie Belhomme; Buch: Belhomme, Michel Leclerc; Kamera: Pénélope Pourriat; Darsteller: Isabelle Carré, Carmen Maura, Philippe Rebbat.

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